Das Präsidium des Naturheilbundes hat ein neues Grundsatzpapier entworfen. Es fordert mehr Anerkennung für naturheilkundliche Therapien in Deutschland
von Ulrike Schattenmann
Seit Jahren haben immer mehr Menschen das Bedürfnis, sich ganzheitlich behandeln zu lassen. Doch die gestiegene Nachfrage nach naturheilkundlichen Therapieverfahren findet zu wenig Widerhall in der deutschen Gesundheitspolitik. Der Deutsche Naturheilbund will das ändern. Jetzt hat das Präsidium ein Grundsatzpapier mit zehn Forderungen und Vorschläge an die gesundheitspolitisch verantwortlichen Akteure in Deutschland formuliert.
Es beruft sich dabei auf die Strategie für traditionelle und komplementärmedizinische Medizin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) „The WHO Traditional Medicine (TM) Strategy 2014-2023“. Die Strategie soll Mitgliedsstaaten unter anderem dabei unterstützen, traditionelle und komplementärmedizinische Praktiken und Therapeuten in ihre Gesundheitsversorgung zu integrieren.
Der Naturheilbund vertritt 48 Naturheilvereine in Deutschland und damit viele Menschen, die sich Kompetenzen angeeignet haben, um sich bei gesundheitlichen Beschwerden selbst zu helfen oder durch ihren Lebensstil Erkrankungen zu vermeiden. Diese Menschen nutzen die natürlichen, kostengünstigen und oft seit Jahrhunderten bewährten Mittel und Verfahren der Naturheilkunde und der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM). Sie leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Kostensenkung im deutschen Gesundheitswesen. Dieses Kulturerbe soll auch für die Zukunft erhalten und weiterentwickelt werden.
Mehr Wertschätzung
So wünscht sich der Naturheilbund mehr Wertschätzung und Anerkennung für die Naturheilkunde als Traditionelle Europäische Medizin (TEM) in der deutschen Gesetzgebung. Auch sollen mehr Forschungsmittel für naturheilkundliche Verfahren bereitgestellt werden. Dafür muss ein passendes Studiendesign entwickelt werden, das den multimodalen, individuellen Ansatz der Naturheilkunde und der Traditionellen Medizin berücksichtigt.
Unabhängige Beurteilung
Zwingend notwendig sei auch eine unabhängige Beurteilung der Verfahren der Naturheilkunde und der TEM. Bis jetzt erfolgt das durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) und den Gemeinsamen Bundesauschuss (G-BA). Die offen propagierte Unabhängigkeit dieser Institute stellt der Naturheilbund in Frage, da weder Vertreter von naturheilkundlichen Organisationen wie dem DNB, noch Vertreter naturheilkundlicher Berufe in diesen Gremien vertreten sind.
Beachtung der Studienlage
Noch immer wird die gute Studienlage zur Traditionellen Medizin in vielen Industriestaaten zu wenig zur Kenntnis genommen. Das muss sich ändern: Der Naturheilbund fordert, die Kenntnisse daraus in Forschung, Lehre und Anwendung zu etablieren. Studenten an Universitäten hören viel zu viel über Spezialmedizin und zu wenig über Naturheilverfahren.
Kompetenzbildung und Selbsthilfe
In der Gesundheitspolitik sollen die sechs Säulen der Naturheilkunde (Wasser, Arzneipflanzen, Ernährung, Bewegung, Lebensbalance und Umwelt) als Teil der Prävention und Gesundheitsförderung berücksichtigt werden. Zudem solle der Schwerpunkt der Gesundheitspolitik künftig darauf gelegt werden, die Kompetenz der Bevölkerung hinsichtlich der Erkennung und Vermeidung gesundheitlicher Risiken zu schulen – was wiederum das Wissen über Mittel und Verfahren der Naturheilkunde und Traditionellen Medizin beinhaltet. (us)
Eine ausführliche Fassung der Forderungen und Vorschläge ist auf der Webseite des DNB einsehbar, www.naturheilbund.de/leistungen/gesundheitspolitik