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Arthrose – wie Sie den Verschleiß aufhalten!

Die Arthrose ist die häufigste Erkrankung der Gelenke. Circa 6 Millionen Bundesbürger leiden darunter, vor allem an den Knie-, Hüft-, Finger- sowie den kleinen Wirbelgelenken. Jeder Mensch kann früher oder später betroffen sein, denn alle Körperzellen unterliegen im Laufe des Lebens einem natürlichen Verschleiß. Im Alter nimmt daher die Häufigkeit der Arthrose zu. Mit viel Bewegung und richtiger Ernährung kann man jedoch gegensteuern.

Arthrose (vom griechischen arthros = das Gelenk) bedeutet Gelenkabnutzung oder Verschleiß. Nicht zu verwechseln ist sie mit einer Arthritis – der primären Gelenkentzündung. Der Verschleiß bezieht sich zunächst auf die Knorpelschicht, mit der die Knochenenden, die sich im Gelenk gegeneinander bewegen, überzogen sind. Die Knorpelfläche ist normalerweise spiegelglatt, recht hart und auch elastisch, allerdings im Allgemeinen nur ein bis zwei Millimeter dick. Die Gelenkkapsel umschließt als feste Hülle das Gelenk und stabilisiert es mit faserigen Anteilen. Außerdem bildet die Innenhaut der Gelenkkapsel die Gelenkschmiere, eine zähe Flüssigkeit, die wie ein Ölfilm die glatten Knorpelflächen überzieht. Sie vermindert bei Bewegungen deren Reibungswiderstand, und der Knorpel wird über die ihn umgebende Gelenkflüssigkeit ernährt.

Die Arthrose entwickelt sich aus einem Ungleichgewicht zwischen der Belastungsfähigkeit und der tatsächlichen Belastung des Gelenks. Die Knorpelschicht wird zunehmend abgerieben, der darunterliegende Knochen freigelegt. Da er mit freien Nervenendigungen versorgt ist, wird nun jede Bewegung, insbesondere zu Beginn eines Bewegungsablaufes, schmerzhaft (sogenannter „Anlaufschmerz“). Bei Fortschreiten des Abriebprozesses treten diese Schmerzen auch in Ruhe auf.

Zusätzlich kann eine akute Gelenkreizung mit Schwellung und Überwärmung entstehen. Man spricht dann von einer „aktivierten“ Arthrose. Außerdem bildet der Knochen an den Gelenkrändern Abstützgewebe in Form kleiner Knochenanbauten (Osteophyten). Diese schränken die Gelenkbewegung zunehmend ein und führen im Extremfall zur Gelenkversteifung. Allerdings macht nicht jede Arthrose ständig Beschwerden: Oft finden sich Phasen mit beschwerdefreien Intervallen („stumme“ Arthrose).

 

Zur erblichen Belastung kommt ein mechanischer Schaden
In den meisten Fällen ist die Ursache der Arthrose laut Lehrbuch unbekannt („idiopathische“ oder „primäre“ Arthrose). Eine erbliche Belastung und Übergewicht spielen jedoch eine Rolle. Darüber hinaus können Fehlstellungen der Gelenke (z. B. X- und O-Beine), chronische Fehl- und Überbelastungen oder Unfallverletzungen die Knorpeloberfläche schädigen und damit zur vorzeitigen Arthrose führen. Oftmals liegen mehrere Gründe gleichzeitig für das Entstehen der Arthrose vor (z. B. erbliche Veranlagung und vermehrte Belastung durch Fußballsport). Seltener führen Gelenkentzündungen (z. B. bei der Polyarthritis) oder Stoffwechselstörungen (z. B. die Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose) in der Folge zu einer Arthrose. Einige Naturheilkundler sind der Ansicht, dass bei einer Übersäuerung des Stoffwechsels das Knorpelgewebe schlechter ernährt und damit schneller abgenutzt wird.

Zur Diagnosestellung reichen meist die ärztliche Befragung und eine körperliche Untersuchung. Dabei wird die Bewegungsfunktion des Gelenks sowie der gelenkführenden Muskeln, Bänder und Nerven geprüft. Zu Beginn einer Arthrose ist im Röntgenbild oft nicht viel zu erkennen, denn es zeigt nur die Veränderungen am Knochen, nicht am Knorpel. Und außerdem: Nur 20-30 Prozent der Patienten, deren Röntgenbild arthrotische Veränderungen aufweist, haben auch wirklich Beschwerden. Mit der Magnetresonanztomografie (MRT), auch „Kernspin“ genannt, können hingegen bereits Knorpelschäden entdeckt werden. Im Ultraschall (Sonografie) lassen sich Knorpel- und Knochenschäden meist nicht ausreichend feststellen. Bei der Arthroskopie (meist ambulant) wird über einen kleinen Schnitt ein spezielles Sichtgerät in das Gelenk eingeführt. Der Arzt kann dadurch meist alle Gelenkstrukturen gut beurteilen, eventuell Risse an Bändern oder dem Meniskus behandeln oder raue Knorpelflächen glätten. Bei Verdacht auf eine Stoffwechselstörung oder rheumatische Entzündung müssen Laborwerte bestimmt werden (z. B. Entzündungsanzeiger CRP, Harnsäure).

 

Knorpelschäden bleiben, aber Folgen lassen sich lindern
Eine bestehende Arthrose kann nicht wieder rückgängig gemacht werden! Das können auch alle zum Teil noch in Erprobung befindlichen Verfahren nicht, wie die Knorpelübertragung oder Orthokintherapie. Bei letzterer werden aus Blutproben entzündungshemmende Eiweiße gewonnen und anschließend in das betroffene Gelenk gespritzt.

Aber die Auswirkungen der Erkrankung, wie eine akute Reizung mit Gelenkerguss, die Schmerzen und die durch Muskelverspannungen und -verkürzung bedingten Bewegungseinschränkungen können deutlich gelindert oder für längere Zeit beseitigt werden.

In der schulmedizinischen Behandlung werden zunächst meist Schmerzmittel verordnet (z. B. Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac), gelegentlich wird auch reizreduzierendes Kortison in die Gelenke gespritzt. Wichtig ist dann Krankengymnastik zur Muskelkräftigung sowie die Behandlung von Schonhaltungen und eventuell bereits eingetretenen Muskelverkürzungen.

 

Nicht jede hilfreiche Therapie wird von den Kassen bezahlt
Bei einer noch nicht so vorangeschrittenen Kniearthrose kann das Einspritzen von Hyaluronsäure, dem Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit, die Beschwerden manchmal für einige Monate deutlich lindern. Da die meisten Krankenkassen die Kostenübernahme ablehnen, muss die Behandlung selbst bezahlt werden (circa 300 Euro).

Oft hilft auch eine durchblutungsfördernde und schmerzstillende Elektrotherapie (z. B. Iontophorese: hierbei werden schmerzstillende Salben mittels Gleichstrom in das Weichteilgewebe transportiert).

Die lokale Kälteanwendung lindert eine aktivierte, also gereizte Arthrose, z. B. 2- bis 3-mal täglich Gelbeutel aus dem Tiefkühlfach in einer Stoffhülle für 10-15 Minuten auf das überwärmte Gelenk legen. Über Nacht kann man Quarkumschläge aufbringen. Im chronischen Stadium ist allerdings meist Wärme besser: z. B. Fango (als Pulver) mit heißem Wasser anrühren, die Paste circa 2 cm dick auflegen, mit Plastikfolie, Wolltuch und elastischer Binde umwickeln und über Nacht einwirken lassen.

 

Teufelskralle und Brennnessel als Tee gegen die Entzündung
Teufelskralle (z. B. Cefatec® 480 oder Teltonal® 480 morgens und abends 1 Tablette zu den Mahlzeiten) hat entzündungs- und schmerzstillende Eigenschaften, eine spürbare Besserung tritt nach circa 2 Wochen auf. Da Teufelskralle gelegentlich Magen-Darm-Probleme verursacht, sollte die Therapie zunächst nicht länger als 4 Wochen am Stück erfolgen. Als lokale Injektionen um das Gelenk herum (z. B. Allya®) hat sich Teufelskralle gerade bei der Kniearthrose bewährt.

Brennnesselpräparate (z. B. Hox® alpha, 2 x 1 Kapsel, oder Rheuma Hek®, 2 x 2 Kapseln) wirken entzündungshemmend, da sie wie die Teufelskralle Botenstoffe (Zytokine) hemmen, die für das Fortschreiten der Arthrose verantwortlich sind. Für eine längere Anwendung eignen sich Brennnessel und Teufelskralle auch als Teezubereitung.

Neuraltherapie (Injektionen mit Lokalbetäubungsmitteln an Schmerzpunkten sowie an Bandansätzen und der Gelenkkapsel) eventuell mit Zusatz von Homöopathika, z. B. Zeel® comp N, hat sich besonders bei Knie- und Schultergelenkarthrose sowie Abnutzung der Wirbelgelenke bewährt.

Auch Eigenblut, anfangs zweimal pro Woche, ab der 2. Woche einmal pro Woche, wird an Punkten ähnlich der Neuraltherapie in bzw. unter das Unterhautgewebe gespritzt, z. B. bei der Kniearthrose. Enzyme (z. B. Phlogenzym®, 3 x 2 Dragees über 4-6 Wochen) helfen vor allem bei geschwollenen Gelenken.

Lokale Einreibungen z. B. mit Bienengiftsalbe oder Pfeffer-(Capsicum-)salbe (Thermo Bürger Salbe oder Jucurba Capsicum-Schmerzemulsion) eignen sich besonders bei der Fingerarthrose.

Wenn die Arthrose sehr weit fortgeschritten ist, stehen operativer Gelenkersatz vor allem an Knie- und Hüftgelenken zur Verfügung. Doch damit es nicht soweit kommt, sollten Sie sich auf jeden Fall bewegen und vorhandenes Übergewicht reduzieren. Davon profitieren gerade die unteren, gewichttragenden Hüft- und Kniegelenke.

 

Gewichtsreduktion entlastet die Knie und Hüftgelenke
Die Druckbelastung auf die Knorpelflächen kann sich bei Bewegung verdoppeln bis vervierfachen: bei einem 80 kg schweren Menschen treten beim Hüpfen oder einem kleinen Sprung vom Treppenabsatz rasch Druckbelastungen bis zu 300 kg auf. Eine Gewichtsabnahme von z. B. nur 4 kg wirkt sich für die Gelenke in einer Belastungssituation wie eine ganze Getränkekiste weniger Gewicht aus. Dabei hilft auch die richtige Ernährung:

► Weniger tierisches Eiweiß: Es enthält viel Arachidonsäure, die auch bei gereizten Arthrosen Entzündungsprozesse unterstützt.

► Überwiegend vegetarische und basische Kost. Einige Patienten haben gute Erfolge mit der Rohkosternährung.

► Mehr Omega-3-Fettsäuren (als Gegenspieler zur Arachidonsäure), die in fettreichen Fischen (z. B. Makrele, Hering, Lachs) oder Pflanzenölen (Lein-, Hanf- und Rapsöl) vorkommt.

 

Arachidonsäure meiden, freie Radikale unschädlich machen
Antioxidantien, insbesondere das Vitamin E, haben unterstützende Effekte. Für Glucosamin gibt es Untersuchungen, die bei der Kniearthrose positive Auswirkungen – allerdings in bescheidenem Ausmaß – zeigen. Alle anderen vielbeworbenen Präparate mit Knorpelsubstanzen vom Huhn bis zum Haifisch, Grünlippmuscheln und Kalkpräparate sind einen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis bisher schuldig geblieben.

Dehnungs- und Anspannungsübungen halten Gelenke in Bewegung. Günstig sind fließende, nicht abrupte Bewegungen ohne große Stoß- und Scherbelastungen. Eine kräftige Muskulatur hilft die Bewegung abzufedern und schützt die Gelenke vor Extremauslenkung und Überlastung.

Schwimmen und gehen statt rasten und rosten
Für die Beine wirken sich Gehen und Nordic Walking günstig aus. Dabei auf feste, aber bequeme Schuhe mit stoßdämpfender Sohle (z. B. Gel- oder Luftkissen) achten. Beim Radfahren möglichst die Ausdauer ohne großen Pedalwiderstand trainieren. Steigungen oder starker, anhaltender „Tretwiderstand“ erhöhen die Gelenkbelastung.

Beim Schwimmen führt der Auftrieb zur Gewichtsentlastung aller Gelenke, trotzdem werden die Muskeln durch den Wasserwiderstand angeregt. Schwimmen ist für fast alle Gelenke günstig, für die Beine sollten die Flossenschlagbewegung (wie beim Kraulen) oder Strampeln (wie beim „Toten Mann“) gegenüber den Scherbewegungen des Grätschens beim Brustschwimmen bevorzugt werden. Bei Halswirbelsäulenproblemen nicht zu stark den Kopf herausrecken, am besten beim Brustschwimmen mit dem Kopf eintauchen oder besser gleich auf dem Rücken schwimmen.

Ungünstig sind Sportarten, bei denen es zu abrupten Stoß- und Bremsbewegungen in den Gelenken kommt (z. B. Tennis oder Joggen auf hartem Untergrund) oder das Gelenkverletzungsrisiko groß ist (z. B. beim Fußballspielen).

 

Dehn- und Bewegungsübungen für jeden Tag
Übung 1: Gerade Sitzhaltung, rechten Arm gebeugt in Richtung Nacken führen und Kleinfingerkante an das linke Schulterblatt anlegen, mit der linken Hand um den Ellenbogen greifen und unter leichter Dehnung der Rücken- und Oberarmmuskulatur weiter Richtung Kopf ziehen, 10 Sek. halten, lockern, jede Seite 2- bis 3-mal wiederholen.

Übung 2: Ellenbogen angewinkelt, Hände nach vorn gestreckt. Zuerst Finger in den Mittelgelenken wie eine Kralle beugen, anschließend strecken. Dann alle Finger zur lockeren Faust schließen, strecken. Dann Faust halten und Handgelenk nach oben überstrecken und unten beugen, je zehnmal mit beiden Händen wiederholen.

Übung 3: In leichter Schrittstellung, rechtes Bein nach vorn, linke Ferse bleibt auf dem Boden. Gewicht nach vorn verlagern, bis leichte Dehnung in der linken hinteren Oberschenkelmuskulatur und der Wade zu spüren ist. 10 Sek. halten, Seite wechseln. Je 5-mal wiederholen.

Übung 4: Mit rechter Hand an der Wand abstützen, linkes Knie beugen, Fuß mit der linken Hand fassen und Richtung Gesäß ziehen. Dehnungsgefühl im rechten Oberschenkel spüren, 10 Sek. halten, lockern. Pro Seite 2-mal wiederholen.

Übung 5: In den Türrahmen stellen, Arme seitlich abspreizen und mit den Fingerspitzen beidseits Druck auf den Rahmen ausüben, dabei Schulterblätter hinten zusammenführen, Spannung 10 Sek. halten, lockern. 5-mal wiederholen.

 

Autor:
Dr. med. Andreas Weiß, Jahrgang 1958, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin, Zusatzbezeichnungen Chirotherapie und Naturheilverfahren. Oberarzt an einer Fachklinik für Innere Medizin und Rheumatologie in Bad Homburg.

Entnommen aus dem „Naturarzt“ April 2007

Rheuma ist längst nicht mehr nur das Lieblingsthema von Oma und Opa, wenn sie sonntags zu Besuch kommen. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland sind rheumakrank, darunter viele Kinder. Dabei gibt es Rheuma als Krankheit eigentlich nicht. Unter den Sammelbegriff fallen etwa 400 verschiedene Krankheitsbilder, darunter auch Arthrose und Arthritis. Die Arthrose gehört zu den häufigsten Erkrankungen und zu den folgenschwersten, wenn Sie zu spät erkannt und behandelt wird. Welche Behandlungsmöglichkeiten naturheilkundliche Verfahren bieten, lesen Sie in diesem Beitrag.

Wenn die Gelenkbereiche anschwellen und stark schmerzen, so dass die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, spricht man von Rheuma. Der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet „alles fließt“. Rheuma ist der Sammelbegriff für rund 400 Krankheiten. Sie werden als Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises bezeichnet und sind in drei Gruppen unterteilt:

► Rheumatische Krankheiten: Sie beruhen ursächlich auf einer Entzündung im Gelenk wie zum Beispiel Arthritis, insbesondere die primär chronische Polyarthritis (PcP), eine an mehreren Gelenken auftretende Dauererkrankung der Gelenke.

► Degenerative Gelenkerkrankungen: Sie beziehen sich auf alle abnützungsbedingt entstandenen Funktionsprobleme der Gelenke einschließlich der Wirbelsäulengelenke. Sind letztere betroffen, sprechen wir von Spondylosen, bei allen anderen Gelenken von Arthrosen.

► Weichteilrheumatismus: Damit sind diejenigen Funktionseinbußen der Gelenke gemeint, die ihren Ursprung außerhalb der Gelenke haben, nämlich an den die Gelenke umgebenden Weichteilen wie Muskeln, Sehnen und Bändern.

Arthrosen sind weltweit die häufigsten Gelenkerkrankungen. Starke Arthrosen haben den Verlust der Gelenkfunktion zur Folge und führen zur körperlichen Behinderung. Arthrose bezeichnet den schmerzhaften, fortschreitenden Verschleiß des Knorpelgewebes an Gelenken und Bandscheiben der Wirbelsäule. Aufgrund der gemeinsamen griechischen Sprachwurzel werden Arthrose und Arthritis oft fälschlicherweise in einen Topf geworfen. Arthrose unterscheidet sich jedoch von der Arthritis auf charakteristische Weise. Wie die Nachsilbe -itis (altgriechisch für Entzündung) schon verrät, ist Ursache oder Ausgangspunkt einer Arthritis stets eine Entzündung. Erst als Folge von dieser werden die Gelenkknorpel und das gelenknahe Knochengewebe geschädigt.
Die Arthrose hingegen beginnt unabhängig von einer Entzündung direkt am Knorpel. Folgende Gegebenheiten können eine solche Knorpelschädigung hervorrufen:

► Fehlstellung eines Gelenks,

► Überlastung und/oder Fehlbelastung eines Gelenks,

► Verletzungen des Knorpelgewebes aufgrund von Stauchungen oder Prellungen, die auch länger zurückliegen können und

► eine mangelhafte Ernährung des Knorpelgewebes, die sich bei Bewegungsarmut und mit zunehmendem Lebensalter ergibt.

Nach Meinung der Ärzte treffen mehrere Faktoren zusammen, wenn eine Arthrose entsteht. Zum einen liegt ein Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit der Gelenke vor. Zum anderen spielt die Störung des Stoffwechsels im Gelenkknorpel eine wichtige Rolle.
Egal welcher auslösende Faktor im Vordergrund der jeweiligen Einzelerkrankung steht, beginnt der Krankheitsprozess stets damit, dass mehr Knorpelbestandteile vom Körper abgebaut als aufgebaut werden. Die Folge: Der Knorpel verliert langsam seine Elastizität und seine Eigenschaften als Stoßdämpfer. Er wird weich, rissig und damit unelastisch. Die im gesunden Zustand glatte Knorpeloberfläche ist aufgeraut und wird durch die Bewegungen des Gelenks immer weiter abgeschliffen.
Das Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit des Knorpels zieht weiteren Knorpelabrieb nach sich. Dabei werden Gelenkkörperchen (Knorpelabrieb) freigesetzt. Der Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt, indem unser Körper sogenannte „Killerstoffe“, körpereigene Fresszellen, in das kranke Gelenk schickt. Sie bauen einerseits noch mehr Knorpelsubstanz ab und reizen andererseits die Gelenkinnenhaut. Daraufhin entzündet sich das Gelenk. Der Arzt bezeichnet das als aktivierte Arthrose.
Von Arthrose können grundsätzlich alle Gelenke des Körpers befallen werden, Hüft- und Kniegelenk, aber auch Fingermittel- und Endgelenk, Sprunggelenk oder Schultergelenk. Besonders häufig tritt Arthrose jedoch an den großen Gelenken wie Knie- und Hüftgelenk auf.

 

Entwicklungsstadien – ein Drama in vier Akten
Im ersten Stadium spürt der Patient die Arthrose nicht. Aber auf einer sehr kleinen Fläche ist der Knorpel bereits oberflächlich geschädigt. Im zweiten Stadium kommt es zur sogenannten Morgensteifigkeit des betroffenen Gelenks und zu Anlaufschmerzen. Die Gelenkbeweglichkeit ist eingeschränkt. Im dritten Stadium sind die Knorpelmasse und dementsprechend die Beweglichkeit des Gelenks noch deutlicher reduziert. Stellenweise ist der Knorpel bis auf den Knochen zerstört. Knorpelabriebteilchen, die bei einer Bewegung des Gelenks mit der Gelenkflüssigkeit umgewälzt werden, rufen in der Gelenkinnenhaut schubartig verlaufende Entzündungen hervor. Dabei werden verschiedene Substanzen, die Schmerzen vermitteln (zum Beispiel Arachidonsäure), auf den Plan gerufen. Im vierten und schwersten Stadium wird das Gelenk vollständig steif. Die Knorpelmasse ist restlos aufgelöst, nicht mehr funktionsfähig und der Gelenkspalt schmaler. Die Folge sind schwerste körperliche Behinderungen. Der Mensch mit Arthrose im vierten Stadium braucht ein neues Gelenk.
Der naturheilkundliche Behandlungsansatz berücksichtigt die unterschiedlichen Rheuma- und Arthroseformen. Er ist immer individuell und erfasst den Menschen in seiner ganzen Krankheitsgeschichte.

 

Ernährungstherapie
Tierische Lebensmittel, vor allem Fleisch und Eier, erhöhen die entzündliche Aktivität, weil ein körpereigener Stoff (zum Beispiel die schmerzvermittelnde Arachidonsäure) in vermehrtem Ausmaß gebildet wird. Arthrose- und Arthritispatienten können somit von einer vegetarischen Vollwertkost profitieren.

 

Fasten
Wenn Sie eine Ernährungsumstellung erwägen, sollten Sie damit am besten nach einer Heilfastenkur beginnen. Schon während des Fastens merken die meisten Menschen, dass es ihnen besser geht und die Schmerzen abnehmen. Wer das strenge Null-Fasten nicht verträgt, kann die F. X. Mayr-Kur (Milch-Semmel-Diät) oder das Saftfasten nach Buchinger wählen. In der letzten Zeit setzt sich immer mehr das typgerechte Fasten durch, das persönliche Ernährungsgewohnheiten und Abneigungen integriert. Nach der Fastenkur erfolgt der Kostaufbau mit Obst, viel Gemüse, unter Berücksichtigung einer eiweißärmeren Ernährung.

 

Säure-Basen-Ungleichgewicht
Naturwissenschaftlich ist ein Säure-Basen-Ungleichgewicht im Blut nicht nachweisbar. Der Körper hat sehr feine Regulationsmechanismen, um den pH-Wert konstant zu halten. Trotz dieser Tatsache beobachten Naturheilkundler, dass sich Arthrose- und Arthritis-Beschwerden lindern, wenn „Basensalze“ oder „Entsäuerungssalze“ zugeführt werden. Man sollte dem Körper mindestens drei, besser sechs Wochen Zeit lassen, bevor sich ein erster Erfolg zeigt. In diesem Fall sind die Basensalze weiterhin einzunehmen.

 

Vitamine
Aus Untersuchungen mit vielen Arthrosepatienten ist bekannt, dass hochdosiertes Vitamin E die Schmerzen und Entzündungsneigung der Gelenke reduzieren kann. Die meisten Studienteilnehmer berichteten nach mindestens sechswöchiger Einnahme von circa 500 mg bis 600 mg Vitamin E von einer deutlichen Schmerzabnahme, die mit dem chemischen Schmerzmittel Diclofenac zu vergleichen ist. Der Vorteil von Vitamin E: Es gab selbst nach einer Einnahmedauer von bis zu zwei Jahren trotz der hohen Dosis (normal wären etwa 30 mg/täglich) keine unerwünschten Nebenwirkungen. Vitamin C sollte zusätzlich eingenommen werden. Vitamin C und Vitamin E gehören zu einem körpereigenen Entgiftungssystem und regenerieren sich gegenseitig. Die empfohlene Tagesdosis Vitamin C (circa ein bis zwei Gramm täglich) sollte in mehreren Portionen eingenommen werden.

 

Störfelder behandeln
Störfelder sind krankhaft veränderte Körperbereiche, die in anderen Körperregionen Störungen, Schmerzen und Krankheiten auslösen. Häufige Störfelder sind kranke Zähne (ehemals vereiterte Zähne, nach Zahnfistel-Eiterung oder verlagerte Zähne) und kranke Mandeln. Seltener stören Narben, Nasennebenhöhlen oder der gynäkologische Raum.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Störfelder auszuschalten. Eine der am häufigsten angewandten ist die Neuraltherapie nach Huneke. Aber auch mit Laserlicht, Akupunktur oder der
Neuen Punktuellen Schmerz- und Organtherapie (NPSO) können Störfelder ausgeschaltet werden.

 

Kneipp und Priesnitz
Bäder können die Beschwerden lindern. In der Praxis gebräuchlich sind unter anderem Heublumen, Fichtennadeln und Zinnkraut (Schachtelhalm). Heublumen enthalten verschiedene ätherische Öle, die hautreizend und stoffwechselanregend wirken. Sie werden neben Stoffwechselkrankheiten wie Grieß- und Steinleiden auch bei gichtisch-rheumatischen Zuständen und Gelenkversteifungen angewandt.
Fichtennadeln enthalten ätherische Öle, Terpene und Gerbsäuren. Auch hier steht die hautreizende und stoffwechselanregende Wirkung im Vordergrund. Man nimmt entweder das Vollextrakt oder reine ätherische Öle.
Zinnkraut (Schachtelhalm) hat einen hohen Gehalt an Kieselsäuren, die lokal stoffwechselanregend auf Haut und Bindegewebe, Bänder und Sehnen wirken: Es wird zur Gewebestabilisierung und bei Schwellungszuständen nach Knochenbrüchen/Verstauchungen empfohlen. Nehmen Sie am besten fertige Badeextrakte, da die ätherischen Öle beim Abkochen sonst verloren gehen.
Packungen beziehungsweise Wickel können warm oder kalt angewandt werden. Das richtet sich danach, ob ein akuter Entzündungszustand (Arthritis: dann meistens kalt) vorherrscht, oder ein chronisch-degenerativer Prozess (Arthrose: dann meistens warm). Als Warmanwendung empfehle ich Heusäcke oder Moorpackungen.
Die Heusäcke werden zum Beispiel in einem Dampfkochtopf erhitzt und auf das schmerzende Gelenk gelegt. Nach dem Dämpfen gut ausklopfen. Der Heusack ist sonst zu heiß.
Kalte Wickel mit Beinwell (Symphytum), Quark oder mit Retterspitz äußerlich sind ausgesprochen wohltuend. Dafür tauchen Sie ein Leintuch in kaltes Wasser, wringen es aus und streichen das Beinwellgel oder den Quark darauf. Die Wickel (kalt oder warm je nach Bedürfnis) legen Sie auf das schmerzende Gelenk. Zur Wärme/Kälte-Isolation wird ein weiteres, größeres Tuch aus Baumwolle oder Wolle darum gewickelt. Der Wickel wird gewechselt, wenn er warm erscheint.
Bei chronischen Arthrosen kann auch ein kalter Wickel als Langzeitwickel zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Der Wickel muss eineinhalb bis zwei Stunden am Gelenk liegen. Der Körper heizt ihn mit eigener Wärme auf. Dadurch wird das Gelenk stärker durchblutet.

 

Ozon-Sauerstoff-Behandlung
Ozon ist eine besondere Form des Sauerstoffs. In manchen chronischen Fällen, insbesondere bei Knie- und Hüftarthrose sowie bei Kreuzbein-Darmbein-Gelenksblockaden habe ich durch Injektion eines Ozon-Sauerstoff-Gemisches in das Gelenk festgestellt, dass der Schmerz erheblich nachließ.
Da Ozon bei der Injektion brennt, empfiehlt sich eine vorherige lokale Betäubung mit einem Neuraltherapeutikum, dass zudem einen heilungsfördernden Einfluss hat.

 

Thymus- und Zellextrakte
Zellextrakte werden aus tierischen embryonalen Körperzellen gewonnen, zum Beispiel Thymusextrakt. Es hat, wie Studien zeigten, eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung. Es genügt, die Thymusextrakte an die Gelenkkapsel zu spritzen. Eine Injektion in das Gelenk ist nicht notwendig. Die Zellextrakte sind zwar keine Wundermittel, die Erfolge jedoch ermutigend.

 

Ausleitung der Krankheit
Baunscheidtieren: Seit mehr als 100 Jahren wenden Naturheilkundler das Baunscheidtverfahren bei Arthrose an. Dieser Methode liegt die Beobachtung zugrunde, dass sich Arthrosebeschwerden deutlich besseren, wenn ein hautreizendes und lokal entzündungsförderndes Mittel eingesetzt wird. Als Hautreizmittel bringt der Arzt ein sogenanntes Baunscheidtöl mittels eines Stichlers auf die Haut. Der Stichler (sieht aus wie ein Igel) soll nur die oberste Hautschicht etwas anritzen, damit das Öl die feineren, weicheren Hautschichten besser erreichen kann. Nach der Behandlung entsteht – je nach Öl und Intensität der Stichelung – eine deutliche Hautrötung, manchmal auch eine (erwünschte) eitrige Entzündung. Über diese werden Krankheitsstoffe aus dem Körper „ausgeleitet „. Die Folge: Das Gelenk ist weniger entzündet, schwillt ab und die Beweglichkeit nimmt zu.

Cantharidenpflaster: Die kräftigere Variante zum Baunscheidtieren ist das Cantharidenpflaster. Es wurde nach der Spanischen Fliege benannt, die zu seiner Herstellung verwandt wird. Das Gift der Spanischen Fliege verursacht eine Art Verbrennung der Haut. Innerhalb von 24 Stunden kommt es zu einer Blasenbildung. Wenn die Blasen abgetragen sind, tritt mehrere Tage lang ein zunächst trübes, später etwas eitriges Sekret aus. Das Cantharidenpflaster zeigte eine sehr gute Heilanzeige in sogenannten aussichtslosen Fällen, bei denen es bereits zu einer Gelenkversteifung kam. Gegenanzeige: Bei Nieren- und Blasenerkrankungen sollte das Cantharidenpflaster wegen der reizenden Wirkung nicht verwendet werden.

 

Heilpflanzen
Zur Behandlung von rheumatischen und arthrotischen Beschwerden empfehlen sich unter anderem Brennnessel, Weidenrinde, Mistel und Gemeiner Beinwell.

Brennnessel: In der Erfahrungsheilkunde gilt sie als wassertreibendes Medikament. Die Brennnessel fördert die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren und ist bei Gicht, Rheuma, Arthritis, Nieren- und Blasenbeschwerden, Gallen- und Leberleiden sowie chronischen Hauterkrankungen angezeigt. Der entzündungshemmenden Eigenschaft der Brennnessel kommt in der Arthrosebehandlung besondere Bedeutung zu. Studien zufolge ließ sich der Krankheitsverlauf durch die Verabreichung von Medikamenten aus Brennnesselextrakt positiv beeinflussen. Die Schmerzen ließen nach, und der Schmerzmittelverbrauch nahm ab.
Für eine Blut- und Säftereinigungskur nimmt man den Saft (zwei Teelöffel auf eine Tasse Wasser) oder den standardisierten Brennnesselpresssaft aus der Apotheke. Brennnesseln dürfen nicht angewandt werden, wenn die Wasseransammlungen im Körper auf eine eingeschränkte Herz- oder Nierentätigkeit zurückzuführen sind.

Weidenrinde der Purpurweide: In der Weidenrinde kommt die Salicylsäure vor. Seit einiger Zeit gibt es ein gut verträgliches Salicylsäurepräparat aus Weidenrinde zur Behandlung von Rheuma, das auch magenverträglich ist.

Gemeiner Beinwell: Wegen seiner entzündungshemmenden und blutstillenden Wirkung wird er bei Knochenverletzungen, Gelenkschmerzen, Prellungen, schlecht heilenden Wunden und Drüsenschwellungen sehr geschätzt. Beinwell wird bevorzugt als Umschlag eingesetzt. Aber auch die innerliche Anwendung als homöopathisches Mittel wirkt gut.

 

Bewegungstherapie
Nur Gelenke, die bewegt werden, bleiben gelenkig. Das Einfachste, was Sie machen können, ist die morgendliche Frühgymnastik. Oder versuchen Sie es mit Wassergymnastik im warmen Wasser. Ein anderer Vorschlag, insbesondere für Hüftarthrose und Kniearthrose: Standradfahren oder Radfahren ohne körperliche Anstrengung. Sind die Gelenke zu sehr „eingerostet“, hilft nur noch professionelle Hilfe. Die klassische Krankengymnastik verschafft meist Linderung.

 

Autor:
Andreas Jansen, Jahrgang 1960, ist Arzt für Homöopathie und Naturheilverfahren. Er studierte Medizin an der Universität Tübingen. lnternistische und chirurgische Weiterbildung. Zwei Jahre als Kneipparzt in Bad Wörrishofen. Seit fünf Jahren in Lindau/ Bodensee niedergelassen mit Schwerpunkt: Wirbelsäulen- und lschiasbehandlung, Arthrosetherapie, Neurodermitis- und Allergiebehandlung.

Entnommen aus dem „Naturarzt“ Januar 2001

 

Weiterführende Literatur:
R. F. Weiß: Lehrbuch der Phythotherapie. Hippokrates, Stuttgart, 1991 M. 0. Bruker: Gesund durch richtiges Essen, Goldmann, München, 1999