Ein Verein mit Geschichte und Wirkung

Der Naturheilverein Mosbach kann auf eine beeindruckende Entwicklung seit seiner Gründung am 31. Januar 1995 zurückblicken. Unter dem Motto „Bewusst leben, gesund ernähren, natürlich heilen“ wurde der Verein mit 21 Mitgliedern ins Leben gerufen – heute zählt er rund 220 und ist eine feste Größe in der Region, wenn es um ganzheitliche Gesundheit und Naturheilkunde geht. Gegründet wurde der Verein von Karin Ried, die die ersten drei Jahre und dann nach acht Jahren durch Cornelia Schulz, ab 2006 bis 2016 im Team-Vorstand war. Seit 30 Jahren immer noch aktiv und engagiert sind Monika Kretz, Birgit Strey und Cornelia Schulz – sei es in der Vorstandsleitung oder als Kassenwartin/Kassenprüferin oder in der Mitgliederverwaltung.

Zunächst fanden Vorträge in Gasthaus-Nebenzimmern statt, später im Ökumenischen Zentrum Neckarelz. Von 2009 bis 2024 war das Kultur- und Tagungszentrum „Alte Mälzerei“ in der Mosbacher Kernstadt die Heimat der Veranstaltungen. In diesem Jahr wechselte man in die Räume von Mona Lisa, einem gemeinnützigen Verein. Die Bandbreite der Vorträge und Seminare reicht von der Naturheilkunde, über spirituelle und esoterische bis zu christlichen Themen. Natürlich gehören auch die Bewegung und gesunde Ernährung zu den Grundlagen der Naturheilkunde. Manche wissenschaftlich anerkannt, andere bekannt durch jahrzehntelange Tradition, z.B. von Prießnitz oder Kneipp oder Hildegard von Bingen bis zu Großmutters Rezepten. Alles Themen, die nie gegen die Schulmedizin, sondern in Ergänzung zu dieser vorgestellt werden und wurden. Und viele Themen, die vorbeugend einen Schutz vor Krankheit bieten sollen. Manche Vorträge liefen so gut, dass daraufhin Seminare angeboten wurden, z.B. zur Traumdeutung, zu Schüsslersalzen, zu Edelsteinen und auch Familienaufstellungen sowie seit 2014 die Engelmeditation in den Rauhnächten.

Aber nicht nur die besucherstarken Veranstaltungen mit 890 Gästen, wie die Vorträge von Rüdiger Dahlke, Anselm Grün und Robert Betz sind Besonderheiten, sondern auch die vielen anderen mittlerweile über 400 Vorträge, Workshops und Seminare. So manche Themen, wie z.B. Urintherapie oder das Impfen führten zu Diskussionen und Leserbriefaustausch. Seit 2000 ist der Naturheilverein auf kommunaler Ebene im städtischen Ausschuss „Beirat für Umwelt, Natur und Gesundheit“ als sachkundiges Mitglied vertreten. Die stetig wachsende Mitgliederzahl – mit einem Höhepunkt von 430 Mitgliedern nach zehn Jahren (altersbedingt wieder weniger) – zeigt das große Interesse an komplementären Heilmethoden. Dabei versteht sich der Verein stets als Ergänzung zur Schulmedizin, nicht als Konkurrenz.

Sein 25-jähriges Bestehen konnte der Verein pandemiebedingt nicht feiern – dafür wurde das 30-jährige Jubiläum 2025 umso festlicher mit einem Tanzfest Ende Mai im Großen Saal der Alten Mälzerei begangen. Nach den ersten Takten der alle begeisternden Tanz- und Partyband „Night Stars“  eröffneten die Vorsitzenden Monika Kretz und Rolf Ehrle das Jubiläums-Tanzfest und erwähnten die fünf Säulen der Naturheilkunde. Die Bewegung als einen Teil davon wurde an diesem Abend mit viel Freude sofort umgesetzt – selbst in den Pausen habe es Tanzvorführungen gegeben. Besonders begrüßt wurden die Ehrengäste des NHV Spechbach und Gert Dorschner. Es war ein wunderschöner Abend mit bester Stimmung. Auch weiterhin wird das engagierte Vorstandsteam mit den Vorsitzenden Monika Kretz und Rolf Ehrle mit Herzblut und Sachverstand daran arbeiten, Gesundheitsthemen in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.
Cornelia Schulz, NHV Mosbach eV

Zum Aktionstag der Naturheilkunde 2025 haben wir am Pfingstmontag, den 9. Juni in den Schloßpark Eutin eingeladen. Unser Verein besteht seit 17 Jahren und aktiviert für gute Gesundheit auf natürlicher Grundlage. Unser Thema: „Naturheilkunde – nachhaltig und gesund“ präsentierten wir mit Vorträgen, Aktionen, Ständen, Essen und Trinken und Musik im Küchengarten des Schloßparks.

Um 11 Uhr haben wir den Festtag mit einer kurzen Ansprache im vollen Sonnenschein eröffnet. Dr. med. Peter Greb, Arzt aus Kiel, begann seinen Vortrag zum elastischen Gehen auf dem Ballen, den GODO-Gang sofort im Anschluß über die Wiese. Klangwolken entströmten dem Neuholländerhaus, in dem EvaMaria Siebert zur Kristalmantra-Meditation geladen hatte. Smetana van Dänicken hatte mit Mustern und Frequenzen bedruckte farbige Hemden und Decken in ihrem Pavillion aufgehängt. Dr. Jan Harders, Zahnarzt und Schmerztherapeut aus Eutin, hielt in der Orangerie einen Vortrag zur zentralen Rolle des Kiefergelenks für alle Schmerzzustände in unserem Körper.

Eine kräftige Gemüsesuppe, Kaffee, Tee, Getränke und süße und deftige Crepes gab es an der Creperie „srille oldtimer“, dem mobilen Catering von Frau Sabine Nowoczin aus Seegalendorf. Am Stand des Naturheilvereins hielt Holger Nitschmann die Broschüren des Deutschen Naturheilbundes und die Zeitung „Der Naturarzt“ zur gesunden Lebensweise bereit. Hanferzeugnisse aus regionaler Produktion brachte Carmen Loger von der ECO-Manufaktur Kiel auf den Tisch.

Im NZN-Nutriologisches Zentrum Nord stellte Erich Conradi die moderne Mayr-Kneipp-Kur vor. Ätherische Öle und ihre heilsamen Wirkungen machte Sven Spenner, Gesundheitscoach und Aromafachberater aus Bordesholm, an seinem Infostand und in seinem Vortrag „kleine Wunder aus der Flasche“ interessant. Pravas Heinhold, Lachbotschafter aus Kiel, und Angelika Vollbrecht, Lachcoach vom Timmendorfer Strand übten mit uns das grundlose Lachen. Martin Bläse, international gefragter Silberschmied in Wangels, stellte mit ganz verschiedenen Gongs am Stand eine besondere Stimmung her, die im Garten schwebte. Sein Konzert mit Klangscheiben aus ganz verschiedenen Metallen verzauberte die Zuhörer in der Orangerie. Markus Obleger, Musiker und angehender Schmied und Lasse musikmachen aus Lütjenburg engagierten sich mit Martin Bläse für den Spaß an der Musik und der Bewegung.

Am Abend um 19 Uhr begrüßten wir Theis Klahn und Judith Futár-Klahn aus Hamburg, die den Dokumentarfilm „der Zauberwald“ zeigten, in dem sie über 6 Jahre das erfolgreiche sprituellökologische Projekt einer Adivasi-Gemeinde in Indien begleiten.

Wir zählten etwa 250 Besucher und hatten interessante Begegnungen und Gespräche. Nächstes Pfingsten wollen wir hier gern wieder aktiv werden für die Naturheilkunde.

Erich Conradi, NHV Kiel

 

Letztes Jahr kam in der Präsidiumssitzung der Gedanke auf, in Zusammenarbeit mit dem DNB, die Naturheilvereine vor Ort mit einem großen gemeinsamen Event zu unterstützen. Nach einer intensiven Planungsphase nimmt diese Veranstaltung nun Form an. Der Leiter des wissenschaftlichen Beirats, Horst Boss, lädt führende Ärzte und Wissenschaftler zu einer Talkrunde ein. Es geht um ergänzende Maßnahmen zur Unterstützung in der Krebstherapie. Die Zahl der Krebserkrankungen nimmt weiterhin zu. Immer häufiger sind auch junge Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren betroffen. Prävention ist der beste Schutz. Neben bewährten Methoden gibt es innovative Verfahren, um bösartige Tumore noch früher zu entdecken. Aber welche Methoden sind wirklich hilfreich? Was sagt die Wissenschaft dazu? Und was können wir selbst aktiv tun? Erfahren wir mehr darüber, wie komplementäre Therapien begleiten und unterstützen können. Unter dem Motto „Gemeinsam für Ihre Gesundheit – natürlich, ganzheitlich und nah“ laden die Naturheilvereine aus der Region zu diesem großen Event ein. Gastgeber ist der Naturheilverein Schorndorf.

Mittwoch 25. Juni 2025 ab 18.30 Uhr in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf
Zu den namhaften Gästen gehören unter anderen Prof. Dr. med. Clemens von Schacky, Dr. med. Ilse Triebnig, Prof. Dr. med. Katharina Pachmann, Priv.-Doz. Dr. med. Petra Algenstaedt, Prof. Dr. med. Johannes Westendorf, Dr. med. Hellmut Münch. Bereits beim Karten-Vorverkauf gibt es die Möglichkeit eine Frage einzureichen. Eine Auswahl der eingereichten Fragen wird während der Talkshow live von den Experten beantwortet. Ausführliche Informationen zu der gesamten Veranstaltung sind auf der Website: https://abenteuer-heilung.de zu finden. Dort kann auch gleich die Ticketbuchung vorgenommen werden. Flyer und Plakate sind gedruckt und werden über die Naturheilvereine verteilt. Wir freuen uns auf viele Besucher und neue Mitglieder in den Vereinen.
Elke Wörfel, Mitgliederbeauftragte DNB

Unser Verein war mit einem Infostand auf der REGIO-Messe in Lörrach-Haagen vertreten. Die Messe, die sich über zehn Tage erstreckt und vorrangig größere Gewerbetreibende anspricht, bot in diesem Jahr am zweiten Wochenende erstmals regionalen Vereinen die Möglichkeit, sich kostenfrei zu präsentieren. Unsere umfangreichen Vorbereitungen haben sich gelohnt: Wir wurden sehr gut wahrgenommen und sind äußerst zufrieden mit dem Verlauf dieser zwei Tage. Ein herzlicher Dank gilt allen engagierten Vereinsmitgliedern, die uns sowohl bei den Vorbereitungen als auch beim Standdienst sowie beim Auf- und Abbau tatkräftig unterstützt haben. Unser Stand bot den Besuchern auch vielseitige Einblicke in die Arbeit des Deutschen Naturheilbundes (DNB) und seine einzelnen Vereine – unter anderem mithilfe eines digitalen Bilderrahmens, der anschauliches Bildmaterial präsentierte. Besonders gefragt waren die zur Verfügung gestellten Naturarzt-Hefte, die Interessierte in unserer gemütlichen Sitzecke in Ruhe durchblättern konnten. Gleichzeitig sorgte das Trampolin für Spaß bei Groß und Klein und trug zur lockeren Atmosphäre bei. Unsere Teilnahme an der REGIO-Messe war ein voller Erfolg und wir freuen uns bereits auf zukünftige Gelegenheiten, unseren Verein weiter bekannt zu machen!
Doris Löfflad und Inge Morath, NHV Lörrach 1906 und Umgebung e.V.

Am 2. April 2025 fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Naturheilverein Spechbach und Umgebung e.V. statt. Es war eine Versammlung, die aus dem üblich Rahmen herausfiel. Die bisherige 1. Vorsitzende Hanne Christ-Zimmermann und Mitgründerin des Naturheilvereines im Jahre 2002 stand mit Ihrem Amt zur Wahl, welches sie nicht mehr weiter ausüben wollte. Sie meinte, fast 23 Jahre als 1. Vorsitzende seien genug. Dies hatte sie im Vorfeld schon bekannt gegeben und daraus war die Überlegung entstanden, künftig einen Teamvorstand im Verein zu haben. Die entsprechende Satzungsänderung wurde vorbereitet und den anwesenden Personen erläutert. Die Änderung wurde von den anwesenden Mitgliedern einstimmig beschlossen. Somit war der Weg für einen Teamvorstand geschaffen. Der neue Teamvorstand setzt sich aus Annelie Schupp, Wilma Körner und Sonja Auf dem Berge zusammen. Auch die weiteren Tagesordnungspunkte konnten zügig abgearbeitet werden. Hanne Christ-Zimmermann wurde ein Blumenstrauß und ein kleines Präsent durch die bisherigen weiteren Vorstandsmitglieder überreicht. Sie wurde zum ersten Ehrenmitglied des Naturheilverein Spechbach ernannt und erhielt eine Urkunde. Auch vom Deutschen Naturheilbund wurde durch die bisherige 2. Vorsitzende, Annelie Schupp, ein Präsent und eine Urkunde stellvertretend übergeben. Im Anschluss an den offiziellen Teil standen Sekt und Snacks für das leibliche Wohl bereit. Von einem Vereinsmitglied wurde ein Sketch zum Ausscheiden von Hanne Christ-Zimmermann aufgeführt. Sinnbildlich wurde die „Geburt“ des Vereines am 2.12.2002 dargestellt. Es gab viele Lacher und auch Erinnerungen an die vergangenen Jahre. Bei launiger guter Stimmung wurde noch lange geplaudert, viele Glückwünsche an die scheidende 1. Vorsitzende und die Mitglieder der neu gewählten Vorstandschaft ausgesprochen.

Sonja Auf dem Berge, NHV Spechbach

Von Prof. Dr. Karin Kraft

Die Motivation für diesen Artikel waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben, nämlich 1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts? Und 2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

Einflüsse einer veränderten Gesundheitspolitik seit den 1990er Jahren

Inzwischen hatte sich der gesundheitspolitische Hintergrund in Deutschland stark verändert. Um die hohen Kosten der deutschen Wiedervereinigung zu bewältigen, mussten an vielen Stellen Einsparungen erzielt werden. Der ab den 1970er Jahren in den USA entwickelte Neoliberalismus schien hier die richtigen Konzepte zu liefern. Alle Naturheilverfahren, auch diejenigen, deren Kosten bisher von gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen worden waren, wurden deshalb dem zweiten Gesundheitsmarkt zugeordnet. Begründet wurde dies damit, dass die Bevölkerung diese nebenwirkungsarmen Methoden in Eigenregie anwenden und die vergleichsweise geringen Kosten selbst tragen könne. Damit schaltete man aber gleichzeitig die diesbezüglich fachkundigen ÄrztInnen und das entsprechend qualifizierte Personal von der Versorgung vieler PatientInnen aus. Zugleich nahm deshalb der Wellnessbereich, der zuvor nur eine eher unbedeutende Rolle gespielt hatte, Anfang der 2000er Jahre stark an Umfang zu. Das Angebot an naturheilkundlichen Verfahren und Methoden der außereuropäischen traditionellen Medizin wechselte damit aus den Rehabilitationskliniken und den privat geführten Spezialkliniken weitgehend zum Gesundheitstourismus, was durch Förderungen mit öffentlichen Mitteln teilweise unterstützt wurde. Die Problematik der mangelnden Nachhaltigkeit und der unterschiedlichen Qualität der Maßnahmen war (und ist) dem zahlenden Publikum jedoch kaum bekannt. Der Fachkräftemangel begann hier sehr früh, weil die Gehälter in diesem Bereich niedrig und die Arbeitsbedingungen eher ungünstig waren. Zudem wurde seitens der Gesundheitspolitik wenig unternommen, um die seit ca. 10 Jahren als Problem identifizierte geringe Gesundheitskompetenz der Allgemeinbevölkerung zu stärken. Eigentlich hätten diese Entwicklungen die Naturheilvereine eher stärken müssen, zumal die derzeitigen großen Probleme des Gesundheitswesens immer deutlicher offenbar werden. Sie reichen vom 6 Ärztemangel und Verschwinden von Apotheken in den ländlichen Regionen über lange Wartezeiten bei Facharztterminen bis hin zu den Kliniken, die aufgrund finanzieller Zwänge überall ein ähnliches Leistungsspektrum bei allerdings unterschiedlicher Qualität anbieten, wogegen schlecht vergütete, aber notwendige Leistungen nicht mehr vorgehalten werden.

Vereine erfüllen menschliche Grundbedürfnisse

Im Rückblick hatten die großen Erfolge der (Naturheil)vereine Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Ursachen: Die bedeutendste war der Wandel von einem feudalen Agrarstaat zum Industriestaat. Durch die völlig neuen Anforderungen an die Gesellschaft funktionierten die alten Modelle des Zusammenlebens nicht mehr. Die Vereine hatten somit die sehr wichtige Aufgabe der Förderung des menschlichen Zusammenhalts. Aufgrund der unterschiedlichen Kompetenzen der Vereinsmitglieder konnten sie individuell zugeschnittene Lösungen für die neu aufgetauchten vielfältigen Probleme erarbeiten und erfolgreiche Strategien zudem öffentlich zu verbreiten. Die Förderung eines respektvollen menschlichen Zusammenhalts und die Unterstützung ihrer Mitglieder einschließlich der Erarbeitung von Problemlösungen sind bis heute die wichtigsten Aufgaben von Vereinen. Deshalb gelten sie als Grundpfeiler der Demokratie. Auch wenn Kriege, ideologische Unterwanderung und staatliche oder wirtschaftliche Restriktionen zu starken Einbrüchen geführt haben, haben sich die Vereine in den letzten 120 Jahren immer wieder davon erholt, weil sie diese menschlichen Grundbedürfnisse erfüllen. Dies trifft auch auf die Naturheilvereine zu, wobei sich das Spektrum der gesundheitlichen Probleme und damit die Anforderungen an die Vereine im Zeitverlauf stark gewandelt haben. Die Naturheilvereine spezialisierten sich dabei auf die gefährdete Gesundheit ihrer Mitglieder als Folge von Industrialisierung und gesellschaftlichem Wandel. Von den sehr preiswerten, durchaus oft wirksamen und zudem leicht anwendbaren Lösungen bei gesundheitlichen Problemen konnten auch die ärmeren Bevölkerungskreise profitieren. Aus heutiger Sicht vermitteln Naturheilvereine also seit über 120 Jahren Gesundheitskompetenz, die eine wichtige Ressource im Umgang mit Krisen ist. Gerade in Krisensituationen ist es entscheidend, die richtigen Informationen zu finden, ihre Bedeutung und Glaubwürdigkeit einzuschätzen, sie auf die eigene Situation zu übertragen und konstruktiv für persönliche Entscheidungen und das eigene Gesundheitsverhalten zu nutzen. Naturheilvereine haben damit eine sehr wichtige gesellschaftliche Funktion, denn die Gesundheitskompetenz ist sehr ungleich verteilt – und damit auch die gesundheitlichen Risiken. Deshalb sind in Krisenzeiten die sozial Benachteiligten besonders gefährdet. Soziale Medien: Die vermutliche Ursache für das in letzter Zeit abnehmende Interesse an (Naturheil)vereinen Seit dem Jahr 2006 wurden soziale Medien zunehmend verfügbar. Sie beanspruchen viel Zeit, bei den jüngeren Menschen sind es täglich zwischen 60 und 90 Minuten. Infolge des hinterlegten Algorithmus werden kontroverse und emotional aufgeladene Inhalte bevorzugt, komplexe Inhalte werden vereinfacht dargestellt und dementsprechend werden einfache Scheinlösungen von den NutzerInnen akzeptiert. Dies wird auch vom Esoterikmilieu intensiv genutzt. So wettern z. B. InfluencerInnen mit großer Ausdauer gegen die moderne Medizin und verbreiten Verschwörungstheorien. Gleichzeitig werben sie am laufenden Band für Nahrungsergänzungsmittel, obwohl in der EU Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten durch diese Produkte beziehen, verboten sind. Sie vermitteln also eine Pseudogesundheitskompetenz, womit sie auch das Hauptanliegen der Naturheilvereine unterminieren. Weltweit werden inzwischen mehr als 80.000 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel zum Kauf angeboten. Dass diese Strategie erfolgreich ist, zeigen die Verkäufe dieser Produkte in den USA. Dort betrug der Umsatz im Jahr 2023 über 150 Milliarden US-Dollar und erreichte damit den Umsatz der verschreibungspflichtigen Medikamente. 7 Dieses Beispiel kann sogar als Erklärungsmodell für das derzeitige allgemein beklagte Vereinssterben herangezogen werden. Soziale Medien haben eine parasoziale Funktion: Scheinbar erfüllen sie das Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Kontakten auf einfache und unkomplizierte Weise. Inzwischen erkennen aber immer mehr Nutzer, dass diese Kontakte emotional unbefriedigend sind. Zudem nimmt die Erkenntnis zu, dass sie oft Fake-News verbreiten und zum Kauf überflüssiger Produkte verleiten. Es bleibt zu hoffen, dass die Medienkompetenz in der Bevölkerung rasch weiter zunimmt, dann haben auch die dringend benötigen Vereine (und die Demokratie) wieder eine Chance. Die Digitalisierung als Chance für die Naturheilvereine Die konkrete Anwendung von wissenschaftlich fundierten naturheilkundlichen Verfahren kann digital leicht verbreitet werden. Hinsichtlich ihres individuellen Nutzens sind sie den üblichen Wohlfühlvideos auf jeden Fall haushoch überlegen. Die expertengestützte Anwendung von Naturheilverfahren, die gezielt durch kreative, leicht zugängliche digitale Botschaften und Ratschläge unterstützt wird, kann vielfältig insbesondere bei leichteren gesundheitlichen Problemen helfen. Zugleich können die in den Naturheilvereinen organisierten Gesundheits- und Lebensstilexperten den für den Normalbürger undurchdringlichen Dschungel an Informationen gezielt vorab sichten und dadurch eine große Hilfestellung bieten. Damit können die Vereine mit der Unterstützung des Deutschen Naturheilbundes ihrer großen Aufgabe, der niedrigschwelligen und kostengünstigen Vermittlung von Gesundheitskompetenz, weiterhin gerecht werden.

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Im Oktober 2024

Von Prof. Dr. Karin Kraft

Die Motivation für diesen Artikel waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben, nämlich 1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts? Und 2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

Die Konkurrenz der Naturheilvereine zu Anfang des 10. Jahrhunderts

Hintergrund des großen Wachstums der Naturheilvereine in dieser Zeit war somit die starke Zunahme der allgemeinen zivilisationskritischen Lebensreformbewegung. Natürlich kam es innerhalb der Naturheilvereine und des Naturheilbundes deshalb immer wieder zu Abspaltungen und Differenzen. So suchten Menschen verschiedener politischer Richtungen, insbesondere die im Deutschen Reich wenig geschätzten Sozialisten hier ein neues Betätigungsfeld. Andere Mitglieder forderten eine Öffnung und Erweiterung des Naturheilgedankens gegenüber den verschiedenen Strömungen der Lebensreformbewegung. Die Konkurrenz wuchs ebenfalls, z. B. durch die Kneippvereine, die eine ähnliche Zielrichtung hatten, aber durch andere Vereine, die sich bestimmter Anteile der Lebensreformbewegung gezielt annahmen. Zudem nahm die Anzahlen der Zeitschriften mit verwandten Themen sowie der Gesundheitsschriften und -bücher, anhand derer man sich auch unabhängig von einer Mitgliedschaft im Verein informieren konnte, stetig zu. Wie es weitergegangen wäre, wenn nicht der erste Weltkrieg ab 1914 zum Verlust von zahlreichen Mitgliedern und infolge der zunehmenden massiven Verschlechterung der allgemeinen Lebensumstände problematisch werdenden Vereinstätigkeit zur Auflösung etlicher Vereine geführt hätte, ist schwer zu sagen. Auch viele Naturheilanstalten mussten in dieser Zeit geschlossen werden.

Kurzer Abriss der Entwicklung der Naturheilvereine bis zur Jahrtausendwende

Die Entwicklung nach Ende des ersten Weltkrieges bis heute soll nur sehr kurz dargestellt werden. Ab Mitte der 1920er Jahre blühte die Naturheilbewegung in der Weimarer Republik wieder auf. Das ist wohl großenteils auf die sehr schlechten Lebensbedingungen und den dadurch bedingten miserablen Gesundheitszustand eines großen Teils der Bevölkerung zurückzuführen. Zugleich bot die immer offenkundiger werdende Krise der universitären Medizin nur wenige wirksame Lösungen an. Daher gab es auch sehr viele unseriöse Heilsversprechen durch nicht approbierte Heilkundige und esoterische Gesellschaften. Im Nationalsozialismus (ab 1933) wurden die Naturheilverfahren bekanntlich schleichend instrumentalisiert, um die Volksgesundheit in Vorbereitung auf den geplanten Krieg zu steigern. Die scheinbare Wertschätzung der Naturheilverfahren durch Regierungsorgane wirkte sich schon anfänglich kaum förderlich auf die Vereinstätigkeit aus. Spätestens ab 1939 wurden die Vereine dann zunehmend gleichgeschaltet, d. h. die Naturheilbewegung wurde ideologisch auf den Nationalsozialismus ausgerichtet. In Kombination mit den zunehmenden Auswirkungen des zweiten Weltkriegs nahmen die Vereinsaktivitäten in der Folge immer weiter ab.

Nach dem zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands waren Vereine in der Deutschen Demokratischen Republik ganz allgemein unerwünscht und wurden durch parteigesteuerte Organisationen ersetzt. Nur wenige Naturheilverfahren wurden als Teil der Staatsmedizin geduldet. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Expansion der Wirtschaft, z.B. der Pharmaindustrie, massiv vorangetrieben, um durch den dadurch bedingten wachsenden Wohlstand ein Bollwerk gegen den Kommunismus zu errichten. Der Deutsche Naturheilbund wies in seinen Schriften zwar schon seit den frühen 1960er Jahren sehr kompetent z. B. auf die fatalen Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit durch den breiten Einsatz von Insektiziden und Düngemitteln seit Mitte der 1940er Jahre hin und setzte sich zudem für eine gesündere Ernährung ein, die bestehenden Vereine hatten aber nur geringe Mitgliederzahlen.

Erst ab den frühen 1970er Jahren nahm die breite Öffentlichkeit allmählich wahr, dass die Häufigkeit von Herzkreislauferkrankungen und Krebs trotz des inzwischen eingetretenen durchaus beachtlichen medizinischen Fortschritts massiv anstieg. Zugleich hatte sich die ärztliche Versorgung im ambulanten Bereich in den zurückliegenden Jahren immer weiter verschlechtert, die ländlichen Regionen waren in vielen Teilen der BRD stark unterversorgt. In dieser Situation nahm das Interesse der Bevölkerung an der Naturheilkunde, insbesondere an einer gesunden Ernährung, wieder zu. Die Verbesserung der in den vorangehenden Wohlstandsjahren stark veränderten Ernährungsgewohnheiten geriet so in den Fokus, und zwar Jahrzehnte, bevor die universitäre Medizin sich dieser Thematik zuwandte. Zunehmend befassten sich die Naturheilvereine auch mit außereuropäischen Verfahren der traditionellen, insbesondere der chinesischen und indischen Medizin, aber auch mit esoterischen Methoden. Die Zahl der Vereine und die Mitgliederzahlen erreichten um das Jahr 2000 einen neuen Höhepunkt.

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Die Menschen sehnen sich nach einer Alternative

Am 26.3.2025 fand im Mehrgenerationenhaus im Seniorenheim St. Franziskus der monatliche Vortrag des Naturheilvereins Mühlacker statt. Thema war die Pflanze Artemisia annua – der einjährige Beifuß und seine heilsame Wirkung. Offensichtlich hat sich der Wert dieser Heilpflanze schon herumgesprochen, denn der Saal im UG war so voll wie noch nie, es kamen über 70 Besucher!

Die Referentin Dr. Katharina Madrid aus Freiburg berichtete von ihren Erfahrungen in Afrika, die sie mit der Züchtung A-3 (Artemisia – annua – anamed) des Netzwerks anamed (Aktion natürliche Medizin in den Tropen) macht. Diese Züchtung ohne Gentechnik enthält den 20-fachen Wirkstoffgehalt der Wildpflanze, zudem wird sie wesentlich höher und blüht später, so dass sie viel mehr Blätter ausbilden kann und sie wächst in den Tropen. Dort wird sie v.a. gegen Malaria eingesetzt und ist hoch wirksam.

Sie ist für die Bevölkerung günstig anzubauen und bildet keine Resistenzen wie Medikamente, die lediglich den Auszug eines einzelnen Wirkstoffes verwenden. Zudem wird sehr auf Qualität in Ernte und Verarbeitung geachtet.

Dr. Katharina Madrid und Dr. Hans-Martin Hirt von anamed ist es ein Anliegen, den Menschen wirklich zu helfen und einfache, umsetzbare Lösungen zu finden. Leider wird das nicht in allen afrikanischen Ländern gerne gesehen – in manchen Ländern ist es verboten, Artemisia annua anzubauen und in Verkehr zu bringen. So leider auch hier in Deutschland geschehen – während der Corona-Zeit wurde der Verkauf der Pflanze auch hier untersagt, obwohl (oder weil?) sie nachweislich gegen das Virus geholfen hätte! Die Wirkstoffe verhindern den so gefürchteten Zytokinsturm und fördern das Immunsystem, indem sie die Zahl der natürlichen Killerzellen um 250% erhöhen.

Artemisia annua ist auch bei folgenden Beschwerden wirksam: Candidapilz, Vireninfekte, Rheuma, Borreliose, Bronchitis, Fieber, Darmbeschwerden, Darmwürmer, Hämorrhoiden, Lupus, manchmal auch bei Neurodermitis, Psoriasis und Fibromyalgie. Sogar gegen Krebs kann die Pflanze eingesetzt werden. Das hängt mit ihrer Affinität zu Eisen zusammen – Krebszellen speichern viel Eisen und das Molekül Artemisinin wird davon angezogen und bewirkt dann den Zelltod (Apoptose) der Krebszellen. Außerdem wird die tumorale Angiogenese gehemmt, d.h. die Blutversorgung der Tumorzellen wird verringert. Im Artemisiatee sind 20 verschiedene antitumorale Wirkstoffe enthalten!

Dr. Katharina Madrid erklärte genau, wie man die Pflanze anbaut, erntet und verarbeitet zu Tee, Pulver und Salbe, nannte die empfohlenen Dosierungen und jeder Teilnehmer bekam ein kleines Pflänzchen mit nach Hause. Bei guten Bedingungen kann sie in unseren Gärten gut zwei Meter hoch werden.

Ute Bauer, NHV Mühlacker