Die WHO veröffentlicht ihren Bericht zur Komplementärmedizin in ihren Mitgliedstaaten. Deutschland gehört zu den Schlusslichtern

Von Prof. Dr. med. Karin Kraft

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im Jahr 2012 eine Strategie zur Förderung und Weiterentwicklung von traditioneller und komplementärer Medizin (T&CM) aufgelegt. Sie forderte ihre 193 Mitgliedsstaaten auf, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Schritte zu unternehmen, um traditionelle und naturheilkundliche Heilverfahren in die nationalen Gesundheitssysteme zu integrieren – und bot interessierten Staaten dazu ihre Unterstützung an, etwa bei der Aus- und Weiterbildung.

Zum Stand der traditionellen und komplementären Medizin in allen 193 Mitgliedsstaaten ist jetzt der Bericht erschienen, der online einsehbar ist. Dabei kommt Deutschland leider nicht gut weg. Es gehört im globalen und auch im europäischen Vergleich zu den Schlusslichtern. Im Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedsstaaten, die sich stark weiterentwickelt haben: Im Jahr 2018 haben 98 Mitgliedstaaten ein nationales Programm für die Entwicklung von T&CM in ihrem Gesundheitswesen erarbeitet, das sind fast viermal so viele Staaten wie noch vor 20 Jahren. Immerhin 93 Länder verfügen über ein Expertenkomitee zum Thema, in 75 Ländern gibt es sogar ein nationales Forschungsinstitut, das sich mit traditioneller und komplementärer Medizin beschäftigt.

In Deutschland wurde die Anfrage der WHO zu einem nationalen Expertenkomitee für T&CM nicht beantwortet, die Existenz eines nationalen Programms, Ämter bzw. eines Forschungsinstituts für T&CM verneint. Auch bei den meisten anderen europäischen Ländern ist noch Luft nach oben: So hat in Europa nur jedes fünfte Land ein Regierungsprogramm zur traditionellen und komplementären Medizin aufgelegt. Zum Vergleich: In Nord- und Südamerika haben 30 Prozent aller Länder ein solches Programm, in Afrika 8o Prozent. Das ernüchternde Fazit der WHO: Zwar sei die Anzahl der europäischen Staaten, die pflanzliche Medizin systematisch erfassen und regulieren, merklich angestiegen. „Trotzdem lagen die Zahl der Indikatoren zur Förderung von T&CM, wie etwa Regierungsprogramme, Stellen oder Ämter sowie Forschungsinstitute deutlich unter dem globalen Durchschnitt.“

WHO global report on traditional and complementary medicine 2019. Geneva: World Health Organization; 2019, abrufbar unter www.who.int

Prof. Dr. med. Karin Kraft ist Inhaberin des Lehrstuhls für Naturheilkunde an der Universitätsmedizin Rostock. www.naturheilkunde.med.uni-rostock.de

 

 

Sie ist der erste Baum, der nach dem Winter austreibt sowie Symbol für Frische und Jugendlichkeit. Über die Birke und ihre Vitalkräfte

Von Petra Hietkamp-Herter; Foto: creative collection

In der Pflanzen- und Naturheilkunde wird die Birke seit Jahrhunderten in der Volksmedizin genutzt. Im Frühjahr erwacht sie als erster Baum zu neuem Leben und stellt den Menschen ihre anregenden Kräfte zur Verfügung. Wie ihre Gaben eingesetzt werden können, wussten schon die alten Germanen: Sie nutzen den zuckerhaltigen Saft als eine Art Lebenselixier.

Birkensaft selber zapfen

Wenn die Säfte in die Stämme steigen, pumpt die Birke täglich 50 Liter Flüssigkeit durch den Stamm zur Krone. Im März, kurz bevor die Blätter austreiben, kann man diesen Birkennektar abzapfen. Dieses Elixier ist reich an Vitaminen und Mineralien. Es wirkt stoffwechsel-anregend, stärkend, reinigend, belebend und wird im Rahmen von Frühjahrskuren gern als Entschlackungsmittel getrunken. Allerdings beginnt der frische Saft schnell zu gären, deshalb ist es ratsam, ihn portionsweise einzufrieren. Man kann auch ein Drittel der Menge mit einem hochprozentigen Alkohol mischen, dadurch macht man den Saft haltbar.

Um einen süßen Birkensirup zu erhalten, kocht man ihn auf die Hälfte ein und reduziert ihn dann weiter in einem Wasserbad bis nur noch zehn Prozent des ursprünglichen Volumens übrig ist. Mit Zugabe von Zucker kann er dann haltbar in Flaschen abgefüllt werden. Der Birkensaft enthält unter anderem Invertzucker, Säuren, Salze und Eiweiß.

So geht’s:

Bei einem Stamm mit circa 25 Zentimeter Durchmesser wird in einer Höhe von einem Meter mit einem Holzbohrer ein etwa fünf Millimeter großes Loch gebohrt, das schräg nach oben ragt. In das Loch wird ein Plastikröhrchen, ein Trinkhalm oder ein Schlauch eingeführt, der das Birkenwasser in ein Gefäß leitet. Wichtig ist auch aufzupassen, dass keine Insekten ins Gefäß gelangen. Mit Baumwachs (aus der Gärtnerei) oder mit Pech wird das Bohrloch wieder verschlossen.

Um die Birke nicht unnötig zu belasten, sollten nicht mehr als drei Liter pro Baum gezapft werden – und das auch nur alle zwei Jahre.

Anwendung:

In der mittelalterlichen Klostermedizin wurde der Birkensaft bei Leberbeschwerden und Nierensteinen genauso eingesetzt wie bei Mundfäule und Hautverletzungen.

Der Saft wirkt haarwuchsfördernd und hilft bei Schuppenbildung und Haarausfall. Äußerlich auf die Haut aufgetragen, lindert er Schuppenflechte und aktinische Keratose, eine Vorstufe von Hautkrebs. Innerlich eingenommen (ca. 2 bis 4 Schnapsgläser täglich) hilft er bei rheumatischen Beschwerden und wirkt reinigend.

Wie Birkenblätter wirken

Die Medizin hat Birkenblätter lange ignoriert. Erst moderne Forschungsergebnisse konnten die Wirkprinzipien erklären, die in der Erfahrungsmedizin längst bekannt waren.

Die meisten Birkenarten enthalten:

  •   Flavonoide
  •   Saponine
  •   Gerbstoffe
  •   Ätherische Öle
  •   Vitamin C

Sammelzeit ist von Mai bis Juni. Ab März können die Knospen gesammelt werden.

Ihre Inhaltstoffe, vor allem die Flavonoide erhöhen die Harnmenge um ein Vielfaches und wirken antiseptisch. Die Entwässerung lindert Gicht, Arthritis und Ödeme. Birkenblätter aktivieren die Nieren, ohne sie dabei zu reizen! Deshalb kann ihre Anwendung in den meisten Fällen über einen längeren Zeitraum erfolgen, außer bei einer Herz- oder Nierenschwäche.

Der heilsame Birkenblättertee wird aufgrund seiner harntreibenden Wirkung vor allem bei entzündlichen Erkrankungen der Harnwege eingesetzt. Auch bei Nierengrieß können die Blätter als Durchspülungstherapie verwendet werden, die Harnkristalle werden so besser ausgespült. Bei Infektionen der Harnwege bietet sich eine Kombination mit Hauhechel und Goldrute an. Wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften werden Birkenblätter auch als begleitende Therapie bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Hier ist eine Kombination mit Ringelblumenblüten oder Brennnesselblättern sinnvoll.

Wegen der blutreinigenden und belebenden Wirkung sind die Birkenblätter zusammen mit Löwenzahn und Brennnessel wichtige Bestandteile von Frühjahrskuren. Die Birkenblätter wirken saluretisch, das heißt, sie helfen Natriumchlorid auszuscheiden.

Die Birke auf dem Speiseplan 

Als Zutat für Speisen eignen sich Birkenknospen und Blätter, die frisch in Salaten und Smoothies, aber auch als Gemüse oder Topping fürs Müsli wunderbar verwendet werden können. Die Knospen haben einen milden Geschmack, sind leicht nussig und ähneln Leinsamen, weshalb man sie in der Küche vielseitig einsetzen kann. Die jungen Birkenblätter schmecken zwar leicht bitter, können aber trotzdem in vielen Gerichten genutzt werden, etwa als Belag auf einem frischen Butterbrot mit Butter oder Käse – lecker! Als Gewürz getrocknet, im Mörser zerrieben, gemischt mit Salz, Pfeffer, lässt sich aus Birkenblättern ein Gewürz herstellen, das zu vielen Gerichten passt und verwendet werden kann.

Kontraindikation

Wer auf Birkenpollen allergisch reagiert oder an Herz- oder Nierenfunktionsstörungen leidet, die im Zusammenhang mit Wassereinlagerungen stehen, sollte Birkenblätter meiden. Ebenso ist während der Schwangerschaft von einer Birkenblätternutzung abzuraten.

Zur Haarpflege

Als Haarwasser, in Tinkturen oder auch beigemengt in Packungen in Verbindung mit Ackerschachtelhalm und Brennnesselblättern, wirken Birkenblätter gegen Schuppenbildung, Haarausfall, Juckreiz und kraftloses schlaffes Haar, sowie nach der Chemotherapie zur Haarbodenregeneration. Die Wirkstoffe verhelfen zu Glanz und besserer Durchblutung.

Die Birkenrinde-Borke

Der schwarz-weiße Stamm der Birke leuchtet schon aus der Ferne, deshalb wurde sie an unübersichtlichen Wegen und Straßen zur Markierung eingesetzt. Ein besonderer Inhaltsstoff der Birkenrinde, das auch die weiße Farbe verursacht, ist Betulin. Es wirkt wie ein starker Sonnenschutzfaktor für die Birke.

Die Rinde kochte man früher bereits in Wasser, um bei Schuppenflechte und anderen Hauterkrankungen die betroffenen Stellen zu behandeln. Aufgrund ihrer keimtötenden Substanzen und des hohen Gehalts an Gerbstoffen eignen sich die frischen, papierähnlichen Rindenstücke auch sehr gut als Wundauflage. Damit stellt uns die Birke auf Wanderungen und Spaziergängen bei Bedarf eine wunderbare Notfall-Apotheke bereit.

Birkenzucker, auch bekannt als Xylit oder Xucker wird aus der Rinde der Birke hergestellt. Xylit ist mittlerweile ein bekannter Zuckeraustauschstoff.

Petra Hietkamp-Herter ist Naturheilkunde-Beraterin DNB. Der Text ist eine verkürzte Version ihrer Abschlussarbeit.
E-Mail: naturpraxis-hietkamp@web.de

Botanik

Die Birke liebt freie Flächen und stellt kaum Ansprüche an Boden und Klima. Trotz ihres zarten Aussehens mit weißem Stamm und zartgrün schimmernden Laubwerk ist sie überaus robust und kältetolerant. Birken können bis zu 35 Meter hoch werden und schon einmal ein stolzes Alter von 160 Jahren erreichen. Ihre Blütenstände heißen „Kätzchen“. Alle Birken werden vom Wind bestäubt. Daher geben sie in der Blütezeit eine große Mengen an Pollen frei – was für Allergiker eher unerfreulich ist.

 

 

In Bad Pyrmont entsteht ein Essbarer Wildpflanzenpark – tatkräftig unterstützt von zwei Naturheilvereinen

Von Ulrike Schattenmann, Foto: Michael Mäkler

Das Wiesenschaumkraut muss noch gepflanzt werden, ebenso ein paar Himbeersträucher, auch die Bilder für die Infotafeln fehlen noch. Aber im Großen und Ganzen ist fast alles fertig für den großen Tag: Anfang Juni eröffnet der zweite Essbare Wildpflanzenpark (Ewilpa) Deutschlands im niedersächsischen Bad Pyrmont. Auf dem Gelände des historischen Kurparks können Besucher dann durch eine abwechslungsreiche Landschaft schlendern. Der 3,5 Kilometer lange Rundweg führt über 13 ausgewiesene Stationen entlang Äckern, Feucht- und Streuobstwiesen, vorbei an bewaldeten Ecken und Himbeerhecken, durch Obstbäume und einen Lindenhain.

Sammeln und Naschen ist ausdrücklich erlaubt. Denn das ist der Grundgedanke der sogenannten Ewilpas: Zu zeigen, dass die Natur, wenn man sie einfach wachsen lässt, wertvolle Schätze bereithält, die nicht nur schmecken, sondern auch die Gesundheit fördern. Das Konzept ins Leben gerufen hat der Biologe und Wildpflanzen-Experte
Dr. Markus Strauß. Seine Ewilpa-Stiftung unterstützt Projekte deutschlandweit und ist, zusammen mit der Niedersächsischen Staatsbad Pyrmont Betriebsgesellschaft mbH auch Betreiberin des Ewilpas in Bad Pyrmont.

Den Stein ins Rollen gebracht hat allerdings Ute Mühlbauer, Gesundheits- und Ernährungsberaterin sowie Gründerin und Vorstand des Naturheilvereins Weserbergland e.V. Sie hatte sich bei Dr. Markus Strauß weitergebildet und war von der Idee der essbaren Parklandlandschaften begeistert. „Das wollte ich unbedingt auch in unserer Region verwirklichen – und ich bin überrascht und beglückt, wie schnell das Projekt umgesetzt wurde“, erzählt sie.

In Bad Pyrmont stieß sie mit ihrem Anliegen auf offene Ohren. Bereits vor zehn Jahren hatte man sich im historischen Kurpark für naturnahes Gärtnern entschieden und arbeitet seitdem ohne Agrarchemie, wie Michael Mäkler, Gärtnermeister und Leiter der Kurparkpflege, erzählt. Platz genug ist da: Das Kurpark-Gelände umfasst auch noch Flächen außerhalb des bekannten Park-Zentrums, die frei zugänglich und landschaftlich geprägt sind.

Viele Unterstützer       

Große Einwände oder Hürden „gab es daher nicht, sondern eigentlich nur positiven Zuspruch“, sagt Mäkler. Begonnen hat alles vor einem Jahr mit einer Machbarkeitsstudie, in der neben der Stadt Bad Pyrmont und der landeseigenen Betriebsgesellschaft auch die Denkmalpflege beteiligt war, weil Teile des Kurparks unter Denkmalschutz stehen. Die Finanzierung des Umbaus erfolgte größtenteils mit Mitteln aus dem Haushalt der Stadt, zudem wurden Spenden gesammelt. Unterstützt wird das Projekt nicht nur von den beiden Naturheilvereinen Weserbergland und Bad Pyrmont, sondern auch von den ansässigen Heimat- und Naturschutzvereinen.

Der Park soll nicht nur als Erholungs-, sondern auch als Lernort dienen: Geplant sind Führungen und Informationsveranstaltungen, denkbar sind auch Kooperationen mit der örtlichen Gastronomie, die dann etwa Smoothies aus Bad Pyrmonter Wildkräutern auf die Speisekarte nimmt. Ute Mühlbauer hat schon Kontakt zu Schulen geknüpft, die den Park als grünes Klassenzimmer nut zen können. „Wir erhoffen uns ganz viele Besucher von außerhalb – und vor allem Strahlkraft über die Region hinaus.“

Ewilpa Bad Pyrmont, Eröffnung am 6. Juni 2020, www.badpyrmont.de

Weitere Ewilpas u.a. in Bad Neualbenreuth (Bayern) und Mönchengladbach (NRW) sind in Planung. Sie wollen auch einen Ewilpa gründen? Infos und Unterstützung gibt es unter www.ewilpa.net

 

 

 

Das elektrochemische Verhalten von Lebensmitteln hat Einfluss auf unsere Gesundheit

Von Prof. Dr. Manfred Hoffmann; Foto lebenswandeln (CC BY-SA 2.0)

Vergleicht man Bioprodukte mit konventionell erzeugten Lebensmitteln, so gibt es einige Unterschiede: Obst und Gemüse aus Biolandbau enthalten deutlich weniger Pestizide, sie werden umweltfreundlicher und meistens energiesparender hergestellt, auch die Standards beim Tierwohl sind im Ökolandbau höher als bei konventionellen Landwirten. Beim Nährstoffgehalt ist die Bilanz jedoch eher ernüchternd: Was die Anzahl der Vitamine, Mineralstoffe oder Proteine anbelangt, unterscheiden sich die Produkte nicht nennenswert. Das haben verschiedene Untersuchungen ergeben, unter anderem die Schweizer Langzeit-Studie „DOK-Versuch“.

Chemoanalyse ist ergänzungsbedürftig

Allerdings stützen sich all diese Studien auf chemoanalytisch feststellbare Unterschiede, also der Menge an Inhalts- und Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen. Aber ist die ausschließlich stoffliche Betrachtung zur Beurteilung von Funktion und Qualität eines Lebensmittels ausreichend? Wer fragt bei der herkömmlichen Qualitätsbeurteilung nach dem „Leben“ in unseren Lebensmitteln? Der Mensch existiert schließlich nicht nur rein stofflich, sondern auch als ein elektrisch funktionierender Organismus. Nerven- und Muskelzellen verständigen sich über elektrische und chemische Signale, die etwa den Herzschlag steuern, die sich über das EKG messen lassen. Diese Bio-Elektrizität ist ein Charakteristikum des Lebendigen.

Auch in Lebensmitteln lassen sich Elektronenströme messen; der Parameter dazu nennt sich „Redoxpotential“ (oder auch „Redox-Spannung“) und ist aus der Elektrochemie bekannt. Die Redox-Spannung sagt etwas über die Bereitschaft eines Stoffes zur Reduktion oder zur Oxidation aus, also darüber wie hoch die Neigung eines Stoffes zur Abgabe von Elektronen ist. Je niedriger der Messwert in Millivolt, desto reduzierter ist die Verbindung und desto höher die Fähigkeit, Elektronen abzugeben.

Wertvolle Lebensmittel stoppen den „Elektronenklau“

Was haben diese elektrochemischen Zusammenhänge mit unserer Ernährung zu tun? Die Abgabe von Elektronen führt unter anderem dazu, dass instabile Sauerstoffmoleküle, sogenannte freie Radikale gebunden werden. Zuviele freie Radikale sind gefährlich für den Körper. Alzheimer, Parkinson, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie einige Krebsarten werden mit einem Überschuss an freien Radikalen in Zusammenhang gesehen, auch der Alterungsprozess soll teilweise darauf beruhen.

Die freien Radikale gehen solange auf Raubbau im Körper, bis ein großes Elektronenangebot aus unproblematischen Verbindungen ihre Kettenreaktion beendet. Solche Verbindungen nennt man „Radikalfänger“ oder „Antioxidantien“. Daraus folgt: Lebensmittel, die in der Lage sind, selbst genügend Elektronen zu spenden, können diese Kettenreaktion stoppen. Oder anders gesagt: Nahrung, die nicht mehr in der Lage ist, Elektronen (energie) abzugeben, ist für den Körper nutzlos.

Bio-Produkte neutralisieren freie Radikale

Insbesondere sekundäre Pflanzenstoffe, die in zahlreichen Gemüse- und Obstarten, Kräutern und Samen vorkommen, sind gute Elektronenspender, also Antioxidantien. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass ihr Gehalt in biologisch hergestellten Nutzpflanzen höher ist. So wurden etwa 18 Prozent mehr Phenolsäuren, 51 Prozent mehr Anthocyane und 69 Prozent mehr Flavanone in Bio-Pflanzen gefunden. Jetzt lässt sich auch die Frage „Was bringen Öko-Produkte?“ neu beantworten.

Im Rahmen eines Forschungsprogramms zum ökologischen Landbau wurden insgesamt 15.000 elektrochemische Einzelmessungen in Lebensmitteln vorgenommen. Das Ergebnis: Je stressärmer, das heißt je natürlicher und artgerechter eine Pflanze oder ein Tier erzeugt wurde, je schonender es für die Ernährung aufbereitet und je naturbelassener es konsumiert wird, desto größer ist das Elektronenangebot für den Konsumentenorganismus. Die elektrochemisch messbare Qualität eines Lebensmittels ist also untrennbar an seine Lebensgeschichte gekoppelt.

Prof. Dr. Manfred Hoffmann ist Agrarwissenschaftler und emeritierter Professor für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik an der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf

  1. Kaufen Sie vollreife, regionale Ware nach saisonalem Angebot! Unreifes Obst und Gemüse enthält nur ein Bruchteil der bioaktiven Stoffe. Durch Transport und Lagerung gehen viele dieser Stoffe zum Großteil kaputt.
  2. Bevorzugen Sie vielseitige Ernährung mit möglichst vielen farbigen Komponenten! Pflanzenfarbstoffe gehören zu den bioaktiven Pflanzenstoffen.
  3. Mit allen Sinnen einkaufen: Auge, Geruch und Tastsinn sind nützliche Helfer beim Einkauf, um Frische und Qualität zu beurteilen.
  4. Eignen Sie sich eine Mindestwarenkunde an! Nur durch entsprechende Kenntnisse findet man die „stressärmeren“ Produktionstechniken.
  5. Lagern Sie frische Lebensmittel nurkurze Zeit!
  6. Verwenden Sie das ganze Obst und Gemüse! Eine Apfelschale zum Beispiel enthält 100mal so viele Flavonoide wie „der Rest“.
  7. Bereiten Sie Ihr Essen sauerstoffarm zu! Schonendes Garen im Dampfgarer hat elektrochemisch die besten Werte ergeben.
  8. Verzehren Sie Speisen frisch gekocht! Nach dem Kochvorgang verlieren die Speisen den Großteil ihres elektrochemischen Potentials.
  9. Selbstgepresste Säfte sofort trinken!
    Achten Sie außerdem beim Entsaften darauf, dass möglichst wenig Luft im Spiel ist.
  10. Gefrieren ist die beste Konservierung! Beim Gefrieren werden am wenigsten bioaktive Pflanzenstoffe inaktiviert.

 

Akupunktur, Ernährungsumstellung, Auseinandersetzung mit der Vergangenheit: Wie Allergien in der Traditionellen Chinesischen Medizin behandelt werden

Von Danielle Bruckmaier, Foto creative collection

Millionen von Menschen leiden unter Heuschnupfen, Asthma, einer allergischen Bindehautentzündung, Neurodermitis oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Längst werden Allergien als Volkskrankheit bezeichnet. Der Begriff „Allergie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „andersartige Reaktion“. Im heutigen Sprachgebrauch versteht man unter Allergie eine Änderung der Immunlage in Richtung einer krank machenden Überempfindlichkeit.

Die Behandlung der Schulmedizin beschränkt sich häufig auf rein symptomatisch wirksame Medikamente wie Antihistaminika. In schwerwiegenden Fällen werden Cortisonpräparate verordnet, die auf Dauer gravierende Nebenwirkungen haben. Der erfolgversprechendste Therapieansatz ist die sogenannte Desensibilisierung. Dazu wird der Patient über drei Jahre hinweg mit Injektionen an ein bestimmtes Allergen gewöhnt.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hingegen betrachtet der Therapeut die Auseinandersetzung des Patienten mit seiner natürlichen Umwelt – also etwa klimatische Faktoren, emotionale Einflüsse, soziale Bindungen und das berufliche Umfeld. Das grundlegende Ziel der Behandlung besteht darin, die Allergiebereitschaft des Körpers, also die Neigung zur Überreaktion auf eigentlich harmlose Stoffe wie Baumpollen zu beruhigen und zu normalisieren. Dabei ist es oft gar nicht entscheidend für die Therapie, ob der Mensch nun auf Birken- oder Gräserpollen allergisch reagiert. Viel wichtiger ist die Gesamtverfassung des menschlichen Organismus.

Wei-Qi: Schutzschild gegen äußere Einflüsse

Allergien sind in der chinesischen Medizin typische Erkrankungen der „Oberfläche“. Im Zusammenhang damit ist die sogenannte Schutz- oder Abwehrenergie – das sogenannte Wei-Qi – von besonderer Bedeutung. Sie umgibt den Körper wie ein Schutzschild; sie zirkuliert in der Oberfläche, aber auch durch den Körper. Es besteht eine Störung mit der Umwelt.

Laut chinesischer Medizin nehmen wir ständig Einflüsse von außen auf: Sauerstoff, aber auch Licht, Wärme oder Kälte. Auch die Impulse der Menschen um uns herum und ihre emotionalen Schwingungen beinflussen uns. Das Wei-Qi schützt den Menschen davor, wahllos all diese äußeren Einflüsse aufzunehmen. Allergien oder Asthma deuten darauf hin, dass dieser Schutzschild gestört ist. Wei-Qi ist sozusagen das Verteidigungs-Qi. Es hat einen Yang Aspekt.

Der Funktionskreis des Wei-Qi ist die Lunge (Speicherorgan), die dem Yin zugeordnet ist. Sie ist das Organ, welches mit jedem Atemzug die Verbindung zur Umwelt aufrechterhält. Das der Lunge zugeordnete Yang-Organ ist der Dickdarm (Hohlorgan). Er umfasst in der TCM auch die Schleimhäute des Organismus und ist somit eng mit der Arbeit des Immunsystems verknüpft. Dazu gehört auch die Haut als „äußere Barriere“ und als Kontaktorgan zur Außenwelt.

Die Lunge korrespondiert mit dem Element Metall. Das Metall verleiht Struktur, macht stabil – wenn wir uns daran zu sehr festhalten, wird jedoch unsere Beweglichkeit eingeschränkt. Störungen des Metalls haben oft mit einer blockierten spirituellen Entwicklung eines Menschen zu tun.

Rolle der Psyche

Auch psychische Aspekte müssen bei einer Störung des Metalls bzw. einer allergischen Erkrankung berücksichtigt werden. Trauer, Kummer, Einsamkeit, Härte, Kälte, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung. Das Metall hat mit Vergangenheit zu tun! Jemand, der in der Vergangenheit lebt, erzeugt eine „Verstopfung“ und verhindert den Energiefluss!

Umwelteinflüsse berücksichtigen

Die zunehmende Entfremdung von der natürlichen Umwelt scheint für das Immunsystem nicht gerade förderlich zu sein. Impfungen können sich auf das Immunsystem auswirken, manche Medikamente, etwa Antibiotika, schwächen das Immunsystem.

Auch die Reizüberflutung durch Fernsehen, Internet, Medien, überhaupt das Tempo des modernen Lebens können zu akuten oder chronischen Stresszuständen führen. Nicht zuletzt versetzen Bewegungs- und Schlafmangel den ganzen Organismus in einen erhöhten Reizzustand.

Bewusste Ernährung

Kuhmilch führt zur Schleimbildung und sollte gerade bei Asthma, bei Heuschnupfen und Neurodermitis gemieden werden. Auch Zucker und Rohkost können aus Sicht der TCM den Darm belasten. Beides sollte im Speiseplan von Allergie-Patienten stark reduziert werden. Bei Hauterkrankungen sollten außerdem Alkohol, scharfe Gewürze und Kaffee gemieden werden.

Behandlung

Man kann generell sagen: Der Mensch erkrankt nur, weil er den stabilen Zustand verloren hat. Deshalb sollte man hier auf jeden Fall zuerst die Mitte stärken und besonders das Metall-Element. Nach einer ausführlichen Anamnese stellt der Therapeut die Ursache der Erkrankung fest. Sie kann sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein. Danach richtet sich hauptsächlich die Behandlung. Wesentlicher Teil der Behandlung sind Akupunktur und die Moxa-Therapie. Bei letzterer wird getrockneter Beifuß erwärmt, die Wärme stimuliert die Akupunkturpunkte. Auch die Ernährung ist entscheidend für den Therapieerfolg. Sie sollte individuell angepasst sein, damit ein Gleichgewicht auch in der Thermik hergestellt werden kann.  Um die Schleimbelastung zu reduzieren, empfiehlt es sich, vor allem „schleimumwandelnde Lebensmittel wie z.B. Reis, Ingwer, Knoblauch, Kardamom, Meerrettich und Senf zu essen. Das gilt nicht bei Hauterkrankungen, die einen Yang-Aspekt aufweisen.

Danielle Bruckmaier ist Heilpraktikerin für Traditionelle Chinesische Medizin mit langjähriger Erfahrung. Sie praktiziert in Weinheim.
www. Menla-Heilpraxis.de

Was ist TCM?

Im Verständnis der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) entsteht Krankheit durch ein energetisches Ungleichgewicht in den Organen und Leitbahnen, den sogenannten Meridianen.

Sie richtet sich hauptsächlich nach der Ursache der Erkrankung. Sie kann sowohl physischer als auch psychischer Natur sein. Der Patient wird ganzheitlich betrachtet. Der Therapeut bezieht bei seiner Diagnosestellung immer auch die Entstehungsdynamik der jeweiligen Beschwerden mit ein. Die beiden therapeutischen Hauptsäulen sind Akupunktur und Chinesische Arzneitherapie. Auch die Schröpfbehandlung, spezielle Massageformen (Tuina), Ernährungstherapie, Bewegungs- und Entspannungsübungen wie Qi Gong sind Bestandteil der TCM.

Wie können wir trotz höherer Strahlenbelastung gesund bleiben? Tipps und Ratschläge

Von Dr. phil. Rosina Sonnenschmidt

Durch die vielen neuen Elektro- und Funktechniken hat die Strahlenbelastung in Innenräumen extrem zugenommen. Umso wichtiger ist es daher, gut informiert zu sein und sich selbstverantwortlich zu schützen. So ist es wichtig, den Schlaf- und Arbeitsplatz auf geopathische Störungen messen zu lassen. Das sind zwar natürliche Erdstrahlen, aber sie können zu stark sein und schaden. Allerdings ist die Strahlenbelastung durch die moderne Technik viel belastender: So leidet ab einer gewissen Intensität der Handystrahlung das Hormonsystem. Darunter kann z.B. die Fruchtbarkeit leiden. Mobilfunkstrahlung führt auch zu erhöhter Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke. Dadurch können im Blut zirkulierende Giftstoffe im Gehirn schädliche Wirkung entfalten. Übrigens: Headsets oder Kopfhörer mildern die Strahlung nur unwesentlich.

Schattenseiten der Handy-Herstellung          

Abgesehen davon sollten wir uns auch die katastrophalen Bedingungen der Handyproduktion bewusst machen. Es stecken rund 30 Metalle in Mobilfunkgeräten und Akkus, vor allem sogenannte „Seltene Erden“, die unter oft menschenunwürdigen Bedingungen in Ländern wie China und der Demokratischen Republik Kongo gefördert werden. Kinderarbeit, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und Überstunden sind keine Seltenheit. Zudem wird die Umwelt durch den Abbau auf Generationen geschädigt – oder ist es bereits.

Bildschirmzeiten einschränken

Es wird seitens der Ganzheitsmedizin betont, man müsse das Immunsystem stärken. Das ist aus meiner Sicht aber nur der zweite Schritt. Als erstes gilt es, den gesunden Menschenverstand zu aktivieren. Jeder sollte sich fragen, wann ein Handy nötig ist und wann nicht. Oft genug nutzen wir das Smartphone oder digitale Medien nicht für wichtige Kommunikation, sondern für die Unterhaltung und den Medienkonsum.

Was jeder ändern kann

Identifizieren Sie die wichtigsten Quellen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder (EMF) wie Handys, schnurlose Telefone, Wi-Fi-Router, Bluetooth-Headsets und andere mit Bluetooth ausgestattete Geräte, drahtlose Mäuse, Tastaturen, intelligente Thermostate, Babyphones, intelligente Stromzähler oder die Mikrowelle in der Küche. Im Idealfall sollten Sie jede dieser Quellen angehen und bestimmen, wie Sie ihre Nutzung am besten einschränken können

Abgesehen von einem lebensbedrohlichen Notfall sollten Kinder unter zehn Jahren kein Mobiltelefon und keine drahtlosen Geräte jeglicher Art verwenden. Kinder sind viel anfälliger für Handystrahlung als Erwachsene, da sie dünnere Schädelknochen haben und sich ihr Immunsystem und Gehirn in der Entwicklung befindet.

Untersuchungen haben ergeben, dass der Konsum von Bildschirmmedien Säuglinge und Kleinkinder überfordert, weil sie das Gesehene vom Bildschirm nicht in die reale Welt übertragen können. Es ist also ein Fehler zu glauben, dass etwa über interaktive Spiele in diesem Alter wertvolle Bildung erreicht werden kann.

Wenn Sie Wi-Fi verwenden, schalten Sie es bei Nichtgebrauch aus, besonders nachts, wenn Sie schlafen. Im Idealfall sollten Sie darauf hinarbeiten, Ihr Haus oder Ihre Wohnung fest zu verkabeln, damit Sie Wi-Fi ganz eliminieren können.

Wenn Sie ein Notebook ohne Ethernet-Ports haben, können Sie es mit einem USB-Ethernet-Adapter über eine kabelgebundene Verbindung mit dem Internet verbinden.

Vermeiden Sie die Verwendung von kabellosen Ladegeräten für Ihr Mobiltelefon, da auch diese den Elektrosmog im Haus erhöhen. Das drahtlose Laden ist auch weitaus weniger energieeffizient als die Verwendung eines Netzsteckers, da ein Gerät für drahtloses Laden kontinuierlich Strom bezieht (und damit Elektrosmog aussendet), unabhängig davon, ob es gerade verwendet wird oder nicht.

Erwägen Sie, das Bett Ihres Babys in Ihr Zimmer zu verlegen, anstatt einen drahtlosen Babymonitor zu verwenden.

Vermeiden Sie es, Ihr Handy am Körper zu tragen, es sei denn, es befindet sich im Flugmodus. Schlafen Sie niemals mit dem Handy in Ihrem Schlafzimmer. Selbst im Flugmodus kann es Signale aussenden.

Wenn Sie ein Handy benutzen, verwenden Sie die Freisprecheinrichtung und halten das Telefon einen Meter von Ihnen entfernt. Versuchen Sie, Ihre Telefonzeiten mit dem Handy radikal zu verkürzen. Verwenden Sie stattdessen VoIP-Software-Telefone mit denen Sie über Kabel und Internetverbindung sprechen können.

Vermeiden Sie es, elektronische Geräte weniger als eine Stunde (vorzugsweise mehrere Stunden) vor dem Schlafengehen zu benutzen, da das blaue Licht des Bildschirms die Melatoninproduktion hemmt. Wer spät am Abend noch vor Handy, Tablet oder Laptop sitzt, kann daher oft schlecht schlafen. Ebenso kann eine Schilddrüsenüberfunktion die Folge sein.

Was Sie auf jeden Fall tun können, um sich von der Strahlenbelastung zu erleichtern: Stellen Sie sich mit dem Rücken an einen Baum. Atmen Sie fünf Minuten ruhig und gleichmäßig. Die Baumenergie entlädt Sie auf harmonische Weise.

Dr. Rosina Sonnenschmidt ist international renommierte Homöopathin und Autorin von über 50 Fachbüchern. Ihr Wissen gib sie in zudem in Fachfortbildungen und Kursen weiter. www.inroso.com

 

Sei es Klimaschutz oder Gesundheitspolitik: Immer dann, wenn es konkret werden soll, bremst die Regierung ab.

Von NORA LAUBSTEIN

Greta Thunberg hat einen alternativen Nobelpreis erhalten, das ist gut. Ihre Initiative war und ist die Initialzündung für „Fridays for future“, der sich „Scientists for future“, „People for Future“, „Sports for future“ und sogar „Health for future“  weltweit angeschlossen haben. Eine weitere Bewegung, die unlängst weltweit mehrere Städte mit Verkehrsblockaden lahmgelegt hat, trägt den Namen „Extinction Rebellion“. Einerseits motivieren diese Bewegungen für den Klimawandel. Andererseits zeigen sie das begrenzte Denken einer politischen Elite in Deutschland auf, die sich in erster Linie dem Wirtschaftswachstum verpflichtet fühlt: CO2-Handel, Pendlerpauschale oder öffentlicher Personennahverkehr sind nur Teile einer ganzheitlichen Sicht auf die Welt und die Gesundheit unseres Planeten.

Unser Planet wird geplündert

„In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist“ – das ist eine bekannte Redensart, die sich mit einem Blick auf den Gesundheitszustand deutscher Spitzenpolitiker eher negativ bewahrheitet. Die Kräfte der Natur haben jedoch ihre eigene Gesetzgebung. Unser Planet wird geplündert und naturgemäße Zusammenhänge geraten aus dem Lot. Es scheint wieder einmal so, als ob Probleme erst groß genug werden müssen, damit ein wirkliches Umdenken stattfindet. Hier hinkt die Politik, Arm in Arm mit großen Konzernen, seit Jahrzehnten hinterher und beruft sich auf eine angebliche Alternativlosigkeit. Wenn es konkret werden soll in der Gesundheitspolitik und beim Klimaschutz, trifft ein klares Jein der SPD auf die bremsenden und abwartenden Vertreter der CDU.

Die ganzheitliche Sicht der Naturheilkunde stellt schon immer die Bedeutung von gesunder Nahrung, Artenvielfalt, sauberer Luft und sozialen Verhältnissen in den Mittelpunkt. Was im Großen geschieht, geschieht ebenso im Kleinen und im Mikrobereich. Daher beinhaltet der ganzheitliche Blick auf das Weltklima nicht nur das Wetter, die Biochemie und Physik, sondern auch individuelle Lebensbedingungen. Das harmonische Gleichgewicht aller Elemente und Vitalkräfte ermöglicht das Leben und sollte als Grundlage für politische Weichenstellungen dienen. Diese Erkenntnisse geben wir gerne an die politischen Entscheider weiter.

fridaysforfuture.de, www.scientists4future.org, sportsforfuture.de, healthforfuture.de, extinctionrebellion.de

Nora Laubstein ist Präsidentin des Deutschen Naturheilbund eV

Das Eis schwindet, die Meeresspiegel steigen, der Boden wird knapp: Wie sich der Klimawandel auf unsere Existenz auswirkt. Eine Zusammenfassung

von Ulrike Schattenmann; Foto: creativ collection, Freepik.com

Der Klimawandel sorgt für steigende Temperaturen auf der Erde. Das kann man messen. Die Jahre 2015 bis 2018 waren die vier heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Laut Weltklimarat ist die globale Temperatur, also die Durchschnittstemperatur an Land und in den Ozeanen, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter (1850 bis 1900) um rund 0,9 Grad Celsius angestiegen. Misst man nur die Lufttemperatur über der Landoberfläche, fällt der Anstieg noch gravierender aus – nämlich um 1,53 Grad Celsius. Die Folgen dieses Temperaturanstiegs lassen sich weltweit bereits jetzt beobachten.

Wüsten breiten sich aus

Es wird wärmer und trockener. In der afrikanischen Subsahara, in Teilen Ost- und Zentralasiens oder in Australien breiten sich Wüsten aus. Sandstürme sind häufiger und stärker geworden. Weltweit gehen immer mehr fruchtbare Böden verloren. Schlechtere und trockenere Böden begünstigen jedoch die Erderwärmung, weil sie weniger Kohlenstoff speichern. Gleichzeitig leiden sie noch mehr unter den Folgen des Klimawandels, weil Starkregen und Überflutungen den fruchtbaren Oberboden abtragen – ein Teufelskreis. Laut Weltklimarat sind bereits ein Viertel der eisfreien Landflächen irreversibel zerstört – und damit auch die Lebensgrundlage vieler Menschen.

Wetterextreme häufen sich

Weltweit verschieben sich die Jahreszeiten, der Frühling beginnt immer früher. In Bayern ist laut Landesamt für Umwelt der Winter durchschnittlich fast vier Wochen kürzer als vor rund fünfzig Jahren. Überhaupt ist der Klimawandel direkt vor unserer Haustür spürbar, sei es mit heftigen Stürmen und Unwettern mit starken Regenfällen, die ganze Regionen und Städte unter Wasser stehen lassen. Oder mit langanhaltenden Trockenzeiten etwa im Nordosten der Republik – in Brandenburg, Berlin und Sachsen – in denen wochenlang kein Regen fällt.

Gletscher schrumpfen

Dass die größten Gletscher der Welt in der Antarktis und in Grönland schmelzen, ist schon lange bekannt. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der jährliche Eisverlust in Grönland vervierfacht. Was Forscher erst kürzlich herausgefunden haben: Auch auf den Gebirgen in Asien, Europa, Südamerika oder Nordamerika schrumpfen Gletscher und schmelzen Schneedecken viel stärker als bisher angenommen.

Sollten die Treibhausemissionen nicht drastisch sinken, werden Ende dieses Jahrhunderts die Gletscher in den Alpen nahezu komplett verschwunden sein. Dann ist nicht nur mit dem Wintersport Schluss, auch die Versorgung mit Süß- und Trinkwasser leidet. Wenn weniger Schmelzwasser aus den Bergen abfließt, führen auch die Flüsse weniger Wasser. Besonders dramatisch wird das, wie Klimaforscher befürchten, für Millionen Menschen in Hochasien, deren Wasserversorgung von den Gletschern im Himalaya und im Hindukusch abhängt.

Böden versalzen

Die Eisschmelze an den Polen lässt den Meeresspiegel steigen. Wenn das so weiter geht, werden nicht nur Strände und Land überflutet, sondern ganze Küstenregionen unbewohnbar, auch in Deutschland. Neben Überschwemmungen und tropischen Wirbelstürmen sind Menschen, die an der Küste leben, noch von einer weiteren Folge des Klimawandels verstärkt betroffen: Durch den steigenden Meeresspiegel dringt Meerwasser in Flussmündungen und versalzt eigentlich fruchtbare Böden der Küstenregionen.

Klimakiller Landwirtschaft

Den Großteil der eisfreien Landflächen des Planeten, nämlich 70 Prozent, nutzen wir, zum größten Teil für Land- und Forstwirtschaft. Leider produzieren wir damit nicht nur Lebensmittel, sondern auch eine ganze Menge Treibhausgase, also Kohlendioxid, Methan und Lachgas. 23 Prozent aller vom Menschen verursachten Treibhausgase entfallen auf Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung. Insbesondere die industrielle Landwirtschaft ist sehr energieintensiv und umweltschädlich. Weil die Weltbevölkerung aber weiter wächst, werden immer noch größere Flächen für Weizen, Soja und für Tiere zur Fleischproduktion geschaffen. Nicht zuletzt indem man Wälder abholzt, so wie im Amazonasgebiet in Brasilien.

Wir essen zu viel Fleisch

Apropos: Etwa 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird für die Produktion von Steaks, Hähnchenschenkel und Koteletts, Milch und Butter genutzt. Tierhaltung schlägt jedoch in der Klimabilanz besonders negativ zu Buche: Hier werden mehr Treibhausgase frei als im Verkehr.

Nichtsdestotrotz wächst die Nachfrage nach tierischen Produkten. Seit den Sechzigerjahren hat sich die weltweite Fleischproduktion pro Kopf mehr als verdoppelt. Würde die Menschheit ihre Ernährung auf mehr Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchte umstellen, ließen sich Treibhausgase deutlich reduzieren. Zum Vergleich: In USA beträgt der jährliche Fleischkonsum 90 Kilo pro Kopf, in Deutschland 60 Kilo, in Indien nur 3,2 Kilo.

Dass mit der Nahrungsmittelproduktion und unserer Ernährung viel schief läuft, zeigen auch folgende Zahlen: Etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel wird verschwendet oder weggeworfen. Damit werden nicht nur lebenswichtige Ressourcen wie Ackerflächen und Wasser umsonst genutzt, es entstehen auch Treibhausgase, die vermeidbar sind. Besonders in reichen Ländern landet Essbares auf dem Müll: Pro Kopf sind es in Europa und Nordamerika durchschnittlich 95 bis 115 Kilogramm Lebensmittel im Jahr. Gleichzeitig leiden etwa 800 Millionen Menschen unter Hunger.

Ulrike Schattenmann ist Redakteurin der DNB impulse.

Quellen: Die Sonderberichte des Weltklimarates (IPCC) „Klimawandel und Landsysteme“ und „Ozean und Kryptosphäre“ einsehbar unter
www.de-ipcc.de, www.umweltbundesamt.de, www.zeit.de, www.bundesregierung.de