Zweifel an der Diagnose „Alzheimer“ – NHV Weserbergland e.V.

Kaum eine Krankheit ist so angstbesetzt wie Alzheimer. Sie gilt als häufigste Ursache von Demenz, an der hierzulande nach offiziellen Angaben 1,5 Millionen Menschen leiden. Und jeden, so scheint es, kann es treffen – aus heiterem Himmel und ohne einen ersichtlichen Grund.

Doch das ist ein Irrtum, behauptet Cornelia Stolze, Wissenschaftsjournalistin und Autorin des Buchs „Verdacht Demenz“ (Herder Verlag, 2016). Am Mittwochabend berichtete sie auf Einladung des Naturheilvereins Weserbergland in einem Vortrag über die Ergebnisse ihrer jahrelangen Recherchen. Die Reihen im Saal des Hefehofs waren gut gefüllt. Und bis zuletzt lauschten die Zuhörer gebannt dem Bericht der Referentin. Wie schon der Titel – „Der Alzheimer-Schwindel“ – so war auch der Inhalt des Vortrags für viele Zuhörer überraschend und provokant.

Natürlich gebe es das Krankheitsbild Demenz, stellte Cornelia Stolze gleich zu Beginn ihres Vortrags klar. Doch oft werde die Diagnose Demenz vorschnell gestellt. Umfangreiche Studien deutscher und österreichischer Forscher hätten bereits vor mehreren Jahren gezeigt, dass dieser niederschmetternde Befund in bis zu drei Viertel aller Fälle falsch sei.

In der Tat gebe es Vieles, was wie eine Demenz aussehe, aber keine Demenz ist. Rund 50 verschiedene Krankheiten und körperliche Störungen könnten einen akuten Verwirrtheitszustand hervorrufen und so eine schwere Demenz vortäuschen, so das Ergebnis von Stolzes Recherchen. Ähnliches gelte für Medikamente. Viele Senioren würden heute Arzneimittel einnehmen, die als Nebenwirkung demenzähnliche Störungen wie Vergesslichkeit, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, Schwindel, Unruhe, Blasenschwäche oder Verhaltensstörungen wie Aggressivität hervorrufen können. Unter den Präparaten, die solche Symptome verursachen können, seien viele häufig verschriebene Mittel, darunter Blutdrucksenker, Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel wie Lorazepam (z. B. Tavor) oder Diazepam (z. B. Valium), Schmerzmittel wie Fentanyl und viele andere.

Werde die Ursache rechtzeitig erkannt und behoben, würden die Beschwerden meist wieder komplett verschwinden. Oft würden die Patienten jedoch nicht gründlich genug untersucht – vor allem, wenn sie bereits älter sind und an mehreren Krankheiten leiden. Frei nach dem Motto: Der ist eben alt und krank, da ist es normal, wenn man dement wird.

Die Folgen seien fatal. Gerade ältere verwirrte Menschen erhielten oft nicht die richtige Therapie, weil die Auslöser des Problems nicht geklärt wurden. Die Betroffenen – und ihre Angehörigen – litten deshalb unnötig und gerieten in einen Teufelskreis. Weil sich der Zustand nicht bessert, sondern meist noch verschlechtert, landen viele der älteren Patienten über kurz oder lang im Pflegeheim – obwohl sie eigentlich noch gut zuhause leben könnten.

Auch eine echte Demenz, erläuterte Stolze, komme nicht aus heiterem Himmel, sondern sei die Folge größerer, irreparabler Hirnschädigungen. Ein beträchtlicher Teil aller echten Demenzen gehe zum Beispiel auf schwere Schlaganfälle zurück, insbesondere solche, die erst spät erkannt oder schlecht behandelt wurden. Weitere häufige Ursachen seien jahrelanger Alkoholmissbrauch, Medikamentenabhängigkeit und wiederholte Kopfverletzungen, wie sie zum Beispiel im Boxsport und im American Football vorkommen.

Ihr Hauptziel sei es, den Menschen Ängste zu nehmen und Maßnahmen der Vorbeugung aufzuzeigen. Sorgen, die laut Stolze in der Öffentlichkeit gezielt geschürt würden. Forscher, Mediziner und Pharmafirmen hätten vor Jahrzehnten erkannt, dass sich mit dem Bild von einer rätselhaften Krankheit und dem Versprechen von Hoffnung und Heilung nicht nur Forschungsmittel mobilisieren und Karrieren beschleunigen, sondern auch weltweit lukrative Geschäfte machen lassen.

Tatsächlich sind seit rund 20 Jahren mehrere Arzneimittel zur „Alzheimer“-Behandlung auf dem Markt, die millionenfach verordnet und geschluckt werden. Den Herstellern würden sie jährlich Milliardeneinnahmen bescheren. Dabei habe sich längst gezeigt, dass die Mittel mehr schaden als nützen. Die französische Arzneimittelbehörde HAS etwa rate seit kurzem offiziell von einer Verordnung dieser Präparate ab. Der Grund: Es gebe keine überzeugenden Belege dafür, dass die Tabletten den Patienten helfen. Die Mittel würden weder die Lebensqualität verbessern noch den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Umgekehrt stehe fest, dass die Medikamente erhebliche Nebenwirkungen hätten.

Eines dagegen sei wissenschaftlich gut belegt, betonte Cornelia Stolze am Ende ihres Vortrags: Dass ein gesunder Lebensstil vor Demenz schütze. Wer sich regelmäßig bewege, Freundschaften und soziale Kontakte pflege, so wenig Medikamente wie möglich schluckt, nicht raucht und Alkohol in Maßen genießt, der habe gute Chancen, bis in ein hohes Alter von Verwirrtheit, Vergesslichkeit und anderen kognitiven Störungen verschont zu bleiben.

Naturheilverein Weserbergland
1.Vors. Ute Mühlbauer

Bild von Cornelia Stolze: Jennifer Ploog