Stellt die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen eine Gefahr für das Gemeinwohl dar? Überlegungen zur geplanten Masern-Impfpflicht

Von Nora Laubstein

Anfang Mai haben der CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn und SPD-Sprecher Karl Lauterbach eine Gesetzesinitiative für die allgemeine Masern-Impfpflicht von Schul- und Kitakindern gestartet. Das bedeutet konkret eine verbindliche Masern-Röteln-Mumps-Impfung, da es keinen einzelnen Masern-Impfstoff gibt. Im Verweigerungsfall soll sogar eine Geldbuße erfolgen.

Hintergrund ist die ansteigende Zahl von Masernerkrankungen weltweit, aber auch in Deutschland. Um eine ansteckende Krankheit wie Masern weltweit auszurotten, muss mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geschützt sein. Diese Impfquote wird jedoch in Deutschland laut Robert-Koch-Institut nicht überall erreicht. Zwar haben 97,1  Prozent der Schulanfänger die erste Impfung bekommen. Aber bei der zweiten Masernimpfung gibt es mit 93 Prozent noch Nachholbedarf. Auch Erwachsenen fehlt oft die zweite Impfung, weil diese in deren Kindheit noch nicht vorgesehen war.

Rechtfertigt das eine gesetzliche Impfpflicht? Der deutsche Ethikrat sagt Nein. Einen Impfzwang für alle Kleinkinder lehnt das Gremium mit Verweis auf die -hohen Impfquoten im Kleinkindalter ab. Allerdings gebe es eine moralische Pflicht für alle Eltern, ihre Kinder impfen zu -lassen, so der Ethikrat.

Naturheilkundliche Angebote bleiben außen vor

In der täglichen Praxis erleben heute schon viele Mütter und Väter, dass ungefragt eine sechsfach-Impfung oder eine Grippeimpfung alltäglich geworden ist – bereits ohne staatlich geregelte Impfpflicht. Mit einer Impfpflicht würde eine bisher selbstbestimmte freie Entscheidung des Einzelnen zu Gunsten eines angeblichen Wohls der Allgemeinheit entfallen. Wird damit der nicht geimpfte Mensch zu einer Gefahr stilisiert? Für die Weltgesundheitsorganisation WHO scheint die Sache klar: Impfungen seien gut, je früher und je mehr, desto besser! „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“ – so lautet ihre Definition zum Thema -Gesundheit. Die WHO empfiehlt den Mitgliedsstaaten Impfungen durchzuführen, um Erreger möglichst für immer zu vernichten. Seit kurzem bezeichnet sie Personen, die eine Impfung kritisieren oder strikt ablehnen, als große Gefahr für die Allgemeinheit. Ihre finanziellen Mittel für weltweite Impfkampagnen erhält die Organisation unter klaren Auflagen von privaten Stiftungen.

Viele EU-Staaten folgen diesem gesundheitspolitischen Präventionsverständnis. Es wäre zu einfach, hier alleine dem Einfluss von Impfstoffherstellern eine Bedeutung zuzuordnen. Es sind in erster Linie die politisch Verantwortlichen der EU und der Nationalstaaten, die darüber entscheiden. Der Deutsche Bundestag fällt seine Entscheidung über den Gesetzesantrag zur Masern-Impfpflicht im Herbst. Naturheilkundliche Angebote wie die Stärkung der Immunität oder eine Prävention im Sinne der sechs Säulen der Naturheilkunde werden dabei vermutlich keine Rolle spielen.

Mehr dazu unter:
https://individuelle-impfentscheidung.de/,
www.rki.de, (Stichwort „Masern“)
www.naturheilbund.de/impfungen-fuer-und-wider/

Nora Laubstein ist Präsidentin des Deutschen -Naturheilbund eV