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Bestimmt wurden bei Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, schon einmal Blutwerte untersucht. Sie konnten jedoch damit nicht viel anfangen, da Ihnen weder bekannt war, was sich hinter diesen Werten verbirgt beziehungsweise worauf Abweichungen der Parameter hindeuten. Mit diesem Artikel wollen wir Ihnen Informationen zu gängigen Leberparametern geben. Wir möchten dies in der Zukunft auch für andere Organe tun denn nur die informierte Patientin, der informierte Patient können Partner des Therapeuten sein. „Der Naturarzt“ möchte aktiv hierzu beitragen. 

 

Gamma-GT 

Normalwert: Männer bis 28 U/l (englisch „units per liter“ = Einheiten pro Liter), Frauen bis 20 U/l. 

Vor dem Hintergrund der Kostendämpfung im Gesundheitswesen wird Ihr Hausarzt im Rahmen routinemäßiger Blutuntersuchungen unter Umständen nur noch einen einzigen Leberblutwert untersuchen, die Gamma-GT (Gammaglutamyltransferase, abgekürzt GGT). Er ist der „allgemeinste“ Leberwert, der häufig am raschesten Steigerungstendenzen bei Leberbelastungen aufzeigt. Der Wert ist typischerweise erhöht bei Überlastung der Leber mit Alkohol beziehungsweise Zufuhr bestimmter Medikamente (zum Beispiel Antiepileptika, zahlreiche Bluthochdruckmittel). 

Da der Wert unspezifisch ist, steigt er bei zahlreichen Erkrankungen. Besonders starke Anstiege der GGT sprechen für eine Leberstauung. Um nähere Differenzierungen zu ermöglichen, sind weitere Leberparameter in vielen Fällen erforderlich. 

 

Transaminasen 

Normalwert: GOT bis 18 U/l, GPT bis 22 U/l. 

Eine Erhöhung der Transaminasen kann auf folgende Erkrankungen hindeuten: Lebererkrankungen wie zum Beispiel akute Hepatitis (entzündliche Gelbsucht), chronische Gelbsucht, begleitende Leberentzündungen (zum Beispiel im Rahmen eines Virusinfektes), Leberzirrhose (bindegewebige Degeneration der Leber), Gallenstauung, Lebervergiftung, Leberstauung (zum Beispiel durch eine Herzschwäche), Leberabszess oder Lebertumor beziehungsweise Lebermetastasen. 

Ist die GOT deutlich höher als die GPT, kann dies auf einen Herzinfarkt hindeuten. 

 

Bilirubin 

Normalwert: bis 1,0 mg% (Milligrammprozent). 

Es handelt sich um ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin. Dieses wird in der Leber konjugiert (enzymatisch umgesetzt) und über das Gallensystem ausgeschieden. 

Das üblicherweise bei Blutuntersuchungen gemessene Gesamtbilirubin kann, wo nötig, differenziert werden in indirektes Bilirubin und direktes Bilirubin. Ersteres hängt unmittelbar mit dem Abbau des roten Blutfarbstoffes zusammen. Sein Anstieg deutet auf Störungen des Blutabbaus hin und auf Überlastungen der diesbezüglichen Leberfunktion. 

Das direkte Bilirubin korreliert vor allem mit der Gallenausscheidung. Steigt es deutlich an, deutet dies in der Regel auf Verschlüsse im Bereich der Gallenwege hin. 

Typische Ursachen für Bilirubinanstieg: Hepatitis (Leberentzündung), Leberzirrhose, Lebervergiftung, zum Beispiel durch Medikamente, Alkohol, Schwäche der rechten Herzkammer mit folgender Leberstauung, Gallengangsverschluß, Metastasenleber. Bei den genannten Formen der Bilirubinerhöhung ist vor allem das direkte Bilirubin erhöht. 

Indirektes Bilirubin findet sich vor allem erhöht bei: hämolytischer Anämie (verstärkter Blutzerfall), verschiedenen sonstigen Bluterkrankungen, chronischen Lebererkrankungen. 

Vor allem bei jüngeren Menschen beobachtet man häufiger ein Syndrom mit der Bezeichnung Morbus Meulengracht. Es handelt sich dabei um eine leichte Erhöhung des Bilirubinwertes (betroffen ist vor allem das indirekte Bilirubin), ohne dass sich Auffälligkeiten anderer Leberwerte ergeben. Auch Leberpunktionen sind unauffällig. Die Patienten sind in Ihrem Befinden nicht nachhaltig beeinträchtigt. Meistens handelt es sich um schlanke, eher aktive Menschen, die dieses Meulengracht-Syndrom aufweisen. 

Eine spezifische Therapie ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht erforderlich. Naturheilkundlich würde man jedoch dazu raten, die Leber durch ein Übermaß an Alkohol und so weiter nicht unnötig zu belasten. 

 

Cholinesterase 

Normalwert: 1900 bis 3800 U/l. 

Dieser Wert wird im Rahmen von routinemäßigen Blutbildern nur selten bestimmt. Wichtig ist er vor allem, wenn es um die Aufdeckung chronischer Leberbelastungen geht. Es handelt sich um ein Enzym, das vor allem bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen nicht mehr ausreichend synthetisiert werden kann. 

Erniedrigte Werte deuten auf folgende Erkrankungen hin: fortgeschrittene Leberentzündung (zum Beispiel Hepatitis B, Hepatitis C), Leberzirrhose (beachten Sie: schwere Lebererkrankungen – zum Beispiel die Leberzirrhose können auch zu einem Abfall der Blutgerinnungsfaktoren führen; dies stellt ein prognostisch ungünstiges Zeichen dar), schwere Stauungsleber (bei Rechtsherzschwäche), Zytostatikabelastung, lnsektizidvergiftungen, Ovulationshemmer, chronische Infekte und Tumore, bestimmte seltene Muskelerkrankungen. 

Erhöhte Werte der Cholinesterase finden sich bei: Fettleber, bestimmten Formen von Nierenerkrankungen. 

 

Eiweiß 

Normalwert: 6,6 bis 8,7 g/dl (Gramm pro Deziliter). 

Die Höhe des Eiweißspiegels im Blut ist abhängig von den Faktoren Ernährung, Synthese der Eiweiße – vor allem in der Leber – sowie dem Eiweißverlust über die Nieren beziehungsweise den Darm. 

Die Bestimmung des Gesamteiweißes beziehungsweise die Auftrennung der einzelnen Unterfraktionen kann wertvolle Hinweise auf chronische oder akute Erkrankungen liefern. Diese Auftrennung heißt Elektrophorese.
Erniedrigtes Gesamteiweiß findet sich vor allem bei: ungenügender Eiweiß-Zufuhr und chronischer Unterernährung, Anorexie, Ernährung über Infusion (im Krankenhaus), gestörte Eiweißresorption aus dem Verdauungstrakt, fortgeschrittene Leberzirrhose, chronische Nierenerkrankung mit erhöhter Durchlässigkeit des Nierengewebes, Colitis ulcerosa, schwere ausgedehnte Hauterkrankungen, wie zum Beispiel Ekzeme, Verbrennungen, Blutverlust, Tumorerkrankungen, schwere, anhaltende Infekte, schwere Schilddrüsenerkrankungen. 

Erhöhte Werte finden sich vor allem bei: „bösartigen“ Erkrankungen wie zum Beispiel dem Plasmozytom, einer Knochenmarkserkrankung. 

Von Seiten der Eiweißunterfraktionen unterscheiden wir die 

 

Albumine 

Erniedrigt bei schweren Lebererkrankungen, Eiweißverlust über Darm oder Niere, relativ erhöht bei Austrocknung, mangelhafter Synthese von Globulineiweißen. 

 

Alpha-1- und Alpha-2-Globuline 

Erniedrigt bei chronischen Lebererkrankungen, erhöht bei akuten und entzündlichen Prozessen, zum Beispiel auch bei rheumatischem Fieber, Herzinfarkt, Tumoren, nephrotischem Syndrom (schwere chronische Nierenerkrankung). 

 

Beta-Globuline 

Erniedrigt bei chronischen Lebererkrankungen, Antikörpermangel, erhöht bei Knochenmarkserkrankungen, Nierenerkrankungen, Eisenmangel, Tumoren. 

 

Gamma-Globuline 

Erniedrigt bei Antikörpermangel, verschiedenen Lymphkrebsen, vermehrtem lmrnunglobulinverlust, zum Beispiel bei Nierenerkrankungen oder Darmerkrankungen. 

 

Die Hauptaufgaben der Leber 

– Gallenproduktion,
– Kohlenhydrat-Speicherung,
– Ketonkörper-Bildung (können unter bestimmten Bedingungen als Energiequelle dienen),
– wichtige Umsetzungen im Fettstoffwechsel,
– Umsetzung und Verstoffwechselung von Nebennieren- und Keimdrüsenhormonen,
– Herstellung der Blutgerinnungsfaktoren,
– Synthese von Plasmaproteinen,
– Herstellung der Immunglobuline,
– Harnstoff-Bildung,
– Entgiftung von Medikamenten und Toxinen, Alkohol. 

 

Erhöht bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, einschließlich sogenannter Kollagenosen wie Lupus erythematodes, Tumoren, Morbus Boeck (durch die Krätzmilbe hervorgerufene Hautkrankheit mit schweren borkigen Hautveränderungen), Erweiterung der Bronchien (Bronchiektasen), Leberzirrhose und verschiedenen Knochenmarkserkrankungen. 

 

Alkalische Phosphatase (AP) 

Normalwert: 30 bis 115 U/l. 

Die Höhe des Serumspiegels hängt von der Enzymproduktion, vor allem in den knochenaufbauenden Zellen, den Osteoblasten, und der Enzymausscheidung über Leber und Galle ab. 

Die alkalische Phosphatase erlaubt Aussagen über die Leber-Gallen-Funktion und den Knochenstoffwechsel. Bei unklaren Befunden ist es mit Hilfe der alkalischen Phosphatase allein nicht möglich, zwischen einer knochenbedingten und einer leberbedingten Störung zu unterscheiden. Hier ist dann die Bestimmung weiterer Hilfsenzyme erforderlich, insbesondere der LAP (Leucin-Amino-Peptidase). Ist sie neben der AP erhöht, spricht dies für eine gallenbedingte Störung. 

Ansonsten gilt für die alkalische Phosphatase: erniedrigt bei Schilddrüsenunterfunktion, Vitamin-C-Mangel, erhöht bei (knochenbedingt) Überfunktion der Nebenschilddrüse, Rachitis (Knochenerweichung), Morbus Paget (Knochenkrankheit mit Störungen bei der Bildung und beim Abbau von Knochen), Knochentumoren, Morbus Boeck und Medikamenteneinnahme (zum Beispiel bei antiepileptischer Therapie). 

Außerdem erhöhte Stauungen der Gallengänge (leberbedingt) und bei Nierentumoren (tumorbedingt). Erhöht bei Nierentumoren (tumorbedingt). 

Autor  

Dr. Rainer Matejka 

Entnommen aus dem „Naturarzt“ April 1997 

Weiterführende Literatur: 

Ganong, W.: Lehrbuch der medizinischen Physiologie
Müller, F; Seifert, 0.: Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik
Siegenthaler, W.: Differentialdiagnose innerer Erkrankungen 

Auch Leber und Galle können von Autoimmunerkrankungen betroffen sein, in deren Verlauf das Immunsystem eigenes Gewebe angreift. Erkennt man diese seltenen Erkrankungen rechtzeitig, kann das Autoimmungeschehen mit entsprechenden Medikamenten und pflanzlicher Unterstützung erfolgreich ausgebremst werden. 

Sandra S. (34) war mit ihrem Leben eigentlich zufrieden, auch ihr Job machte ihr Spaß. Wenn nur nicht diese Müdigkeit gewesen wäre! Seit Monaten war ihr Antrieb immer geringer geworden. Sie schleppte sich morgens zur Arbeit und sehnte den Feierabend herbei. Sie selbst hatte schon den Verdacht auf einen Burnout, obwohl es dafür gar keinen Anlass gab – im Job anerkannt, bewältigte sie ihre Aufgaben problemlos, sie hatte gute Kollegen und zuverlässige Freunde. Von deren Seite war sogar schon der Verdacht auf eine Depression geäußert worden, da sie sich immer mehr isolierte. 

Schließlich suchte sie ihren Hausarzt auf, der erst einmal eine Blutuntersuchung veranlasste. Eine Blutarmut oder eine Schilddrüsenunterfunktion konnten dabei ausgeschlossen werden. Dem Arzt fielen aber deutlich erhöhte Leberwerte auf, wobei Gamma-GT sowie alkalische Phosphatase (Enzyme, die auf Leber- und Gallenschäden hinweisen) besonders hoch waren, obwohl die junge Frau nur wenig Alkohol trank. 

Nachdem ein Test auf Hepatitis-Viren negativ gewesen war, wurde Frau S. zum Spezialisten überwiesen. Dieser hatte recht schnell den Verdacht, dass die junge Frau an einer Autoimmunerkrankung (auto = gnech selbst) von Leber oder Galle leiden könne. Bei diesen Erkrankungen greift das eigene Immunsystem bestimmte Strukturen von Leber oder Galle an. Anders als bekannte Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Asthma oder Neurodermitis, kommen solche von Leber und Galle nur selten vor. Wichtig ist, dass man daran denkt, wenn entsprechende Leberwerterhöhungen auftreten, die eigentlich zu einer Entzündung passen, für die es aber keine Erklärung (z. B. im Sinne eines Virennachweises für eine Virushepatitis) gibt. 

Neben der sogenannten Autoimmunhepatitis gibt es noch ein als primär sklerosierende Cholangitis (PSC) bezeichnetes Krankheitsbild. Es handelt sich um eine chronische Entzündung der Gallengänge, die sich nur über den Nachweis bestimmter Antikörper entdecken lässt. Die dritte der seltenen Autoimmunerkrankungen von Leber und Galle ist die primäre biliäre Zirrhose (PBC), die zunächst an den kleinen Gallengängen beginnt und langfristig in einer Leberzirrhose (fortschreitende Vernarbung und Funktionsverlust des Organs) enden kann. 

Schulmedizinisch behandelt man eine Autoimmunhepatitis mit Kortison und/oder weiteren Medikamenten, die die Immunabwehr unterdrücken. Unbehandelt geht die Erkrankung in eine Leberzirrhose über, letztlich bleibt dann nur die Lebertransplantation. Das wichtigste Medikament zur Behandlung von PSC und PBC ist die Ursodeoxycholsäure, eine naturidentische Gallensäure. Sie führte zu einer Absenkung der Leberwerte und bremst das Fortschreiten dieser Erkrankungen deutlich ab. 

Mit der Ursodeoxycholsäure haben wir eine natürliche Substanz zur Verfügung, die gewissermaßen Schulmedizin und Naturheilkunde zugleich ist. Ich beobachte aber häufig, dass sie unterdosiert eingesetzt wird. Es sollten mindestens 10 mg pro kg Körpergewicht eingenommen werden, mitunter sogar 15 oder 20 mg. Falls Sie diese Gallensäure bereits einnehmen, rechnen Sie doch einmal nach, ob die Dosis bei Ihnen stimmt. Wenn Sie 70 kg wiegen, sollten also 750 mg, eventuell auch 1000 oder sogar bis zu 1500 mg eingenommen werden. 

 

Selbstverständlich achtet man bei den Autoimmunerkrankungen von Leber und Galle  darauf, alle weiteren Leberschädigungen zu unterlassen. Auch wenn Alkohol nicht ursächlich beteiligt ist, sollte der Konsum möglichst niedrig gehalten werden – ohne Hinweise auf eine eingetretene Zirrhose vielleicht ein Drink pro Woche, bei bereits eingetretener Zirrhose ist selbst diese Menge noch zu viel. Auch Rauchen schädigt die Leber und beschleunigt die Entwicklung einer Zirrhose, verzichten Sie deshalb darauf! Lediglich Kaffee ist erlaubt, da er nach heutigen Erkenntnissen möglicherweise sogar die Leber etwas schützen kann. 

Bei entzündlichen Lebererkrankungen kann die Entzündungsneigung mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren langfristig moderat gesenkt werden. Auf zwei Gramm Omega-3-Fettsäuren (ab dieser Menge beginnt erst die Entzündungshemmung)  kommen Sie, wenn Sie eine gute Portion fetten Seefisch essen. Die folgende Übersicht zeigt entsprechende Mengen an 

100 g Hering 

150 g Thunfisch 

250 g Lachs 

300 g Makrele 

800 g Aal 

1400 g Forelle 

3000 g Kabeljau 

15 Fischölkapseln (½ g) 

1 EL Fischöl 

Noch besser fährt man, wenn im Blut das Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren gemessen wird, wobei ein Quotient von unter 2,5 angestrebt werden sollte, um die chronische Entzündung in Schach zu halten. Leider führen bisher nur wenige Ärzte diese Untersuchung durch. 

Bei allen Lebererkrankungen, die mit Entzündungen zu tun haben, gilt eine hohe Zufuhr von Antioxidanzien sozusagen als „erste Leberpflicht“ . Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Salat und Obst sind unsere wichtigsten Quellen. Zum einen enthalten sie Vitamine mit antioxidativer Wirkung, z. B. Vitamine C, E und Karotinoide. Mindestens genauso wichtig sind aber auch die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe in Kräutern, Gewürzen, Früchten und Gemüse. Beispiele für „Antioxidanzien-Bomben“: 

Lycopin aus der Tomate (und allen Tomatenprodukten) 

Flavonoide aus dem Kakao (und der Schokolade – nehmen Sie die 70- oder 85-prozentige! ) 

Anthocyane aus den Weintrauben (nicht nur der Rotwein enthält sie) 

Katechine aus dem Grüntee 

Polyphenole aus dem Granatapfel 

Curcumin aus Kurkuma und Curry 

Gingerol aus dem Ingwer 

Bitterstoffe regen die Verdauungssäfte, Fettverdauung und die Darmtätigkeit an. Sie fördern die Erholung nach Krankheiten oder bei chronischen Leiden und können daher der Schwäche entgegenwirken, unter der viele chronische Leberpatienten leiden. Die Leber liebt das Bittere! Besonders die Galleproduktion nimmt stark zu, wodurch Schadstoffe aus der Leber entfernt werden. Darüber hinaus wirken Bitterstoffe appetitanregend, was bei einer chronischen Hepatitis oder bei der Leberzirrhose mit Unterernährung günstig sein kann. 

Zu den bitteren Salaten zählen beispielsweise Löwenzahn, Radicchio, Endivien oder Chicorée. Bauen Sie solche Lebensmittel reichlich in Ihren Speiseplan ein und beginnen Sie die Mahlzeit am besten mit dem bitteren Salat. Sie können den herben Geschmack mit Saucen oder Dips verfeinern. 

Gewürze und Kräuter wohlschmeckend und gesund 

Seit Jahrhunderten sind Menschen bereit, für Gewürze ein Vermögen auszugeben. Das ist wörtlich zu verstehen, denn es gab Zeiten, da wurden Pfeffer, Zimt oder Muskatnuss tatsächlich mit Gold aufgewogen. Dank der Globalisierung sind mittlerweile nahezu alle Gewürze auch aus den entferntesten Regionen der Welt zu erschwinglichen Preisen verfügbar.  

Viele Gewürze und Kräuter verbessern darüber hinaus auch noch die Verdauung – besonders bei schwerverdaulichen, fetten Speisen. Günstige Gewürze sind beispielsweise Ingwer, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Kurkuma, Liebstöckel, Galgant, Anis, Kümmel, Koriander und Fenchel. Würzen Sie, was das Zeug hält! Ihre Leber wird es Ihnen danken. 

Ich möchte an dieser Stelle vor allem Kurkuma, die Javanische Gelbwurz, herausheben. Wenn Sie Kurkuma bzw. Curry, dessen Hauptbestandteil Kurkuma ist, mögen, dann würzen Sie möglichst viele Speisen damit. Achtung: Dabei bitte die Verträglichkeit beachten, das Gewürz regt nämlich nicht nur die Leber, sondern auch den Magen an und kann daher im Übermaß auch einmal auf selbigen schlagen. Bei allen entzündlichen Lebererkrankungen sollte man mindestens ein pflanzliches Heilmittel  einsetzen – am besten ein Artischocken- oder Kurkumapräparat, bei Hinweisen auf Fibrosierung (bindegewebiger Umbau der Leber) auch ein Mariendistelpräparat. 

Mit diesen Maßnahmen kann keine Heilung dieser Autoimmunerkrankungen versprochen, aber zumindest ein Abbremsen des Fortschreitens in Aussicht gestellt werden. Bei der Schwere der Konsequenzen (Leberzirrhose, Lebertransplantation, Leberversagen) sollten Sie nach jedem (sinnvollen!) Strohhalm greifen und alles vertretbare tun, um die Krankheit aufzuhalten. Mit einer Kombination aus konventioneller Medizin und den hier aufgeführten naturheilkundlichen Maßnahmen dies durchaus möglich. 

Bei Sandra S. veranlasste der Leberspezialist eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) des Organs sowie weitere Blutuntersuchungen. Anhand des Antikörpermusters ergab sich der Verdacht auf eine PBC, eine primär biliäre Zirrhose. Die Diagnose Zirrhose erschreckte Sandra  zutiefst. Sie war eine junge Frau, hatte nie viel Alkohol getrunken und gesund gelebt – ausgerechnet sie sollte eine Leberzirrhose haben? Glücklicherweise hatte sie einen verständnisvollen Arzt, der sie behutsam und mit genügend Zeit über Ursachen und Prognose der Erkrankung aufklärte – was im hektischen Medizinbetrieb eher die Ausnahme, denn die Regel darstellt. Sie hatte eine Autoimmunerkrankung wie Rheuma, Asthma oder Neurodermitis, für die sie nichts konnte. Die Prognose der Erkrankung gilt als ausgesprochen gut, wenn es mit Hilfe der Medikamente gelingt, die Entzündung in Schach zu halten. In den meisten Fällen kann die Krankheit soweit  abgebremst werden, dass die Lebenserwartung praktisch nicht eingeschränkt ist. 

Sandra S. nahm vertrauensvoll die verschriebenen Medikamente ein, worunter die Leberwerte innerhalb von Wochen deutlich besser wurden. Als mündige Patientin will sie aber auch noch mehr tun. Sie erkundigt sich im Internet und in Büchern über Autoimmunerkrankungen im Allgemeinen und PBC im Besonderen. Als sie erfährt, dass Autoimmunerkrankungen mit unserer westlichen Lebensweise zu tun haben, stellt sie ihre Ernährung deutlich um (weniger Fleisch, mehr Fisch, viele Kräuter, Salat und Obst) und nimmt ein pflanzliches Lebermittel (Artischockenextrakt) sowie täglich einen Esslöffel Fischöl ein. Sie hofft, damit die Leberwerte und die Prognose noch weiter verbessern zu können. 

 

 

Autor 

Dr. med. Volker Schmiedel, Jahrgang 1958, Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin mit den Zusatzbezeichnungen Naturheilverfahren und Homöopathie 

Artikel entnommen dem „Naturarzt“ Ausgabe 09/2016 

 

Weiterführende Literatur 

  1. Schmiedel: Natürlich Fisch! Was Sie über Omega-3-Fettsäuren wirklich wissen müssen, Trias, Stuttgart 2015
  2. Schmiedel: Hausputz für Leber & Galle, Trias, Stuttgart 2012
  3. Schmiedel: Quickstart Nährstofftherapie, Hippokrates, Stuttgart 2010

Wissenschaftlich begleitete Volksmedizin

„Der Natur folgen und nichts erzwingen; Sie müssen Geduld haben! Der wahre Arzt wohnt im Menschen selbst“ ist ein bis heute geltender Leitgedanke aus dem großen Erfahrungsheilschatz von Vinzenz Prießnitz. Den Prognosen über zunehmende Krankheiten stellen wir den breiten Heilschatz der Naturheilkunde entgegen, der unsere Gesundheit fördert und erhält.

Die Naturheilkunde leistet einen wirksamen Beitrag als Therapie der ersten Wahl bei den zunehmenden Volkskrankheiten und kann deren Kosten reduzieren. Ein naturheilkundiger Arzt oder Therapeut sieht seine Aufgabe darin, nach der Ursache einer Erkrankung zu suchen, die natürlichen Heilkräfte im Patienten zu unterstützen und ihn auf seinem Heilungsweg zu begleiten.

Die einfachen Grundwahrheiten der Naturgesetze bestätigen sich in der Naturheilpraxis jeden Tag tausendfach – seit Hippokrates, Paracelsus, Prießnitz und Kneipp.

Statt krankheitsbezogener Pathogenese die Erhaltung der Gesundheit durch Salutogenese

Primäre, aktive Prävention ist der beste Schutz vor Krankheiten aller Art! Die klassischen Naturheilverfahren bilden ein Spektrum unterschiedlicher Methoden, die auf die körpereigenen Fähigkeiten zur Selbstheilung einwirken und sich bevorzugt in der Natur vorkommender Mittel oder Reize bedienen. Prägend ist der ganzheitliche Ansatz: Körper, Geist und Seele.

Im Zusammenwirken der klassischen Naturheiltherapien erschließt sich das volle Potenzial ihrer Heilkräfte; die folgende Darstellung zeigt, wie sie einzeln für sich wirken und für Prävention und Therapie genutzt werden können:

Lebensquell WASSER

Feucht kalter WickelNeben Luft, Licht, Ernährung und Bewegung bildet die Hydrotherapie eine tragende Säule der Naturheilkunde.

Über die Haut als unser größtes Sinnesorgan werden zum Beispiel durch Bäder oder Wickel warme oder kalte Reize von außen gesetzt. Ein intensiver lokaler Kältereiz löst eine Reaktion vegetativer Vorgänge aus: Es wird körpereigene Wärme produziert, die den Stoffwechsel anregt, blutdrucksenkend und atmungsaktiv wirkt. Diesem Impuls folgt eine reflektorische Wirkung zu dem betreffenden Organ.
Prießnitz erkannte bereits: Es heilt nicht das kalte Wasser, sondern die Wärme, die das kalte Wasser erzeugt.

Einige Grundsätze sind in der Hydrotherapie zu beachten:
• Kalte Anwendungen nur auf warmen Körper applizieren.
• Zuleitende und anregende von ableitenden und beruhigenden Anwendungen unterscheiden.
• Um chronische Krankheiten zu heilen, müssen sie in akute zurückverwandelt werden.

 

 

BEWEGUNG ist Leben

Bewegung liegt in unserer Natur! Bewegungsaktive Menschen sind ausgeglichen, können Stress abbauen und verlängern sich ihre Spanne gesunder Lebensjahre. Alterskrankheiten aus Bewegungsmangel können sie im Alter nicht plagen.

Unsere Bewegungsaktivitäten befinden sich zu oft im Sparmodus. Ist schon beim Kind der Bewegungsdrang gedrosselt, wird sich kaum Freude bei Sport und Spiel einstellen. Dabei ist Bewegung – in jedem Alter – die ideale Prävention bei Lernstörungen, Hyperaktivität, Aggressionen, Atemwegserkrankungen, Demenz, Depression, Diabetes, Übergewicht, Gelenkerkrankungen, Herz-Kreislaufproblemen, Infarkten, aber auch bei Osteoporose und Rückenschmerzen.

Bewegung als Therapie steigert unser Leistungsvermögen, wirkt günstig auf die Organfunktionen und fördert unser Wohlbefinden – unter Beachtung des biologischen Grundgesetzes:
• Schwache Reize regen die Funktionen an,
• mittlere Reize fördern sie,
• starke hemmen sie – und Vorsicht:
• überstarke Reize heben sie auf!

Die Heilkraft der ERNÄHRUNG

Frau ErnährungLebensmittel spenden uns als Mittel zum Leben natürliche Energie, sie schützen und heilen wirksamer als Medikamente bei den zunehmenden ernährungsbedingten Erkrankungen. Es wachsen Generationen heran die mit Lebensmittel-Frischwaren wenig anfangen können und aus ihrem sonstigen Ernährungsverhalten ein hohes Gesundheitsrisiko eingehen.

Kenntnis darüber, wie Ernährung ursächlich an vielerlei Erkrankungen beteiligt ist, kann vor vermeidbarem Leid schützen, denn der Mensch ist, was er isst. Die Beschaffenheit unserer „Mittel zum Leben“ hat großen Einfluss auf Vitalität und Gesundheit bis ins hohe Alter – aber auch auf Anfälligkeit bereits in jungen Jahren.

Studienergebnisse der letzten Jahre weisen der Ernährungstherapie eine zentrale Bedeutung in der Prävention und Heilung chronischer Erkrankungen zu. Der Tenor lautet: Wenig tierische Produkte, reichlicher Verzehr pflanzlicher Lebensmittel!
Vollwertige, vitalstoffreiche Ernährung
• schützt Magen-, Darm- und Leberfunktionen,
• heilt Arteriosklerose, schlechte Durchblutung,
• schützt vor Herzinfarkt und Schlaganfall,
• reguliert Bluthochdruck, vermeidet Diabetes,
• schützt vor Osteoporose und Rheuma,
• stärkt das Immunsystem und beugt Allergien vor.

PFLANZEN für Körper und Seele

HeilpflanzeIn der Heilbehandlung unserer Volkskrankheiten gewinnt die Phytotherapie zunehmend an Bedeutung. Bei zahllosen Beschwerden regulieren Pflanzenwirkstoffe fehlgeleitete Stoffwechselfunktionen oder sie stärken die Abwehrkräfte und beugen zuverlässig vor.

Es liegt auch an unserer verbreiteten Ungeduld, zu schnell Antibiotika als therapeutische „Soforthilfe“ zu verlangen und uns mit Symptomverdrängung statt ursächlicher Heilbehandlung zufrieden zu geben.

Für Laien bieten Heilpflanzenkenntnisse ein spannendes Feld für die Selbstmedikation. Es ist aber ratsam, sich mit Grundlagen der Phytotherapie zu beschäftigen.
Wirksam und bewährt sind Heilpflanzen
• bei Erkältungs- und Atemwegserkrankungen,
• bei Appetitmangel, Magen- und Darmproblemen,
• sie regulieren Herz- und Gefäßfunktionen, das vegetative Nervensystem, die Blasen- und Nierenfunktionen und fördern die Wundheilung.
• Pflanzliche Antibiotika schonen die Verdauung und entwickeln keine Resistenzen.

In der ORDNUNG liegt Kraft

Kraft schöpfenWie oft liegen unsere Nerven blank. Immer mehr Menschen klagen über chronische Erschöpfung, der Begriff „Burn-out“ ist in aller Munde. An der Bewältigung des Alltags sollen sich aber die eigenen Kräfte nicht erschöpfen. Erkennen, was dem Leben Sinn gibt und Dysbalancen abbauen ist der beste Schutz vor Fremdausbeutung.

Guter Rat muss nicht teuer sein. Die Naturheilkunde schenkt uns in der „Lebensordnung“ wirksame Lösungen – oft zum Nulltarif. In der Ausgeglichenheit können wir das Leben seelisch stabil und selbstbestimmend gestalten. Die Aktivitäten und den Lebensstil zu überprüfen, Symptome abzugleichen, den eigenen „Aus“-Knopf zu bedienen und Entspannung zu suchen sind Wege, die zum Ziel führen.

Verstehen, wie Körper, Geist und Seele zusammenwirken ist Grundlage ganzheitlicher Behandlungen bei
• Erschöpfung, Burnout-Syndrom, Depression,
• Angst, Konzentrationsschwäche,
• Krankhaftes Leistungs- und Anerkennungsstreben (Gegenteil von ‚Null Bock‘),
• innere Leere, Hoffnungslosigkeit,
• Genussmittelmissbrauch, Suizidgedanken. Sind unsere Kinder noch in der Balance? Sie sind doch einmalig und verdienen all unsere Zuwendung!

UMWELT bewusst wahrnehmen

Welche Umwelteinflüsse greifen unsere Gesundheit an? In der Beratung und Diagnoseerstellung müssen wir die heutigen Umwelteinflüsse einbeziehen: Schadstoffe in der Luft, in der Nahrung, Chemie in Textilien, künstliche Strahlungsfelder oder Lärm belasten unsere Organe und die Lebensqualität. Wenn wir die Gefahrenquellen erkennen, können wir vorbeugen, zum Teil uns sogar dagegen immunisieren.

Die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten sind das Ergebnis einer jahrmillionen dauernden Evolutionskette. Es bildeten sich Naturgesetze und Regeln für vielerlei Lebenswelten und -arten – auch für den Menschen. Alles hängt mit allem zusammen.

Seit wenigen Generationen wird dieser Schöpfungsprozess durch massive künstliche Eingriffe empfindlich gestört, damit setzen wir unsere Lebensgrundlage aufs Spiel. Deshalb ist der Schutz dieser Lebensbasis ein elementares Ziel der Naturheilkunde.
Gegen die Belastungen hält die naturheilkundliche Umweltmedizin ursächliche Lösungen bereit:
• Ausleitung (Entgiftung) vorhandener Belastungen und
• Aufbau der geschwächten Widerstandskraft als Immunabwehr.

Naturheilkunde bedeutet:
sich kundig machen,
wie die Natur heilt.
Alois Sauer, Gesunheitsberater GGB
Bilder: Digitalstock, Fotolia, Bolay

Naturarzt

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