Wer unter Herbstblues leidet, sollte seine Ernährung umstellen. Denn was wir essen, hat entscheidende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden

TEXT DR. RITA HEIN, FOTO CREATIV COLLECTION

Sauer macht lustig, Bananen machen glücklich und Schokolade bringt die gute Laune zurück. Der Volksmund hält viele Ratschläge parat, um Trübsal zu vertreiben. Aber ist Glück essbar? Und wenn ja, was müssen wir essen, um die innere Harmonie wieder zu finden? Es finden sich in der Tat in vielen Lebensmitteln Stoffe, die unsere Glückshormone auf Trab bringen.

Serotonin wirkt nur, wenn es im Gehirn entsteht

Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff des Körpers, der bei der Übertragung von Signalen im Gehirn eine entscheidende Rolle spielt, aber auch im Herz-Kreislaufsystem oder im Darmnervensystem wichtige Funktionen erfüllt. Serotonin beeinflusst unter anderem die Stimmung, den Schlaf-Wach-Rhythmus, das Schmerzempfinden und das Hungergefühl. Aber es ist auch an der Regulation der Körpertemperatur beteiligt und hat Einfluss auf die Darmtätigkeit und die Gefäßmuskulatur. Das Glückshormon ist in einigen Nahrungsmitteln enthalten, etwa in Walnüssen oder Bananen. Allerdings kann Serotonin, das mit der Nahrung – etwa durch eine Banane – aufgenommen wird, nicht ins Gehirn vordringen. Das verhindert die Blut-Hirn-Schranke. Nur das Serotonin, das direkt in den Nervenzellen des Gehirns entsteht, kann dort auch wirken. Das Gehirn muss also sein Glückshormon Tag für Tag selbst neu produzieren. Der Ausgangsbaustoff für diese Serotoninsynthese ist ein Eiweißbaustein, die Aminosäure Tryptophan. Wir können also die Entstehung des Glückshormones im Gehirn fördern, indem wir Lebensmittel essen, die Tryptophan enthalten.

Gute Tryptophanquellen sind:

  • Cashewkerne, Erdnüsse
  • Amaranth, Hirse, Haferflocken
  • Gartenbohnen, Sojabohnen
  • Käse
  • Geflügel, Fisch und Fleisch

Allerdings konkurrieren die übrigen, ebenfalls vorhandenen Aminosäuren mit dem Tryptophan um den Eintritt ins Gehirn. Durch den gleichzeitigen Verzehr von Kohlenhydraten – etwa Vollkornprodukte, Kartoffeln und Obst – kann diese Konkurrenz jedoch weitgehend ausgeschaltet werden. Kohlenhydrate bewirken eine schnelle Insulin-ausschüttung. Insulin fördert die Aufnahme von Eiweißbausteinen mit Ausnahme des Tryptophan in die Muskulatur. Der prozentuale Anteil an Tryptophan im Blut steigt. Die Aminosäure kann die Reise ins Gehirn jetzt nahezu ungehindert antreten.

Omega 3 schützt vor Depression

Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang von Depressionen und einem zu niedrigen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in der Nahrung. Depressive Menschen mit einem Mangel an Serotonin haben häufig auch einen Mangel an Omega-3-Fettsäuren. In Ländern wie Japan oder Taiwan, in denen traditionell Fisch ein Hauptbestandteil der Ernährung darstellt, gibt es rund 60 Mal weniger Depressive als in Deutschland. Unser Gehirn besteht zu einem hohen Prozentsatz aus Omega-3-Fettsäuren. Sie sind Bestandteile der Zellmembranen und sorgen dafür, dass die Nervenzellen elektrische Impulse übertragen können. Da der Körper diese Fettsäuren nicht selber aufbauen kann, müssen sie regelmäßig und ausreichend mit der Nahrung aufgenommen werden. Die besten Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind Kaltwasserfische wie Lachs, Hering, Sardinen und Makrelen. Hier liegen die lebensnotwendigen Fettsäuren in einer für den menschlichen Körper besonders gut verwertbaren Form vor.

Aber auch Vegetarier, Veganer oder Menschen, die keinen Fisch mögen, können ihren Omega-3-Fettsäurebedarf durch eine gezielte Lebensmittelauswahl decken.

Pflanzliche Omega-3-Quellen als Alternative zum Fisch sind:

  • Leinöl und Leinsamen
  • Rapsöl
  • Walnüsse und Walnussöl
  • Hanfsamen und -öl
  • Chiasamen

Schließlich dürfen bei der antidepressiven Kost Obst und frisches Gemüse nicht fehlen. Vitamine und Mineralstoffe sind für den Aufbau und die Funktion der Nerven und der Nervenbotenstoffe von großer Bedeutung. Studien zeigen, dass Menschen in einer depressiven Phase oft unter einem Mangel an Mikronährstoffen leiden. Mit einer abwechslungsreichen Kost, reich an Obst und Gemüse, nehmen wir täglich einen Cocktail aus Vitaminen, Mineralstoffen und Pflanzenstoffen auf, der für unsere körperliche und seelische Gesundheit von unschätzbarem Wert ist.

Bewegung gehört dazu

Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind vorzügliche Möglichkeiten, um schlechter Laune und Depressionen vorzubeugen. Auch Sonnenlicht und körperliche Anstrengungen führen zur Ausschüttung von Serotonin. Das bedeutet, durch eine bewusste Ernährung und ausreichend Bewegung, bevorzugt an der frischen Luft, können wir unser eigenes Antidepressivum erzeugen. Schritt für Schritt stellen sich so ein gutes Körpergefühl und letztlich auch ein neues Körperbewusstsein ein.

Genießen tut der Seele gut

Genuss und Genießen gehören zu den positiven Gefühlen, die das Wohlbefinden ausmachen. Essen und Trinken bedeutet mehr als reine Nahrungszufuhr: Essen und Trinken ist eine reichhaltige Quelle für Lebensfreude. Ein gemeinsames Essen, egal ob im Freundeskreis oder in der Familie, macht uns nicht nur satt. Es stillt auch unser Bedürfnis nach Gemeinschaft, Nähe und Austausch. Und wenn dabei gelacht wird, umso besser. Lachen entspannt, baut Stress ab und setzt Glück-hormone frei. Das Lachen stoppt die Spirale der negativen Gedanken.

Und was nicht vergessen werden sollte:

Genießen kann man auch ohne Gesellschaft. Ganz alleine, an einem schön gedeckten Tisch zu Hause oder im Restaurant, ohne zu reden, ohne Zeitung, Fernseher und ohne Handy. Ein Essen alleine, nur mit sich selbst, mit der eigenen Wertschätzung und Selbstliebe. Auch das macht glücklich.

 

Dr. rer. nat. Rita Hein ist selbstständige Heilpraktikerin und Ernährungsberaterin mit eigener Praxis. Sie leitet Seminare und hält Vorträge rund um das Thema Ernährung. Mehr Infos unter www.dieguteberatung.de

Das Lymphsystem ist das Herzstück unserer körpereigenen Abwehr.
Wir können es bei seiner Arbeit unterstützen

Text Ulrike Schattenmann, Foto Pascoe

Das Lymphsystem neben den Blutgefäßen das wichtigste Transportsystem unseres Körpers. Mit der Lymphe, einer klaren, meist wässrigen Flüssigkeit, werden Ablagerungen aus dem Gewebe abtransportiert. Das Lymphsystem hat also eine wichtige Reinigungsfunktion. Gleichzeitig spielt es eine entscheidende Rolle für unser Immunsystem. Denn neben harmlosen Stoffen landen auch Krankheitserreger und andere Fremdkörper in den Lymphgefäßen. Sie müssen herausgefiltert und entsorgt werden. Das ist die Aufgabe der Lymphknoten. Sie sind wie eine Art Filterstation den Lymphgefäßen zwischengeschaltet. Hier operieren wichtige Abwehrzellen, die Lymphozyten. Sie kontrollieren die Lymphflüssigkeit auf Bakterien und Viren, identifizieren sie und leiten schnell eine optimale Abwehrreaktion ein.

Der Mensch hat etwa 600 Lymphknoten. Sie konzentrieren sich in bestimmten Körper-Regionen. Das sind:

  • Leisten-Lymphknoten für die Kontrolle der Lymphe aus den Beinen und dem Unterbauch
  • Achsel-Lymphknoten für die Lymphe aus den Armen und dem Brust-Bereich
  • Hals-Lymphknoten für die Lymphe aus dem Kopf-Bereich

Hals ist Eintrittspforte für Erreger

In den Mandeln, den Schleimhäuten im Halsbereich und den Hals-Lymphknoten sind besonders viele Abwehrzellen stationiert, weil durch Mund und Nase die meisten Krankheitserreger in unseren Körper gelangen. Bei jeder Abwehrreaktion läuft das Lymphsystem zu Hochtouren auf. Die sonst unscheinbaren Lymphknoten können anschwellen und deutlich tast- und sichtbar werden – ein Zeichen dafür, dass unser Immunsystem aktiv ist.Sind die Abwehrkräfte nicht stark genug, um die Erreger erfolgreich abzuwehren, kommt es zu einer Entzündung mit Halsschmerzen und Schluckbeschwerden (Angina oder Tonsillitis), die auch auf die unteren Atemwege übergreifen kann und sich als Bronchitis bemerkbar macht.


So stärken wir das Lymphsystem:

  • Muskeltätigkeit: Häufige, aber sanfte Bewegung fördert den Lymphabfluss, ideal ist Schwimmen
  • Hochlagerung und sanfter Druck: Kompressionsstrümpfe sind bei Lymph-abfluss-Störungen sehr hilfreich
  • Manuelle Lymphdrainage: Sanfte, langsame und rhythmische Pumpgriffe, die von Spezialisten ausgeführt werden müssen, regen den Lymphabfluss an
  • Entspannung: Langzeit-Stress wirkt sich auf viele Körperfunktionen nachteilig aus – auch auf Lymphabfluss und Abwehrkräfte
  • Pflanzliche Wirkstoffe: Sie können die Drainage- und Abwehrfunktion unseres Lymphsystems unterstützen. Dazu zählen der Löwenzahn (Taraxacum), der Sonnenhut (Echinacea), die Kermesbeere (Phytolacca) und die Ringelblume (Calendula).

Wenn man Patienten in umfassenden Zusammenhängen betrachtet, kann man auch ernsthafte Krankheiten heilen, sagt der Mediziner und Naturheilkundler Gert Dorschner. Er hat einen mehrstufigen Behandlungsplan entwickelt, den wir in einer Serie vorstellen.

Text und Foto Gert Dorschner

Stufe 1: Gesunde Psyche

Im Schatten liegt das Heil: Hilfreich bei einer chronischen Krankheit ist immer der Glaube, dass alles, auch die Krankheit, einen Grund hat. Wenn man die Krankheit als Teil des eigenen Lebens annimmt, lassen sich die Lebensqualität, die Heilungschancen und die Lebenserwartung deutlich verbessern. Wird die Belastung so groß, dass zur Krankheitsbewältigung die eigenen Kräfte und die Unterstützung durch Angehörige und Freunde nicht ausreichen, sollte man psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Insbesondere Krebs, aber auch andere chronische Krankheiten, erfordern oft eine radikale Korrektur der Lebensweise und der Lebenseinstellung. Ich rate Patienten,

  • den inneren Schalter in der Seele umzulegen
  • ihr tiefstes Seelen- oder Lebensthema herauszufinden
  • Herzenswünsche zu verwirklichen
  • über einen Berufs-, Partner- oder Religions-Wechsel nachdenken
  • ihre persönliche Spiritualität zu pflegen

Stufe 2: Ovo-lacto-vegetabile Vollwert-Ernährung

Eine Ernährung ohne Zucker, Weizen und Tiereiweiß – insbesondere Kuhmilch – ist für chronisch kranke Patienten empfehlenswert. In tierischen Nahrungsmitteln ist Arachidonsäure enthalten, ein Stoff, der chronische Entzündungsprozesse fördert, den Körper übersäuert und die Nieren belastet. Das kommt einer Blockade des Entgiftungssystems gleich.

Vor allem Patienten, die unter Allergien, Migräne, Asthma, Neurodermitis und Morbus Crohn leiden, sollten auf histaminhaltige Lebensmittel (Wurst, Käse, Rotwein, Schokolade u.ä.) sowie phosphathaltige Nahrungsmittel (Cola, Kakao, Gummibärchen) verzichten. Meiden Sie Genussgifte wie Alkohol und Nikotin. Streben Sie Normalgewicht an. Jedes Kilo zu viel kann – insbesondere bei Patienten, die sich zu wenig bewegen – eine Kettenreaktion unzähliger chronischer Krankheiten nach sich ziehen.

Mein Tipp:

Nehmen Sie regelmäßig Zwiebel, Meerrettich, Bärlauch oder Knoblauch zur Immunstärkung, Entgiftung und Durchblutungsförderung zu sich. Meiden Sie Zucker. Er raubt besonders die B-Vitamine, die für Nerven, Psyche sowie unser Immunsystem essentiell sind. Alternativen sind Datteln, Feigen, Rosinen, Stevia oder naturbelassener Bienenhonig.

In der nächsten Impulse-Ausgabe finden Sie: Stufe 3 „Sport und -Bewegung“ – und Stufe 4 „Schlafhygiene“

 

Gert Dorschner ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin. www.akademie-fuer-ganzheitsmedizin.de


Interview

„Ursachen statt Symptome behandeln“

DNB Impulse: Sie haben einen Therapieplan für chronische Krankheiten entwickelt. Worauf baut er auf?

Gert Dorschner: Auf den vier Grundsäulen Psyche, Ernährung, Bewegung und Schlaf. Dazu kommen noch spezielle Therapien und Methoden, die sich aus meiner Praxiserfahrung bewährt haben, etwa Kräuterteekuren oder Hydrotherapie. Insgesamt sind so 15 verschiedene Behandlungsschritte zusammengekommen. Ich empfehle diesen Plan oder eine individuell zum Patienten und Krankheitsbild passende Kombination daraus allen, bei denen eine ernsthafte Krankheit diagnostiziert wurde – auch als Begleittherapie bei einer schulmedizinischen medikamentösen Behandlung.

Ist die Naturheilkunde besser geeignet als die Schulmedizin, um chronisch kranken Patienten zu helfen? 

Die Schulmedizin leistet wertvolle Dienste in der objektivierbaren Diagnostik, in der Chirurgie und in der Notfallmedizin. Sie versagt jedoch häufig in der ursächlichen Therapie chronischer Krankheiten.

Inwiefern?

Für 7o Prozent aller Krankheiten, vor allem Autoimmun-Krankheiten, Allergien und Krebs, kennt die Schulmedizin weder Ursachen geschweige denn eine kausale Therapie. Sie setzt darauf, die Symptome zu unterdrücken, was bedeutet, dass die Patienten oft ein Leben lang starke Medikamente nehmen müssen, deren Nebenwirkungen wiederum zu neuen Beschwerden führen.

Müssen unterschiedliche Krankheiten nicht auch unterschiedlich behandelt werden? Multiple Sklerose etwa äußert sich doch ganz anders als eine Allergie, Rheuma oder Krebs.

Mein Behandlungsplan setzt bei den grundlegendsten Ursachen an. Fast jede Krankheit, selbst eine Arthrose oder Krebs, beginnt pathophysiologisch gesehen im Kern als ein chronischer Entzündungsprozess. Insofern bleiben die komplementären Basis-Therapien chronischer Krankheiten aus ganzheitsmedizinischer Sicht relativ gleich.

Die Fragen stellte Ulrike Schattenmann.


 

Es muss nicht immer die Chemiekeule sein: Bei Harnwegsinfektionen helfen pflanzliche Arzneimittel. Sie hemmen das Bakterienwachstum, verursachen aber keine Resistenzen

TEXT PROF. DR. MED. KARIN KRAFT, FOTO CREATIV COLLECTION

In den letzten fünf Jahren hat sich der Anteil der Erreger, die gegen alle Breitbandantibiotika unempfindlich sind, um 200 Prozent erhöht. Diese antibiotikaresistenten Bakterien können insbesondere bei geschwächten oder frisch operierten Patienten lebensbedrohlich sein, da kein wirksames Gegenmittel zur Verfügung steht. Mehrere Gründe sind für den rasanten Anstieg der multiresistenten Keime verantwortlich: Die nicht ausreichende Einhaltung hygienischer Grundregeln in den Kliniken zählt ebenso dazu wie der großzügige und teilweise ungezielte Umgang mit Antibiotika in den ärztlichen Praxen. Aber auch die umfangreiche Verwendung von Antibiotika in der Tiermast hat dazu beigetragen.

Die wichtigste Maßnahme gegen multiresistente Keime ist es, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Inzwischen bezieht auch die Schulmedizin zu diesem Problem Stellung.
„Bei der akuten unkomplizierten Zystitis (Harnblaseninfektion) stellt die alleinige symptomatische Therapie eine vertretbare Alternative zur sofortigen antibiotischen Behandlung dar“, heißt es in einer aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin. Die Gabe von Antibiotika zur Behandlung und insbesondere zur Prophylaxe ist demnach nicht erforderlich. Trotzdem sollen die unangenehmen Symptome möglichst nebenwirkungsarm gelindert werden.

Harntreibend und antientzündlich

Dazu eignen sich etliche Arzneipflanzen und die daraus hergestellten pflanzlichen Arzneimittel gut. Denn sie enthalten antibiotisch wirksame Stoffe, mit denen sie sich selbst wirkungsvoll gegen Bakterien, Viren und Pilze verteidigen. Diese sogenannten Phytotherapeutika lassen sich auch vorbeugend einsetzen, aber nur, wenn keine Schwellungen (Ödeme) infolge einer Herz- oder Nierenschwäche bestehen.

Man unterscheidet zwischen den sogenannten Durchspülungsmitteln und Harnwegsdesinfizienzien. Zu den Durchspülungsmitteln zählen Goldrutenkraut, Birkenblätter, Brennnesselkraut und Schachtelhalmkraut. Sie enthalten antientzündlich wirkende Inhaltsstoffe und regen die Urinausscheidung durch die Niere an. Zudem verhindern sie, dass Bakterien in die Harnwege eindringen, haften bleiben und dort einen Biofilm bilden. Das haben aktuelle Untersuchungen gezeigt. Besonders geeignet sind Kombinationspräparate, weil sich die verschiedenen Wirkprinzipien der Einzelpartner gut ergänzen. Bei der Langzeitanwendung ist ein gelegentlicher Wechsel sinnvoll.

Harnwegsdesinfizienzien enthalten Inhaltsstoffe, die das Bakterienwachstum hemmen, aber keine Resistenzen verursachen. Allerdings wirken sie deutlich schwächer als Antibiotika. Dazu zählen Bärentraubenblätter, Kapuzinerkressenkraut oder Meerrettichwurzel. Harnwegsdesinfizienzien werden nur über kurze Zeit während des Harnwegsinfektes zusammen mit den Durchspülungsmitteln eingenommen.

Goldrutenkraut wird für Tees (insgesamt 3 bis 5 Gramm pro Tag bei 2 bis 4 Tassen) oder Extrakte verwendet und wirkt harntreibend, antientzündlich, krampflösend und schmerzlindernd. In Fertigarzneimitteln wird es oft mit anderen ähnlich wirkenden Pflanzen kombiniert.

Birkenblätter und Brennnesselkraut werden ebenfalls für Teeaufgüsse der Extrakte verwendet. Sie wirken antientzündlich. Dazu 2 Esslöffel pro Tasse ziehen lassen und maximal 8-12 Gramm verwenden. Bei Birkenblättern treten selten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder allergische Reaktionen auf. Sie werden deshalb meistens mit anderen Pflanzen kombiniert. Für Brennnesselkraut sind keine Nebenwirkungen beschrieben.

Schachtelhalmkraut wirkt antientzündlich und schmerzlindernd. Als Nebenwirkungen sind leichte Magendarmbeschwerden und allergische Reaktionen beschrieben. Man verwendet zwei Teelöffel pro Tasse bis zu dreimal am Tag (10 bis 15 Minuten ziehen lassen).

Bärentraubenblätter wirken antibakteriell, reizlindernd und antientzündlich. Bei empfindlichem Magen verursachen sie gelegentlich Missempfindungen. Sie sollten nur maximal 5 mal im Jahr und jeweils maximal 1 Woche eingenommen werden und sind in Teemischungen oder als Fertigarzneimittel erhältlich.

Die Extrakte des Kapuzinerkressenkrauts, sogenannte Senföle, hemmen Bakterien- und Pilzwachstum in den ableitenden Harnwegen. Senföle aus der Meerrettichwurzel bzw. die frisch geriebenen Wurzeln (20 Gramm pro Tag) wirken zudem schleimhautreizend. Bei Magen- und Dünndarmgeschwüren oder Nierenerkrankungen sollen sie ebenso wie die Extrakte aus Kapuzinerkressenkraut nicht eingenommen und während Schwangerschaft und Stillzeit nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt eingesetzt werden.

Oft werden insbesondere zur Prophylaxe von Harnwegsinfektionen auch Zubereitungen von Cranberry als Saft, Tabletten oder Kapseln empfohlen. Hier handelt es sich jedoch um Nahrungsergänzungsmittel. Sie weisen in der Regel Probleme bei der Dosierung und der Qualität auf.

Für alle genannten Produkte gilt, dass sie problemlos auch zusammen mit Antibiotika eingenommen werden können. Bei Durchspülungsmitteln sollte die Einnahme nach Verschwinden der Symptome noch mindestens 14 Tage fortgeführt werden. Sie eignen sich auch für die Langzeitanwendung.
Karin Kraft hat eine Stiftungsprofessur für Naturheilkunde. Sie lehrt an der Universität Rostock.


 

Diese Arzneipflanzen helfen bei Blasenentzündung

Symptomatik

 

Arzneipflanzen

 

Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere, Brennen beim Wasserlassen

 

Echtes Goldrutenkraut, Acker-schachtelhalm, Gänsefingerkraut

 

Wiederkehrende Entzündungen mit Brennen beim Wasserlassen

 

Echtes
Goldrutenkraut
Akuter Harnwegsinfekt

 

Kapuzinerkressenkraut, Meerrettichwurzel (Senföle)

 

Bei Neigung zu Harnwegsinfektionen als Durch-spülungmittel

 

Birkenblätter, Goldrutenkraut, Orthosiphonblätter (Katzenbart), Tausendgüldenkraut,

 

Liebstöckelwurzel, Rosmarinblätter

 

Häufiges Wasser-lassen mit Brenn–
schmerz, allgemeines Krankheitsgefühl
Bärentraubenblätter

 

 

Ätherische Ölmischungen hemmen das Wachstum gefährlicher Keime

Foto: Matthias Siegk

Carvacrol und Thymol – so heißen die Hauptbestandteile der ätherischen Auszüge von Bohnenkraut, Rotem und Schwarzem Thymian sowie Wildem Majoran. Beide Substanzen sind Derivate des Phenols und zählen zu den so genannten sekundären Pflanzenstoffen, die im menschlichen Organismus zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte entfachen. So sind Carvacrol und Thymol in der Lage, das Wachstum problematischer Bakterienstämme, etwa von Kolibakterien oder Staphylococcus aureus, kurz MRSA genannt, zu hemmen, indem sie erfolgreich auf die Zellmembran einwirken. Sie wirken fungizid und haben schmerzstillende, wundheilende, entzündungshemmende und wärmende Eigenschaften, was sie auch für die Zahnheilkunde interessant macht. Oral eingenommen, wirken beide Derivate verdauungsfördernd.

Bereits in der ägyptischen Kultur kam das stark aromatische Thymiankraut zum Einsatz. Spezialisten verwendeten Auszüge von Thymus vulgaris und weiteren Pflanzenessenzen, um Mumien zu präparieren. Die antimikrobielle, scharf schmeckende Tinktur tötete Pilze und Sporen ab und schützte die Körper vor natürlichem Verfall. Heute schenkt die Wissenschaft diesen hochwirksamen Eigenschaften auf der Suche nach Alternativen zu konventionellen Antibiotika und Antimykotika wieder erhöhte Aufmerksamkeit. Insbesondere bei der Behandlung von MRSA-Patienten könnte Carvacrol und Thymol eine Rolle spielen. MRSA sind multiresistente Keime, deren Übertragung in Deutschland hauptsächlich im Krankenhaus stattfindet. Ihre Behandlung ist eine immer noch ungelöste Herausforderung für Ärzte und Pflegepersonal.

Naturreine, ätherische Ölmischungen sind komplexe vielstoffliche Gemische, die neben natürlichen Gift- und Bitterstoffen, neben Phenolen, Terpenen und Estern, eine äußerst hohe Anzahl weiterer wirksamer pflanzlicher Inhaltsstoffe aufweisen. Häufig gibt es in diesen Mischungen gleich mehrere antiseptisch wirkende Verbindungen, die problematische Keime und Pilze abwehren. Im Gegensatz zur antibiotisch wirksamen Einzelsubstanz haben Erreger so kaum eine Chance, Resistenzen zu entwickeln.

Auf die Mischung kommt es an

Carvacrol und Thymol als reines Thymianöl, oral verabreicht, konnten besonders im Bereich der Bronchien und der Lunge sowie bei Blasenentzündung und Trichomonadeninfektion erfolgreich eingesetzt werden. Wünscht man jedoch eine Breitbandwirkung, ist die Kombination dieser Phenole mit anderen hochwirksamen Pflanzenstoffen – etwa Eugenol aus der Gewürznelke – noch weitaus effektiver. Eugenol entfaltet neben hervorragenden zahnheilkundlichen und keimtötenden Eigenschaften zusätzlich antivirale Wirkmechanismen, die gerade bei fortgeschrittenen Infektionen auch mit MRSA eine willkommene Stütze für ein vorgeschädigtes Immunsystem sein können.

Matthias Siegk ist freier Journalist, Grafikdesigner, Kräutergärtner und Anwender hochwertiger ätherischer Pflanzenessenzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: creativ collection

Eine kalte Waschung fördert die Durchblutung, stärkt die Abwehrkräfte, belebt Herz-, Kreislauf- und Nervensystem und erhöht die Fähigkeit des Körpers, sich an die unterschiedlichen Temperaturen anzupassen.

Regeln:

  • Der Körper muss gut durchwärmt sein
  • Wenn es unangenehm wird und Kälteschmerz auftritt, Anwendung abbrechen
  • Danach sofort für Wiedererwärmung sorgen: ins warme Bett legen oder sich bewegen

So geht’s:

Waschungen am besten gleich nach dem Aufstehen vornehmen, der Körper muss gut durchwärmt, die Raumtemperatur nicht zu kalt sein. Zugluft vermeiden! Nur soweit entkleiden wie nötig, dann mit kaltem, frischem Wasser erst Beine, dann Arme, dann Rücken und Bauch abwaschen. Dafür ein Leintuch, mehrfach zusammengelegt verwenden. Das Tuch gut andrücken, so dass beim Waschen ein feiner Wasserfilm auf der Haut entsteht. Bei Bedarf Thymianöl dazugeben (Verhältnis 1:10), es wirkt schleimlösend und antibakteriell. Nach der Waschung nicht abtrocknen, sondern Nachtkleidung anziehen, zurück ins Bett gehen, sich gut zudecken und 30 Minuten nachruhen.