Von Prof. Dr. Karin Kraft
Der Bericht wird in mehreren Folgen in den Impulsen abgelichtet werden. Die Motivation für diese Artikelserie waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben, nämlich: 1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts? Und 2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

GRÜNDUNG UND ENTWICKLUNG DES DACHVERBANDES
Es würde zu weit führen, hier die wechselvolle Geschichte aufzuführen, die schließlich im Jahr 1888 zur Gründung des „Deutschen Bundes der Vereine für Gesundheitspflege und arzneilose Heilweise“ führte, der sich ab 1900 „Deutscher Bund der Vereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise“ nannte. Im Jahr 1889 bestand er aus 142 Vereinen mit insgesamt über 19.000 Mitgliedern, um die Jahrhundertwende hatte er knapp 100.000 Mitglieder in 776 Vereinen, im Jahr 1913 betrug die Zahl der Naturheilvereine 885 mit insgesamt ca. 150.000 Mitgliedern. Das Publikationsorgan wurde 1889 „Der Naturarzt“, der schon seit seinem Bestehen auch im Buchhandel erhältlich war. Dessen Auflage betrug im Jahr 1890 35.000, im Jahr 1899 112.000 und im Jahr 1914 schließlich 160.000 Stück. Dass diese Erfolge den Widerstand vor allem bei approbierten Ärzten hervorriefen, die nicht nur an den als Naturarzt qualifzierten Kollegen und deren Tätigkeit Anstoß nahmen, sondern vor allem an den Hunderten von medizinischen Laien, die durch die Naturheilvereine ausgebildet und in deren Sinne anschließend oft auch tätig wurden, ist leicht nachvollziehbar. Wieso brauchte es aber doch fast 100 Jahre bis 1900, bis die sehr fortschrittlichen Ideen in breiten Bevölkerungskreisen Fuß fassten, und weshalb wurde ausgerechnet Sachsen zum Zentrum der naturheilkundlichen Vereinsbewegung im Deutschen Reich?

DIE HINTERGRÜNDE DER LEBENSREFORMBEWEGUNG 
Ab Anfang des 19. Jahrhunderts entstand im deutschsprachigen Kulturraum aus dem anfänglich erwähnten naturphilosophischen und dem zivilisations- und industrialisierungskritischen Ideengut eine aus verschiedenen Anteilen bestehende, sich allmählich verstärkende Strömung, die sich schließlich ab den 1880er Jahren als Lebensreformbewegung etablierte. Sie wurde vor allem vom Bildungsbürgertum getragen, das sich durch die Gründung von Vereinen zunehmend vom feudal aufgestellten Deutschen Bund emanzipierten wollte. Diese Aktivitäten wurden nach Möglichkeit systematisch unterdrückt, selbst wenn sie primär unpolitisch waren wie z. B. die Naturheilbewegung, die einen Teil der Lebensreformbewegung darstellt. Die sozialen Folgen der im 18. Jahrhundert beginnenden Industrialisierung erzwangen jedoch den Abschied vom agrarisch begründeten Feudalsystem. Im 19. Jahrhundert vergrößerten sich allmählich die Städte, denn hier wurden Manufakturen gegründet, die teilweise die traditionellen Handwerksbetriebe ablösten, und Industriebetriebe aufgebaut, die Arbeitskräfte benötigten. Da die Arbeitsbedingungen auf dem Land sehr hart waren, weil es noch keine Mechanisierung im Bereich der Landwirtschaft gab, und die meisten Menschen dort in großer Armut lebten, weil sie Zweitgeborene waren und deshalb keinen Anspruch auf ein Erbe hatten, setzte vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Landflucht ein. Das Leben dieser Menschen, die in den Manufakturen und Industriebetrieben arbeiteten, war gekennzeichnet durch lange Arbeitszeiten (bis zu 12 Stunden von Montag bis Samstag), fehlende Maßnahmen des Arbeitsschutzes einschließlich des Mutterschutzes, Kinderarbeit, Hungerlöhne, überbelegte Mietwohnungen mit mangelhaften hygienischen Verhältnissen, schlechte und falsche Ernährung (fehlende Frischkost wegen logistischer Probleme), hohe Geburtenraten bei häufigen Fehlgeburten, Alkoholmissbrauch, starkes Rauchen, schlechte Luftqualität durch Hausbrand (schwefelhaltige Kohle) und Industrieabgase. Die Menschen litten häufig unter Infektionskrankheiten (insbesondere Geschlechtskrankheiten
und Tuberkulose), Seuchen und Folgen der Rachitis. Diese Missstände hatten große gesundheitliche und soziale Folgen (Auflösung von familiären Strukturen, hohe Kindersterblichkeit, allgemein geringe Lebenserwartung, Prostitution, Anstieg der Kriminalität etc.). Die Ärzte hatten aus heutiger Sicht kaum diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, die PatientInnen aus der Arbeiterklasse konnten zudem die Honorare kaum bezahlen. Aber auch die Lebensumstände des an Bedeutung immer mehr zunehmenden Mittelstandes, zu dem auch die Beamten gehörten, waren sehr ungesund. Zwar konnten sie sich größere Wohnräume leisten, aber die hygienischen Verhältnisse waren ebenfalls unzureichend. Das erste moderne Kanalisationssystem auf dem europäischen Festland entstand z. B. erst ab 1856 in Hamburg infolge einer Choleraepidemie. Erst ab 1880 gab es erste Badewannen in luxuriösen Privathäusern. Hinzu kam, dass die reicheren Bürger versuchten, den Lebensstil der im Deutschen Reich immer noch privilegierten Aristokratie nachzuahmen. Das führte zu kostspieligen und unsinnigen Repräsentationszwängen und zu starren gesellschaftlichen Regeln, unter denen vor allem die Frauen und Kinder litten. Zudem war die allgemeine Unwissenheit bei Gesundheitsfragen groß, weil derartigen Kenntnissen kaum von Bedeutung zugemessen wurde, solange die Landesfürsten der Staaten des Deutschen Bundes aus der infolge der naturnahen Lebensumstände relativ gesunden Landbevölkerung immer wieder ausreichende Anzahlen von gesunden jungen Männern als Soldaten rekrutieren konnten. Als das Deutsche Reich als föderale, konstitutionelle Monarchie im Jahr 1871 gegründet wurde, konnten die hier aufgeführten Probleme jedoch nicht mehr unterdrückt und geleugnet werden. Die beschleunigte Wandlung vom Agrar- zum Industriestaat war unvermeidlich. Infolge der bislang fehlenden und nur mühsam gegen Widerstand zu etablierenden gesetzlichen Regelungen kam der soziale Fortschritt jedoch nur sehr langsam voran. So wurde z. B. erst im Jahr 1883 eine gesetzliche Krankenversicherung für Arbeiter eingeführt. Den kompletten Artikel finden Sie auf unserer hier

Frau Christina Leser, seit 20 Jahren Leiterin des Hauses „Casa Medica“, begann ihren Vortrag mit einem kurzen Filmbeitrag über ihre Einrichtung. Dort werden Kuren angeboten, bei denen eine tägliche Dauerbrause von einer Stunde im Mittelpunkt steht. Dabei greifen sie auf das Wasser einer eigenen Quelle zurück, das besonders gute energetische Eigenschaften aufweist. Diese Dauerbrause wirkt entspannend, befreit von Ablagerungen im Körper und entgiftet ihn. Dabei entsteht kein hydrostatischer Druck, der den Kreislauf belasten könnte. Begleitend können die Kurgäste noch unter vielen andere Wohlfühlangeboten auswählen.

Im anschließenden Vortrag erläuterte Frau Leser die Funktion des zentralen Nervensystems, besonders das Wechselspiel zwischen Sympathikus und Para-Sympathikus. Je nach Situation gewinnt der eine oder der andere die Oberhand im Körper. Während der Sympathikus den Körper in Alarmbereitschaft versetzt, bestimmt der Para-Sympathikus mit seinem Hauptnerv Vagus bei Sicherheit über den Körper.

Da heute viele Menschen in einer Art „Daueralarm“ leben, bei dem Symptome wie schnellere Atmung, höherer Blutdruck, Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol, eingeschränkte Denkfähigkeit und vieles mehr auftreten können, muss es das Ziel sein, dem Körper wieder Sicherheit zu geben und den Vagus zu stärken.

Frau Leser stellte nun einige frappierend einfache Techniken vor, mit denen man Sicherheit herstellen kann:

  • Bewusstes Atmen, länger aus als ein
  • Denken: „Bin ich gerade wirklich in (Lebens-)Gefahr?“
  • Aufrechte Haltung einnehmen
  • Lächeln, echt oder gestellt
  • Lachen, Singen
  • Thermische Reize (Kälte dämpft z.B. den Sympathikus)
  • Techniken wie Yoga, QiGong, Tai-Chi, Feldenkrais, ……

Bei Anwendung einer dieser Techniken wird dem Körper gesagt: „Wenn das so ist, kann ich nicht in Gefahr sein!“ und der Vagus bzw. Para-sympathikus gewinnt wieder die Oberhand.

Unterstützt wurde der großartige Vortrag von Frau Leser durch sehr gut gestaltete Folien und einen Bleistift, den jeder Teilnehmer bekam, um ihn zwischen die Zähne zu stecken und ein zwar erzwungenes, aber trotzdem wirksames Lächeln herzustellen. Das anschließende Lächeln der Teilnehmer ohne Bleistift war dann echt.

W. Scherhaufer, NHV Schorndorf

 

Die entscheidende Rolle der Naturheilvereine

Von Prof. Dr. Karin Kraft,

Der Bericht wird in mehreren Folgen in den Impulsen abgelichtet werden.

Die Motivation für diese Artikelserie waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben, nämlich:

1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts?

2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

Erste naturheilkundliche Vereinsgründungen In den Wasseranstalten erfolgreich behandelte und von den Verfahren begeisterte Patienten gründeten Vereine, um sie in der breiteren Bevölkerung gerade auch über ihre praktische Anwendung bekannt zu machen. Allgemein waren Vereinsgründungen im Deutschen Bund in der Zeit nach der 1830er Revolution bis in die 1850er Jahre hinein jedoch großen Beschränkungen unterworfen, d.h. sie unterlagen einer strengen Aufsicht des jeweiligen Feudalstaates. Das galt auch bei Vereinen mit primär unpolitischen Zielen. Im Jahr 1832 entstand in Ansbach (Königreich Bayern) als erste deutsche Laienvereinigung der „Hydropathische Gesundheitsverein für ganz Deutschland“. Einer der drei Gründer, der Gymnasialprofessor Eucharius Ferdinand Christian Oertel, verfasste auch etliche Schriften, um der Bevölkerung die ihr von den Ärzten vorenthaltene Wasserheilkunde nahebringen. Er betrachtete die arzneiliche Heilkunde als System der Reichen und stellte die Wasserheilkunde (und eine gesündere Ernährung) als Methode der Armen gegenüber. Für letztere und auch die auf dem Lande lebende Bevölkerung war in dieser Zeit die Versorgung durch Ärzte und Apotheker aus finanziellen bzw. strukturellen Gründen mangelhaft. Der Verein war jedoch wegen des politischen Widerstandes wenig wirksam. Ähnlich erging es den von Oertel mitgegründeten bzw. angeregten „Filialvereinen“ in anderen Ländern des Deutschen Bundes. In Dresden entstand 1835 der erste „Hydrodiätetische Verein“ in Sachsen, der in den ersten 25 Jahren nur bis zu ca. 80 Mitglieder zählte. Die Vereinsstatuten von 1840 führten als Ziele vor allem die Gesundheitspflege der Mitglieder mit Wasser einschließlich des Trinkens von reinem Wasser, d.h. den Verzicht auf alkoholische Getränke, sowie eine mäßige Lebensweise auf. Die dortigen Ärzte blieben dem Verein jedoch fern. 1848 gründete der Militärarzt Dr. Lorenz Gleich in München den wegen der abnehmenden politischen Restriktionen etwas erfolgreicheren „Verein zur Förderung des Wasserheilverfahrens“. Ziel waren öffentliche Vorträgen zur Verbreitung der Methode. 1849 erwähnte er in einem Vortrag erstmals die Begriffe „Naturheilkunde“ und „Naturheilverfahren“ und definierte zugleich die Hauptaufgaben der Naturheilkunde:

1. Die instinktgemäße Erhaltung der Gesundheit und Verhinderung von Krankheiten durch eine vollkommen naturgemäße Lebensweise

2. die Wiederherstellung der Gesundheit durch Beseitigung jener Krankheiten, die aus irgendeinem Grund nicht hatten verhindert werden können. Der Verein wurde 1850 in „Verein zur Förderung des Naturheilverfahrens ohne Arznei“ umbenannt. Als Dr. Gleich 1851 den „Hydropathischen Kongreß“ in Dresden besuchte, stellte er fest, dass der dortige Verein vor sich hin dümpelte und nicht öffentlichkeitswirksam war. Das änderte sich, als Dr. jur. Wilhelm Meinert Vereinsvorstand wurde. Er litt, wie so viele, die sich der Naturheilkunde zuwandten, an einer chronischen Erkrankung und war nach jahrzehntelangen vergeblichen Therapieversuchen erst durch wiederholte Wasserkuren wieder leistungsfähiger geworden. Bei diesen Kuren stellte er fest, dass die MitpatientInnen über Gesundheitsbelange wenig oder gar nicht informiert waren und dass auch das spezifische Fachwissen bei den in den Wasserheilanstalten tätigen Ärzten deutlich ausbaufähig war. Mit Artikeln in der Lokalpresse im Jahr 1862 erregte er großes öffentliches Interesse, die Mitgliederzahlen des Vereins stiegen erheblich an. Im Jahr 1861 begründete er die Zeitschrift „Wasserfreund“, die er 1862 in „Der Naturarzt“ umbenannte, und gab sie bis 1867 auch selbst heraus. Der Jahrgang von 1863 umfasste bereits 324 Seiten. Seine weiteren Pläne (Bau einer Heilbadeanstalt, Mitarbeit von Ärzten im Verein, Bildung einer Akademie zur Qualifizierung von approbierten Ärzten zu Naturärzten), konnte er wegen fehlender Finanzierung nur sehr partiell verwirklichen.

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Das Mineralwasser Black Forest der Firma Peterstaler im Schwarzwald erfreut sich großer Beliebtheit: In einem nationalen Ranking liegt es  auf Platz 3 unter den 200 stillen Mineralwässern in Deutschland und Öko-Test kürte es bereits zweimal mit der Note „Sehr gut“. Kein Wunder, kommt zur niederen Mineralisierung ein feiner, sanfter Geschmack. Aufgrund der großen Nachfrage wurden die Werbeaktivitäten insgesamt reduziert, berichtete Verkaufsleiter Markus Pont beim Besuch von Christine Hack (Vorstand DNB) und Sabine Neff (DNB-Bundesgeschäftsführerin) im Logistik-Zentrum in Oberkirch-Nußbach. Trotzdem wolle man weiterhin als Sponsor den Deutschen Naturheilbund unterstützen. „Wir fühlen uns dem Naturheilbund und seinen Vereinen sehr verbunden. Unser Wasser steht für natürliche Gesundheit und das passt perfekt zur Naturheilkunde. Das unterstützen wir gerne.“, so der rührige Verkaufsleiter. Viel unterwegs bei Naturheilkunde-Veranstaltungen, Therapeuten und Bioläden ist Helga Benz, Wassersommelière und langjährige Peterstalerin. Auch sie sieht
in der Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation. So war man sich schnell einig, die erfolgreiche Kooperation auch in den kommenden Jahren weiterzuführen.

Sabine Neff, DNB Bundesgeschäftsführerin

Folge 1

Von Frau Prof. Karin Kraft

Die Motivation für diese Artikelserie waren zwei Fragen, die sich aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre ergeben haben: 1. Was sind die Hintergründe für den großen Erfolg der Naturheilvereine Anfang des letzten Jahrhunderts? 2. Warum nimmt das Interesse der Bevölkerung an Naturheilvereinen in den letzten Jahren plötzlich so stark ab?

Beginn der industriellen Revolution

Zur Beantwortung der ersten Frage ist ein historischer Rückblick erforderlich. Mit der industriellen Revolution ab der ersten und insbesondere der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewannen in Europa Bewegungen an Kraft, die eine Rückkehr zu einer natürlicheren Lebensweise forderten. Der wichtigste frühe Vertreter dieser Bewegung war der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778). Die Feststellung „Alles was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen des Menschen“, mit der er seinen 1762 erschienenen Erziehungsroman „Emile“ einleitete, fasst mit einem Satz Rousseaus Zivilisationskritik zusammen. Er forderte die Rücknahme der seit der Aufklärung stattfindenden Distanzierung des Menschen von der Natur, da durch deren Objektivierung ihre rücksichtlose Ausbeutung erleichtert wird. Der an der Humoralpathologie orientierten vorherrschenden Medizin, insbesondere den damals verfügbaren Arzneien, erteilte er eine Absage und forderte die Rückbesinnung auf die körpereigenen natürlichen Heilkräfte. Zu deren Unterstützung empfahl er insbesondere den Gebrauch von Wasser und Bädern. Objekt der Heilung war nicht die Krankheit selbst, sondern der Organismus in seiner Gesamtheit mit dem Ziel der Stärkung der Lebenskraft. Nach heutiger Sichtweise vertrat er somit den seit 1980er Jahren so genannten salutogenetischen Ansatz.

Die Entwicklung in der universitären Medizin des 19. Jahrhunderts

In den deutschsprachigen Ländern stellte sich die Medizin an den Universitäten seit den 1840er Jahren im Rahmen ihrer zunehmenden Professionalisierung naturwissenschaftlich auf, d.h. die Medizin sollte sich auf erwiesene Tatsachen stützen anstatt sich – wie bisher – in naturphilosophischen Spekulationen ergehen. Diese Entwicklung führte bisweilen dazu, dass die Ärzte die PatientInnen nicht mehr als Menschen wahrnahmen, sondern sie auf ihre Symptome reduzierten (woraus in neuerer Zeit die Diagnosen entstanden). Diese Entwicklung wurde durch die Entstehung der Sprechstundenpraxis verstärkt, wodurch der Arzt das persönliche Umfeld des/r Kranken nicht mehr kennenlernte und daher nicht mehr berücksichtigen konnte. In dieser Zeit waren die häufigsten Krankheiten Infektionen (insbesondere Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten, Cholera und andere Epidemien), Verletzungen (Unfälle, Kriege), Suchterkrankungen (Alkoholismus, Morphinismus) und Gicht (unter der der gesamte rheumatische Formenkreis subsummiert wurde). Die Lebenserwartung war gering, auch wegen der hohen Kindersterblichkeit. Die verfügbaren Arzneimittel waren selten wirksam, dafür hatten sie oft schwere Nebenwirkungen (man denke z. B. an die Quecksilberschmierkur bei der weit verbreiteten Syphilis). Der „therapeutische Nihilismus“ war in der konventionellen Medizin in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts deshalb als grundlegende Einstellung weit verbreitet.

Von der Wasserheilanstalt zur Naturheilanstalt

Diese Konstellation erklärt den Erfolg der Wasserheilanstalten, die in vielen der 39 Länder entstanden, die sich nach den Befreiungskriegen zum Deutschen Bund zusammengeschlossen hatten. In ihnen wurde mehr oder oft auch weniger kompetent eine Kaltwasserbehandlung nach dem außerordentlich erfolgreichen Modell von Vinzenz Prießnitz durchgeführt. Sie wurden zunächst von medizinischen Laien betrieben und vornehmlich durch Gesellschaftskreise aufgesucht, die sich eine oft über Wochen dauernde derartige Kur leisten konnten. Eine weitere Voraussetzung war ein gewisser Bildungsgrad, der es ermöglichte, die Heilkraft des Wassers anzuerkennen und richtig zu nutzen, d.h. vor allem Kleriker, Militärangehörige, Künstler und einen Heilberuf Ausübende, die eine Universität besucht hatten. Die Betreiber wurden, weil die universitäre Medizin Vorurteile gegenüber diesem Verfahren hegte, oft als Kurpfuscher bezeichnet, zudem waren die Genehmigungsverfahren langwierig und oft von der entsprechenden Einstellung des jeweiligen Landesfürsten abhängig. Ab den 1840er Jahren wurden diese Wasserheilanstalten zwar zunehmend von Ärzten geleitetet, die ablehnende Einstellung der damaligen universitären Medizin änderte sich aber kaum. Ab dieser Zeit wurde Wasser zunehmend in jeder möglichen Form und Temperatur angewandt, hinzu kamen Licht, Luft, Sonne und verschiedene Ernährungsformen, z. B. vegetarische Kost. Im Jahr 1838 wurde in Mühlau bei Innsbruck die erste „Natur-Heilanstalt“ gegründet. Um das Jahr 1850 existierten in den Ländern des Deutschen Bundes bereits ca. 60 derartige Anstalten.

Der komplette Artikel erscheint in mehreren Folgen in unseren impulsen.
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An einem Wochenende im Spätherbst kamen VertreterInnen der Naturheilvereine und des Deutschen Naturheilbundes (DNB) zu einem Jahresrückblick und zur Planung zukünftiger Schritte zusammen. Die Veranstaltung begann mit einer herzlichen Begrüßung und der Vorstellung von Andrea Wochele als Nachfolgerin von Roswitha Bürkle.

Rückblick auf ein ereignisreiches Jahr
Im ersten Teil des Treffens berichteten die verschiedenen Naturheilvereine über ihre Veranstaltungen und Herausforderungen. Während einige Vereine, wie der NHV Wannweil und der NHV Esslingen, von großer Beteiligung berichteten, hatten andere mit geringeren Teilnehmerzahlen zu kämpfen. Diskussionen drehten sich um neue Ideen zur besseren Bekanntmachung und um das richtige Format für die Aktionstage. Die Anregung, über den DNB-Newsletter für eine breitere Bewerbung der Veranstaltungen zu nutzen, fand dabei großen Anklang.

Herausforderung: Rückgang der Mitgliederzahlen
Ein Thema des Treffens war der rückläufige Mitgliederstand. Sabine Neff stellte besorgniserregende Zahlen vor: Zum Ende 2024 verzeichnet der Verband eine Vielzahl an Abmeldungen, womit auch die Bezugszahl des Naturarztes sinken wird. Dies führte zu einer intensiven Diskussion über den Mehrwert der Mitgliedschaft, insbesondere für jüngere Generationen. Die Teilnehmenden suchten nach neuen Wegen, um die Naturheilkunde auch für jüngere Zielgruppen attraktiv zu machen.

Neue Wege für die Naturheilkunde: Digitalisierung und Austausch
Um den Herausforderungen zu begegnen, gibt es aktuell schon verschiedene Maßnahmen für das kommende Jahr:
• Social-Media-Schulungen: um die Vereine in den sozialen Medien sichtbarer zu machen.
• Online-Format „Zehn vor halb“: Mit dem bewährten Online-Format mit Kurzvorträgen sollen Themen der Naturheilkunde und Naturheilvereine mehr Aufmerksamkeit erhalten.
• Neue Referenten-Datenbank: Über die Webseite stellt der DNB den Vereinen eine Liste qualifizierter Referenten zur Verfügung und bittet
um Ergänzung.
• Kooperationen und Sponsoring: Der Verband möchte die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Unternehmen ausbauen.

Motto für 2025: „Naturheilkunde – bewährt und zeitgemäß“
In einem gemeinsamen Brainstorming wurde das Motto für das Jahr 2025 festgelegt: „Naturheilkunde – bewährt und zeitgemäß“. Dieses Leitmotiv soll die Brücke schlagen zwischen traditionellen Heilmethoden und modernen Ansprüchen, denen die bewährten Naturheilkundeverfahren absolut gerecht werden. Die individuelle Umsetzung des Mottos vor Ort bleibt den Vereinen überlassen, bietet jedoch die Chance, ein starkes gemeinsames Bild nach außen zu transportieren.

Zur Unterstützung der Vereine sollen künftig noch mehr praktische Angebote bereitgestellt werden. Neben der bereits eingerichteten Referenten-Datenbank wurden Fördermöglichkeiten aufgezeigt, Unterstützung zur Spendenakquise wird bereitgestellt. Zusätzlich wird eine gemeinsame Großveranstaltung im Frühjahr 2025 ins Auge gefasst, die unter Mitwirkung interessierter Vereine organisiert werden soll.

Zum Abschluss betonte DNB-Vize-Präsidentin Ursula Gieringer die Bedeutung des Engagements aller Mitglieder. Das kommende Jahr, das symbolisch als „Jahr der Schlange“ gefeiert wird, soll unter dem Motto des gemeinsamen Voranschreitens und des Durchhaltevermögens
stehen.

Der Naturheilbund und die Naturheilvereine starten somit mit frischen Impulsen und einem klaren Leitbild in das Jahr 2025, um auch künftig die Vielfalt und Stärke der Naturheilkunde zu fördern und zu bewahren.
Sabine Neff , DNB Bundesgeschäftsführerin

Nach 3 Wochenenden, 2 Online-Modulen und intensiver Beschäftigung zu Hause haben alle 8 Teilnehmerinnen die Prüfung beim Naturheilverein Wannweil im Herbst mit Bravour bestanden. Stolz halten die Wegbegleiterinnen Waldbaden ihr Zertifikat in der Hand, das auch vom DNB unterschrieben und anerkannt ist. Alle waren sich einig, dass es sehr wertvoll ist, die Hintergründe des Waldbadens zu erfahren, zu lernen, wie Gruppen erfolgreich begleitet werden und dies in geschütztem Rahmen praktisch üben zu können. So fühlen sich die Teilnehmerinnen gut aufgestellt, um nun als Wegbegleiterinnen Waldbaden tätig zu werden.

Der Naturheilverein Wannweil bietet diese Ausbildung unter der Leitung von Christine Hack auch im Jahr 2025 an. Die Anmeldung läuft und es gibt noch freie Plätze.

Alle Informationen zur Ausbildung mit Videos, Bildern und der Vorstellung der Leiterin finden Sie auf der Homepage des Vereins unter: www.naturheilverein-wannweil.de, Menüpunkt Ausbildung

Gehen auch Sie 2025 neue Wege, werden Sie Wegbegleiter/in Waldbaden, erfahren und erleben Sie, warum Waldbaden mehr ist als nur ein Waldspaziergang.

 

 

Als Höhepunkt der DNB-Reise „Natur & Kultur“ gestaltete sich der Besuch bei Dr. Alexander von Ardenne (geb. 1949). Der Sohn des durch seine Krebsmehrschritt- und Sauerstofftherapien in Naturheilkreisen sehr bekannten Prof. Dr. h.c. mult. Manfred Baron von Ardenne (1907 – 1997) empfing uns im Familienschloss an der Elbhangkante. Sein in Hamburg geborener und bis 1945 in Berlin wirkender Vater, der mit über 600 Patenten als wohl vielseitigster Naturforscher des 20. Jahrhunderts gilt, traf nach zehn Jahren sowjetischer Gefangenschaft 1955 in Dresden ein. Im Nobelviertel Weißer Hirsch baute er sein „Forschungsinstitut Manfred von Ardenne“ auf. Dieses wuchs als größte privatwirtschaftliche Unternehmung des Ostblocks bis 1990 auf rund 500 Mitarbeiter an. Heute prosperiert es unter Verantwortung der Enkel-Generation als internationales High-Tech-Unternehmen mit rund 1000 Mitarbeitern. Dr. rer. nat. Alexander von Ardenne, welcher das komplementärmedizinische Vermächtnis am Ursprungsort mit dem „Von Ardenne Institut für Angewandte Medizinische Forschung GmbH“ weiterführt, vermittelte uns Einblicke in Historie und aktuelle Erkenntnisse des Instituts.

Ein Leben für den Kampf gegen die Geißel Krebs
Seinen Ursprung fand es, als der stets auf große Menschheitsfragen wie Atomforschung, Elektronenmikroskopie, Fernsehentwicklung fokussierte Manfred von Ardenne im 52. Lebensjahr seine Priorität auf die Geißel Krebs verlagerte. Inspiriert durch den von Nobelpreisträger Otto Warburg (1883 – 1970) entdeckten aeroben Gärungsstoffwechsel der Krebszellen sah von Ardenne darin die Grundlage einer universellen Krebstherapie. Die Erkenntnis: Krebsgewebe sind in der Regel saurer als Normalgewebe und etwas wärmeempfindlicher. Fortan entwickelte er mit seinem 80-köpfigen Team eine Ganzkörperhyperthermie, welche die Schädigung von Krebszellen unbekannter Lokalisation (Metastasen) zum Ziel hat, ohne gesunde Zellen zu beeinträchtigen. Diese systematische Krebs-Mehrschritt- Therapie (sKMT) beinhaltet drei Schritte: selektive Übersäuerung der Krebsgewebe durch einen hohen Blutglukosespiegel mittels Glukoseinfusion, extreme Erhöhung der Körperkerntemperatur bis zur Schädigung der Krebszellen (ca. 42,2 Grad C), Atmung von hochkonzentriertem Sauerstoff zur Stabilisierung der Normalgewebe. Obwohl es bei über 1000 Behandlungen von Krebspatienten verschiedenster Tumore im konventionell nicht mehr kontrollierbaren Stadium zum Teil hoffnungsvolle Entwicklungen gab, verwehrte die Schulmedizin Ardennes Methode wie vielen anderen Alternativtherapien die Anerkennung. Dabei konnte sechs Monate nach sKMT-Behandlung bei etwa 2/3 der Behandelten ein Stopp der Progression erreicht werden.

Heilkraft durch künstliche Sonne
Das dafür entwickelte und ständig perfektionierte Gerät IRATHERM® 1000 für die milde (bis 38,5 Grad C) und moderate (bis 40,5 Grad C) Ganzkörperhyperthermie hat heute allerdings einen festen Platz im Behandlungsspektrum verschiedenster Erkrankungen. Mittlerweile sind 250 dieser Geräte in Europa und Asien im Einsatz. Wird doch mit diesen schonend ein künstliches Fieber erzeugt, welches die körpereigenen Heilkräfte anregt. Das Prinzip: Von Wasserfiltern umschlossene Halogenlampen senden nur die hautverträgliche, tiefenwirksame Infrarot-A Wärmestrahlung (ähnlich der Sonne) in den Körper. Dort aktiviert diese Mikrozirkulation und Immunsystem. Dr. von Ardenne informierte über viele Anwendungsgebiete. Zu diesen zählen neben der Wirkungsverstärkung bei Krebstherapien z. B. auch das Fibromyalgiesyndrom, Bluthochdruck, chronische Rückenschmerzen und Entzündungen, Depression sowie rheumatische Erkrankungen. Beeindruckend auch die Effekte der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT), die Manfred von Ardenne 1972 durch eine persönliche Gesundheitskrise mit totaler Erschöpfung entwickelte. Beim Standardprozess, der sich sogar per Heimgerät durchführen lässt, wird 18 Tage lang je zwei Stunden im Sitzen hochkonzentrierter molekularer (nicht ionisierter) Sauerstoff eingeatmet. Die SMT dient sowohl der Prophylaxe als auch bei Erkrankungen wie arteriellen Durchblutungsstörungen, Clusterkopfschmerz, Hörsturz, Stärkung des Immunsystems und onkologischer Nachsorge. Im Alter kann die SMT anhaltend die reduzierte Leistungsfähigkeit auf den Stand eines bis zu zehn Jahre jüngeren Menschen erhöhen. Unvergesslich selbst der Panoramablick über Elbflorenz bis ins Osterzgebirge, den wir von der Terrasse des „von Ardenne-Institutes“ genießen durften.
Dr. Jürgen Helfricht, Reiseleiter der Dresdenreise, Medizinhistoriker u. Prießnitz-Medaillenträger