An einem wunderschönen Samstag im März begrüßten Barbara Ziegler-Schneeberger und Sylvia Schröder viele interessierte Teilnehmer zu einer Knospenwanderung. Beim Wanderparkplatz in Beuren stellten die Expertinnen sieben Bäume und Büsche vor. Sie erzählten von den Mythen und Geschichten, die sich um die Pflanzen ranken und gingen auf die heilsame Wirkung der Pflanzenknospen ein. Wenn die Knospen im Frühjahr durch Sonne und innere Wachstumsimpulse anschwellen, können sie für die Knospentherapie, die Gemmotherapie, gepflückt werden. Barbara Ziegler-Schneeberger betont: „Knospen werden „mit dem Fingerhut“ gesammelt. Man braucht nur ein Gramm Knospen um eine Urtinktur aus medizinischem Alkohol und Glycerin, das Mazerat, herzustellen. Die Knospen solle man nicht von den Baumspitzen pflücken, sondern in der Mitte des Astes. Das Besondere an der Knospe ist, dass sie das Embryonalgewebe der Pflanze ist und damit ihre DNA enthält. In Frankreich und in der Schweiz ist die Gemmotherapie seit Jahrzehnten bekannt und wird als sanfte Heilmethode geschätzt. Die Rosskastanie ist beispielsweise sehr vielseitig und wird als Heilmittel bei Venenproblemen verwendet. Mit dem Knospenauszug lassen sich die Gefäße stärken und die Schleimhäute schützen. Hagebutte, Weißdorn, Eberesche – sind Rosengewächse. Die Hagebuttenknospe ist ein Multitalent und hilft gegen Arthrose, Kopfweh und Migräne, Knochenentkalkung und Bronchitis.  Der Weißdorn wurde schon von Hildegard von Bingen zur Stärkung der Lebenskraft verordnet und schützt das Herz. Die Apfelknospe öffnet mit ihrer Schönheit die Herzen. Sie versöhnt mit der Vergangenheit. Wer sich weiter in die Heilkräfte der Knospen und auch Wildkräuter vertiefen möchte, der ist herzlich eingeladen zum Wildkräuterspaziergang am 23. Juni, ebenfalls in Beuren.

Zum Angebot des Vereines am Sitz der DNB-Bundesgeschäftsstelle im Schloss Bauschlott gehören unter anderem fortlaufende Kursangebote wie Trampolin-Training, Qi Gong und drei Yoga-Kurse. Yoga-Lehrerin Sandra May bietet nun zusätzlich seit März 2023 Yoga für Menschen mit Krebsdiagnose an. Was es damit auf sich hat, erklärt sie im nachstehenden Text.

Yoga und Krebs
Seit 2021 ist Yoga in den deutschen Behandlungsleitlinien verankert und gewinnt als komplementärmedizinisches Verfahren in der Krebstherapie immer mehr an Bedeutung. Warum bringt die ganzheitliche Betrachtung von Körper und Geist in dieser schwierigen Lebensphase so viel? Statistisch gesehen ist laut Robert-Koch-Institut jeder Zweite in seinem Leben von einer Krebserkrankung betroffen. Und keine Frage, es ist eine bedrohliche Erkrankung, auch wenn dank moderner Therapien und integrativer Ansätze die Heilungschancen immer besser werden. Die meisten Menschen überwinden heute ihre Krebserkrankung!

Von der „Ohn-Macht“ zur „OM-Macht“!
Eine Krebsdiagnose macht zunächst im wahrsten Sinne des Wortes “ohn-mächtig”. Zukunftsängste, enge Therapiepläne und die Notwendigkeit, inmitten der größten Verunsicherung, weitreichende Entscheidungen zu treffen, lassen uns zunächst erstarren. Wir fühlen uns fremdgesteuert, haben das Gefühl, die Fäden unseres Lebens nicht mehr selbst in der Hand zu haben. Wir spüren die Nebenwirkungen von Therapien, den Verlust der physischen Kraft, haben das Gefühl, dass sich unsere ganze Welt verändert und wir nichts dagegen tun können. Am liebsten möchten wir wegschauen. Aber gerade jetzt lohnt es sich, ganz genau hinzusehen.

Empowerment: Sorge gut für dich
Angesichts all dieser Schwierigkeiten steht eins an oberster Stelle: gut für sich selbst zu sorgen. Yoga kann der Weg sein, selbst aktiv dazu beizutragen, dass es uns besser geht. Gut für sich selbst zu sorgen, setzt voraus, dass ich weiß, was ich gerade brauche und was mir guttut. Das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Job, Familie und ein prall gefüllter Terminkalender, lassen uns nur wenig Raum zu spüren, was wir gerade wirklich brauchen. Durch Yoga und Meditation lernen wir, die Aufmerksamkeit wieder mehr vom Außen ins Innen zu lenken. Während oder nach einer Krebserkrankung kann dies bedeuten, bewusst wahrzunehmen, wie es mir gerade geht. Wie fühlt sich der Körper heute an? Habe ich viel oder wenig Energie? Habe ich Angst oder Schmerzen? Was brauche ich heute? Der Ansatz in den Yoga und Krebs-Stunden ist dabei stets positiv. Das bedeutet nicht, dass alles gut ist. Es bedeutet, die Situation, den Ist-Zustand, so anzunehmen, wie er gerade ist, mit allem, was da ist.

Und Yoga kann noch mehr:
Eine Vielzahl von Studien konnte zeigen, dass typische Nebenwirkungen der Krebstherapien mit Yoga effektiv gelindert werden können, darunter Lymphödeme, Schmerzen, Neuropathien, Ängste, Depressionssymptome und Schlafstörungen. Die American Cancer Society fasste 2019 eine Reihe von zufälligen Kontrollstudien zusammen. Die Ergebnisse waren verblüffend:
Yoga hat die Lebensqualität der Krebspatienten sowohl während als auch nach den Therapien positiv beeinflusst.

Das Gute
Yoga geht immer. Sogar wenn während der akuten Behandlungsphase keine Asana-Praxis möglich ist, können wir mit energetischen Übungen und sanftem Pranayama das vegetative Nervensystem positiv beeinflussen, neue Kraft schöpfen und unser Prana – die Lebensenergie – wieder zum Fließen bringen. Du bist selbst betroffen oder Angehöriger eines/er Betroffenen und möchtest mehr erfahren oder hast Interesse an einem Yoga und Krebs Kurs, dann findest du weitere Infos hier:
Sandra May, Yoga und Krebs Yogalehrerin
www.yoga-und-krebs-enzkreis.de
www.yoga-und-krebs.de

 

Mal kurz hören, wie andere Mütter es schaffen, einen Kinderarzt zu finden, der naturheilkundlich behandelt. Oder Antwort auf die Frage „Wie ging nochmal gleich der Pulswickel und hat schon jemand Erfahrung damit gemacht?“ bekommen. Von einer neuen „Wunderpflanze“ gelesen und doch erst mal von anderen hören, ob sie wirklich jemandem geholfen hat oder einfach nur viel Geld kostet? Nach langem Suchen endlich die Lösung für ein gesundheitliches Problem gefunden und den Rat gerne weitergeben? Oder einfach mal eine Frage ins Forum stellen, was anderen in einer ähnlichen Situation geholfen hat? Mit all‘ diesen Anliegen seid ihr bei uns richtig! In unserer neuen digitalen Gemeinschaft treffen sich Gleichgesinnte, Interessierte, Suchende, Laien wie Therapeuten, Einzelpersonen und Gruppen oder Vereine. Es ist möglich, die digitale Gemeinschaft beim DNB – unsere neue Homepage ist der Treffpunkt für alle Naturbegeisterten, ob Laien oder Experten. Beiträge zu erstellen und damit Wissen und Informationen weiterzugeben, Diskussionen anzuregen oder in einem Forum ein Thema umfänglich und zur Bereicherung für alle aufzuarbeiten. Sich digital austauschen und persönlich treffen? Auch das ist möglich.

Regionale Gruppen und Vereine nutzen unsere Plattform, um Gleichgesinnte zu erreichen und Veranstaltungen anzukündigen oder zu bewerben. Therapeuten können Rat geben und/oder Termine vor Ort anbieten. Neue Kontakte und Verbindungen entstehen – Networking im besten Sinne! Offen für alle und doch eine geschützte Community, denn die DNB-Webseite wird NICHT von Facebook und Google ausgelesen und grenzt sich klar davon ab. Und es gibt noch einen weiteren großen Unterschied zu anderen großen Online-Communities: Wir sind für euch erreichbar und wir sind persönlich für euch da! Nicht rund um die Uhr, das werden wir nicht schaffen. Doch wann immer möglich, wird ein DNB-Teammitglied live online zugeschalten sein und zur Verfügung stehen. Jede Frage wird zeitnah beantwortet, jeder Kommentar ist wichtig. Ein hohes Ziel? Ja, sicher! Doch das ist „es“ uns wert. Es? Der Mensch. Die Gesundheit mit Hilfe der Natur-Heilkunde. Und heute eben auch mittels Digitaler Medien. Wir laden euch herzlich ein, dabei zu sein!

Sabine Neff, DNB Bundesgeschäftsführerin

Gesundheitsvermittlung im Wandel der Zeiten

Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir fünf Vereine durch Auflösung verloren und der Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort. Dabei liegt es nicht an den Inhalten, die wir vermitteln: Die Naturheilkunde ist hoch aktuell und wichtiger denn je. Und auch das Interesse der Menschen daran ist vorhanden. Aber das „herkömmliche“ Vereinsmodell scheint (an den meisten Orten) nicht mehr zu funktionieren. Diesen Wandel merken nicht nur die Naturheilvereine, anderen Vereinen – gleichgültig ob im Bereich Sport, Musik oder Natur – geht es ebenso. Eine Bindung in Form einer Mitgliedschaft einzugehen, die nur zum nächsten Jahresende kündbar ist und womöglich noch aktive Mitarbeit gewünscht wird, scheint unattraktiv – und erst recht, ein Amt zu bekleiden, indem man auch noch (bei groben Fehlern) privat haftbar ist. So finden ausscheidende Vorstandmitglieder keine Nachfolger. Hinzu kommt, dass die jüngere Generation vorrangig andere Informationsquellen für Fragen zur Gesundheit nutzt als monatlich erscheinende Fachmagazine und einzelne Präsenzveranstaltungen: „Wenn mir jetzt etwas weh tut, will ich jetzt wissen was ich tun kann!“ – Also wird „Doktor google“ um Rat gefragt. – Doch der hat oft millionenfache, unter Umständen vollkommen unterschiedliche Antworten parat und so manches Mal steckt nur ein Produkt dahinter, dass gekauft werden soll. Unser Anspruch ist ein ganz anderer als der dieser Plattformen: Seit nunmehr 134 Jahren ist es das Anliegen des Naturheilbundes und der Naturheilvereine, den Menschen ehrliche, bewährte Gesundheitsinformationen, Therapien und Anleitung zum ‚gesund bleiben‘ oder ‚gesund werden‘ mit Hilfe der Natur zu geben. Das Ziel ist nun kein geringeres, als sich auf die veränderten Bedürfnisse einzustellen und die Menschen über neue Wege -auch digital- zu erreichen und trotzdem so viel menschliche Nähe und direkten Kontakt/Austausch wie möglich zu erhalten. Verbands- und Vereinsstrukturen müssen dem Bedarf der Menschen angepasst werden. Wir machen uns viele Gedanken darüber, wie wir diesen Zeitenwandel gestalten können: So haben wir im Frühjahr 2022 in unserer hybriden Jahrestagung mithilfe einer Moderatorin das Thema „Der Naturheilverein im Wandel der Zeit“ bearbeitet und zusätzlich mittels einer Fragebogen-Aktion alle Vereine nach ihren Erfahrungen, Wünschen und Vorstellungen befragt. Seit gut einem halben Jahr arbeiten wir nun mit Profis in verschiedenen Bereichen zusammen, um eine neue Verbandsstruktur zu entwerfen, von der auch unsere Naturheilvereine und deren Mitglieder profitieren können. Auf der DNB-Jahrestagung im März ist es dann soweit: Wir werden den Delegierten der Naturheilvereine und allen interessierten Mitgliedern unser neues Verbandskonzept anhand eines neuen, digitalen Auftritts vorstellen. Auf diesem werden die registrierten User unter vielen anderen Leistungen ein breites Naturheilwissen und Therapeuten finden, sich in geschützten Foren austauschen können und sehen, was in ihrer Nähe an Veranstaltungen, Vereinsangeboten, Stammtischen präsent ist. Eine Aktualisierung der Serviceleistungen für die Mitglieder der Naturheilvereine steht in diesem Zuge ebenso an. Hierzu erarbeitet eine verbandsinterne Arbeitsgruppe derzeit Vorschläge, die dann der Bundesversammlung im März zur Diskussion vorgelegt werden und anschließend ggfls. ergänzt durch Vorschläge der Delegierten beschlossen werden.
Sabine Neff, DNB Bundesgeschäftsführerin

Warum hat die Naturheilkunde eine günstige Zukunft?

In den letzten 40 Jahren hatte die Naturheilkunde infolge vielfältiger gesundheitspolitischer Einflüsse in Deutschland einen schweren Stand. Die folgenden Ausführungen stellen die Entwicklung aus meiner Sicht und sehr verkürzt dar. Eine exakte historische Aufarbeitung vor allem der letzten zwanzig Jahre wäre sehr wünschenswert.

Die Entwicklung der verschiedenen Säulen der Naturheilkunde in der Bundesrepublik Deutschland

Nach der Teilung Deutschlands 1949 entwickelte sich das Gesundheitswesen der beiden deutschen Staaten sehr unterschiedlich. Die Bundesrepublik Deutschland war ab den 1950er Jahren die Apotheke der Welt, hier hatten damals mehrere große Pharmahersteller ihren Sitz. Der Contergan-Skandal gegen Ende der 1950er Jahre führte im Jahr 1965 zur Verabschiedung des ersten Arzneimittelgesetzes. Diese Gesetze sollen insbesondere dem Patientenschutz dienen und regeln unter anderen die Durchführung von klinischen Studien. Im Vergleich zu anderen Industrienationen wurden diese Gesetze in Bundesrepublik aber erst sehr spät entwickelt. Dadurch konnten hier noch in den 1980er Jahren Arzneimittelprüfungen ohne umfangreiche Auflagen durchgeführt werden, dies war in anderen Ländern längst nicht mehr möglich. Deshalb waren sie auch Schwerpunkt der medizinischen Forschung an den deutschen Universitätskliniken. Naturheilverfahren standen dagegen nicht im Fokus, da sie schon damals schlecht vergütet wurden und zudem Patentierungen kaum möglich waren.

Im Rahmen der zweiten Arzneimittelnovelle von 1976 wurden Phytopharmaka, Homöopathika und Arzneimittel der anthroposophischen Medizin in der Kategorie „Besondere Therapierichtungen“ zusammengefasst. Sie mussten im Gegensatz zu den chemisch definierten Arzneimitteln für ihre Nachzulassung keine Wirksamkeitsbelege in Form von klinischen Studien erbringen. Im Auftrag der deutschen Zulassungsbehörde, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, wurde aber das wissenschaftliche Erkenntnismaterial für die verschiedenen Arzneipflanzen systematisch in Form von Monographien zusammengestellt. Diese Arbeit wurde weltweit zum Vorbild für wissenschaftliche Monographien von Arzneipflanzen, u.a. für die Erstellung der Monographien der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ab 2004. Bis Anfang der 1990er Jahre verloren dagegen alle damals im Markt befindlichen Arzneimittelkombinationen aus chemisch definierten Substanzen und Arzneipflanzenextrakten ihre Zulassung, da sie die Auflage des Nachweises der Wirksamkeit in klinischen Studien nicht erfüllen konnten.

Die Bewegungstherapie stand in den Jahren seit ca. 1960 nicht besonders im Fokus. Gut erinnerlich sind mir Aktionen für die Bevölkerung wie Trimm-Dich-Pfade ab den späten 1970ern, später Laufsport einschließlich Joggen und Marathonlauf. An den Sporthochschulen befasste man sich vor allem mit Leistungssport, in der medizinischen Aus- und Weiterbildung wurde Bewegung als Komponente von Therapiekonzeptionen kaum thematisiert. In den Kurorten und –kliniken standen vor allem passive Verfahren wie Massagen im Fokus.

Immer weiter verschärfte Hygieneauflagen und schlechte Vergütung durch die Gesetzlichen Krankenversicherungen führten dazu, dass in den Akutkliniken die Abteilungen für Physikalische Therapie ab Ende der 1960er Jahre verkleinert oder sogar abgeschafft wurden. Betroffen waren insbesondere die Hydro- und Balneotherapie, die damit nur noch in den zumeist privat geführten Kurkliniken und in den Heilbädern und Kurorten als Heilmittel verwendet wurde und ansonsten der Selbstanwendung vorbehalten war.

Eine gesunde Ernährung spielte noch bis Anfang der 2000er Jahre bei der ärztlichen Aus- und Weiterbildung und im Akutkrankenhaus keine Rolle. Auch danach setzte man eher auf medikamentöse Therapien bei durch Fehl- oder Überernährung bedingten Erkrankungen als auf deren Prävention.(wie ist das heute? Ist (gesunde) Ernährung Lehrfach?)Vielmehr führte die seit den späten 1980er Jahren in den USA propagierte kohlenhydratreiche, fettarme Kost auch zu einem starken Anstieg der Adipositasrate in der deutschen Bevölkerung. Gesetzliche Krankenversicherungen übernahmen in der Regel die Kosten in spezialisierten, u.a. naturheilkundlich orientierten Kur- und Fastenkliniken nur bis 1990, bei der Ernährungsberatung wurden nur Programme im Sinne der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gegenfinanziert.

Die Entwicklung der Ordnungstherapie in dieser Zeit ist in ihrer Komplexizität kaum darstellbar. Noch bis Anfang der 2000er Jahre wurde in Akutkliniken einschließlich der Universitätskliniken nur selten eine psychologische Betreuung angeboten, auch Mind-Body-Medicine und Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder progressive Relaxation, Yoga oder Qigong waren nicht etabliert. Gleichzeitig boomten im Rahmen der New-Age-Bewegung seit Ende der 1960er Jahre esoterische Angebote. Hier sind beispielsweise angeblich speziell aufbereitetes gesundheitsförderndes Trinkwasser, heilende (Halb-)edelsteine, teure pseudopsychologische Wochenendseminare sowie eine vielfältige Ratgeberliteratur zu nennen. Es war die Zeit des positiven Denkens, der Wunderheiler, Gurus und Sekten. Aus heutiger Sicht werden auch viele sozialpsychologische Untersuchungen, die bis Anfang der 2010er Jahre durchgeführt wurden und deren Ergebnisse bei vielen Lifecoaches bis heute populär sind, als wissenschaftlich zumindest umstritten angesehen.

Naturheilkunde in der DDR, Entwicklung des zweiten Gesundheitsmarktes

In der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Abschaffung der Heilpraktiker, die bekanntlich 1939 gesetzlich fixiert worden war, unverändert fortgesetzt. Dagegen wurden die Ärzte für Physiotherapie etabliert, die allerdings nur über ein beschränktes, staatlich vorgegebenes Therapiespektrum verfügten, das sich vorwiegend auf die Physikalische Medizin erstreckte. Dieser Facharzt wurde nach der Wiedervereinigung Deutschlands abgeschafft und 1994 durch den fachlich wesentlich breiter aufgestellten Arzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation ersetzt. Wegen der hohen Kosten der Wiedervereinigung wurden in dieser Zeit auch die gesetzlichen Grundlagen für eine weitreichende Veränderung Deutschlands im Sinne des Neoliberalismus gelegt, u.a. wurde die Privatisierung von vielen Bereichen der Grundversorgung der Bevölkerung einschließlich des Gesundheitswesens ermöglicht. Um Kosten einzusparen, fielen in dieser Zeit deshalb z. B. nahezu alle naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Therapien aus der Erstattungsfähigkeit durch die Gesetzlichen Krankenversicherungen heraus, das Schlusslicht dieser Entwicklung bildeten die Phytopharmaka im Jahr 2004. Das hohe Bedürfnis der Bevölkerung nach diesen nebenwirkungsarmen Therapieverfahren wurde in den sich ab Ende der 1990er Jahre allmählich sich entwickelnden, ökonomisch orientierten zweiten Gesundheitsmarkt, d.h. dem Selbstzahlermarkt, kanalisiert. Daraus resultierte ab den späten 1990er Jahren eine Blüte des Gesundheits- und Wellnesstourismus, wodurch die nach der Reha-Krise von 1996 darniederliegenden Heil- und Kurbäder allmählich wiederbelebt wurden. Hier wurden, oft ohne wahrnehmbare Qualitätssicherung, vor allem passive Verfahren aus der Naturheilkunde und außereuropäischen traditionellen Medizinsystemen, wie z. B. verschiedene Massageverfahren und Bäder ohne Indikationsbezug vermarktet.

Entwicklung des ersten Gesundheitsmarktes

Im von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gegenfinanzierten ersten Gesundheitsmarkt finden sich vor allem diejenigen Diagnostik- und Therapieverfahren, die wegen ihrer Nebenwirkungen ärztlich verordnet werden müssen. Wirksamkeitsbelege im Sinne der evidenzbasierten Medizin haben bei dieser Zuordnung in den 1990er Jahren kaum eine Rolle gespielt. Dieses in dieser Zeit ursprünglich ausschließlich für die Bewertung der Wirksamkeit von chemisch definierten Pharmaka entwickelte Konzept wurde zunehmend auch auf die nicht medikamentösen Verfahren ausgedehnt. In der Hoffnung, dass dieser personalintensive Bereich auf die Dauer durch Medizinprodukte ersetzt werden könnte, wurde deren Entwicklung mit öffentlichen Fördermitteln ab Mitte der 1990er Jahre stark unterstützt. Infolgedessen entwickelte sich Deutschland zu einer in der Medizinproduktentwicklung führenden Nationen weltweit, zumal zunächst keine kostenintensiven klinischen Prüfungen, ja nicht einmal Registrierungen im Sinne des Patientenschutzes vorgeschrieben waren. Erst ab dem Problem der geplatzten Brustimplantate von 2013 wurden allmählich den Arzneimittelprüfungen angepasste Prüfungen für Medizinprodukte sowie Register z. B. für Endoprothesen in Deutschland entwickelt.

Im Bereich der Rehabilitationsmedizin, in der traditionell viele naturheilkundliche Verfahren angewendet wurden, wurden von der Deutschen Rentenversicherung ab 2004 Rehabilitationsrichtlinien eingeführt. Die Ableistung der übrigens bis heute wenig evidenzbasierten Behandlungsmodule, vor allem in ihrer jeweiligen Kombination, ist bei jeder Erkrankung genau vorgeschrieben, bei Nichteinhaltung wird die Fallpauschale nicht gezahlt. Naturheilkundliche und komplementärmedizinische Therapieverfahren werden in diesen Richtlinien bisher nahezu nicht berücksichtigt, auch wenn sie bei bestimmten Erkrankungen in den medizinischen Leitlinien inzwischen empfohlen werden.

Außereuropäische Verfahren und andere Konkurrenten

Ab den 1980er Jahren nahm die Bedeutung traditioneller außereuropäischer Verfahren für die Therapie von Krankheiten außerhalb der etablierten Medizin immer mehr zu. Diese Verfahren drangen teilweise auch bis in die medizinische Forschung vor, wobei die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) infolge der massiven finanziellen Unterstützung durch die Volksrepublik China (VR) weltweit zum Wegbereiter wurde. In den 1990er Jahren wurde deshalb in den USA eine Abteilung des National Health Institute (NIH) geschaffen, die sich nur mit traditionellen und komplementären Verfahren befasste, Forschungsgelder vergab und für die flächendeckende Einrichtung von entsprechenden Lehrstühlen an den Universitäten sorgte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte sehr bald dieses Vorgehen in Strategievorschlägen hinsichtlich der Etablierung von traditionellen und komplementären Therapieverfahren in ihren Mitgliedsländern weiter. Leider gehören bis jetzt die meisten Mitgliedsländer der EU einschließlich Deutschlands bei der Umsetzung dieser Vorschläge zu weltweiten Schlusslichtern.

Infolge der finanziellen Förderung durch die VR von z. B. Forschungsprojekten u.a. in Deutschland und Einladungen deutscher Medizinstudierender nach China wurden auch in Deutschland insbesondere die Verfahren der TCM populär. Das damit von der VR im Hintergrund verfolgte Ziel, im lukrativen europäischen Arzneimittelmarkt mit chinesischen Pharmaka Fuß zu fassen, war damals nur einem kleinen Personenkreis bekannt. Die entsprechend der ärztlichen Approbationsordnung von mir in Rostock ab 2003 organisierte Pflichtvorlesung zum Querschnittsbereich 12 (Rehabilitation, physikalische Therapie, Naturheilverfahren) war zunächst sehr schwach besucht, es gab sogar Beschwerden der Studierenden, dass Verfahren der TCM nicht berücksichtigt wurden. Dies hat sich jedoch im Verlauf der Jahre mit zunehmender Aufklärung der Studierenden über die Hintergründe der TCM stark geändert. Dafür positionieren sich als Konkurrenz zu den Naturheilverfahren seit etlichen Jahren vor allem in den östlichen Bundesländern immer mehr die Vertreter der Manuellen Medizin, die sich anfänglich aus den Ärzten für Physiotherapie rekrutierten. Nachdem bei den zunächst im Vordergrund stehenden finanziell lukrativen chirotherapeutischen Eingriffen deren erhebliche Nebenwirkungen publik wurden, wurden im Laufe der Jahre neben einer immer aufwändigeren Diagnostik gleichzeitig etliche komplementärmedizinische Verfahren wie z. B. Osteopathie, Kraniosakraltherapie, Schröpfen, Neuraltherapie und Akupunktur/Akupressur angewendet, um die Wirkung der manuellen Behandlung zu verstärken. Insbesondere selbstzahlende Schmerzpatienten werden damit versorgt, die Belege für eine insbesondere nachhaltige Wirksamkeit sind allerdings bisher mehr als dürftig.

Evidenzbasierung und Leitlinien

Die Umsetzung von Wissenschaftstheorien und die Schulung von medizinischem Personal in den Grundlagen der Statistik hat zu einer rasanten Entwicklung der evidenzbasierten Medizin seit den 1990er Jahren geführt. Dies ermöglichte zunehmend den Ersatz von Lehrmeinungen durch wissenschaftlich absicherte medizinische Leitlinien. Diese enthalten zwar noch immer viele lediglich empirisch gestützte Empfehlungen, dies wird aber kenntlich gemacht, wodurch Forschungsdefizite systematisch identifiziert werden. Da zu den Naturheilverfahren wegen fehlender entsprechender Lehrstühle und Forschungsfinanzierung in der Regel allenfalls ältere klinische Studien existierten, die aber nicht mehr den neueren Prüfstandards entsprachen und auch in der Regel nicht in international zugänglichen Zeitschriften publiziert worden waren, kam in Deutschland das sich bis heute hartnäckig haltende falsche Gerücht auf, dass die Wirksamkeit von Naturheilverfahren nicht belegt und sie deshalb unwirksam seien. Wegen der durch internationale Forschungsaktivitäten verbesserten Evidenzlage wurden jedoch 2013 die Gesellschaft für Phytotherapie und 2018 die Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde in die Arbeitsgemeinschaft der Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) aufgenommen. Seither können Vertreter beider Fachgesellschaften qualifizierte Empfehlungen von naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Therapieverfahren in geeigneten Leitlinien positionieren. Da inzwischen auch PatientInnen an der Leitlinienentwicklung beteiligt sind, nimmt deren Patientenorientierung in den letzten Jahren zu. Es werden zudem leicht verständliche Leitlinien entwickelt, um PatientInnen eine rasche, wissenschaftlich abgesicherte Übersicht zur Entstehung, Diagnostik und Therapie ihrer Erkrankung zu ermöglichen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses kostenlose Informationsangebot eine zunehmende Verbreitung in der Bevölkerung erfährt. Derzeit sind entsprechende Apps in Entwicklung, um den Zugriff für PatientInnen noch weiter zu erleichtern.

Aktueller Stand

Gegenwärtig stehen alle Säulen der Naturheilkunde wieder im Fokus des öffentlichen Interesses. Bei der Ernährung gibt es im Bereich Fasten und verschiedenen Ernährungsformen (vegetarisch, vegan, FODMAP etc.) international erhebliches Forschungsaktivitäten, zugleich scheinen die vielen Aufklärungskampagnen hinsichtlich der berechtigten Bedenken bei Qualität, Wirkung und Unbedenklichkeit von Nahrungsergänzungsmitteln bei der Bevölkerung allmählich erfolgreich zu sein. Zur Bewegung wurden in den letzten Jahren sehr viele, zumeist aber wissenschaftlich nicht abgesicherte Apps entwickelt, auch für den Einsatz bei verschiedenen Erkrankungen. Sie sind ohne fachkompetente Begleitung aber wenig brauchbar, der Mangel an geschultem Fachpersonal kann damit nicht ausgeglichen werden. In der Phytotherapie sind aufgrund der weltweiten Forschungsaktivität inzwischen viele klinische Studien durchgeführt worden, diese Belege für ihre Wirksamkeit können über die Patientenleitlinien von der Bevölkerung leicht aufgefunden werden, wodurch Phytotherapie gegenüber kaum oder nicht wissenschaftlich nicht abgesicherten substanzgebundenen Therapien wieder vermehrt Fuß fassen wird. Hydrotherapie und Balneotherapie dürften aktuell aufgrund der Klimakrise und der zunehmenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Wärme- und Kälterezeptoren eine Renaissance erleben, sie können nämlich, wenn sie richtig angewendet werden, weit mehr als nur Elemente von  Wellnesskonzeptionen sein. Schließlich gibt es im Bereich der Entspannungsverfahren sehr viele gut abgesicherte positive Erkenntnisse, insgesamt ist die Mind-Body-Medicine inzwischen sehr vielfältig aufgestellt, so dass esoterische Anteile verzichtbar sind.

Digitalisierung und Naturheilvereine als Chance der Naturheilkunde

Die Zeit für die digitale Vermittlung von gut abgesicherten naturheilkundlichen Inhalten ist längst da. Im Esoterikmilieu wurden die entsprechenden Chancen unter dem Gesichtspunkt der Vermarktung schon lange genutzt. So werben z. B. InfluencerInnen, die mit großer Ausdauer gegen die moderne Medizin wettern und Verschwörungstheorien verbreiten, gleichzeitig am laufenden Band für Nahrungsergänzungsmittel, obwohl bei diesen in der EU alle Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten beziehen, verboten sind. Die konkrete Anwendung von wissenschaftlich fundierten naturheilkundlichen Verfahren zur Steigerung des Wohlbefindens kann digital leicht verbreitet werden, hinsichtlich ihres Nutzens für den Einzelnen ist das den üblichen Wohlfühlvideos auf jeden Fall haushoch überlegen. Esoterische Vermenschlichungen von Naturkatastrophen wie z. B. die Erklärung von Hochwasserereignissen als Blockade weiblicher Energien, die zu Wasserstau führt, kommen zwar dem weitverbreiteten Bedürfnis nach einfachen und bequemen Erklärungs- und Bewältigungsmodellen in den gegenwärtigen vielfältigen Krisen entgegen, bieten aber bekanntlich keine reale Hilfestellung. Dagegen kann die expertengestützte Anwendung von Naturheilverfahren, die gezielt durch kreative, leicht zugängliche digitale Botschaften und Ratschläge unterstützt wird, vielfältig insbesondere bei leichteren gesundheitlichen Problemen helfen. Gerade Naturheilvereine sind hervorragend geeignet, der in den letzten Jahren zunehmenden Vereinsamung der Menschen reale Kontakte entgegenzusetzen. Zugleich können die dort organisierten Gesundheits- und Lebensstilexperten den für den Normalbürger undurchdringlichen Dschungel an digitalen Informationen gezielt vorab lichten und dadurch eine große Hilfestellung bieten. Wir müssen jetzt alle aus unseren Pseudokomfortzonen ausbrechen und eigene Initiative zeigen, wenn wir die derzeitigen und noch kommenden Probleme gut bewältigen wollen. Die individuelle bzw. gemeinsame Anwendung von fundierten naturheilkundlichen Verfahren kann uns dabei sehr helfen.

Prof. Dr. Karin Kraft, Vizepräsidentin DNB

Wassereinlagerungen im Gewebe: was tun?

Wassereinlagerungen im Gewebe werden als Ödeme bezeichnet. Die Ursachen können unterschiedlich sein. Viele Frauen kennen das Problem der verstärkten Wassereinlagerungen aus bestimmten Zyklusphasen bzw. der Schwangerschaft. Die medizinischen Bezeichnungen verraten etwas über die Ursache des Ödems: Lymphödem, Lipödem, Hungerödem, Herzödem. Auch nach Verletzungen, Operationen, Insektenstichen und allergischen Reaktionen treten Schwellungen auf. Hier wird von entzündlichen bzw. posttraumatischen Ödemen gesprochen.

 Wie kommt es zu einem Ödem?

Im Idealfall besteht ein Gleichgewicht: Über die Venen und die Lymphgefäße wird genauso viel Flüssigkeit abtransportiert, wie aus dem Blut ins Gewebe gelangt, um es mit Signal- und Nährstoffen zu versorgen. Viele Faktoren sind an der Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichtes beteiligt: Herz, Leber, Nieren, Venen, Lymphgefäßsystem und die hormonelle Regulation. Ist einer dieser Faktoren gestört, kann möglicherweise nicht genügend Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportiert werden.

Bei Verletzungen und Entzündungen dagegen gelangt sehr viel Flüssigkeit ins Gewebe, sodass der Abtransport vorübergehend überfordert ist. Die Folge in beiden Fällen: Es entsteht eine Schwellung – ein Ödem.

Behandlung: Welche Rolle spielen die Eiweiße?

Die Therapie muss sich nach den Ursachen richten. Werden diese nicht beachtet, kann sie mehr schaden als nutzen. Als entscheidend für die Behandlung hat sich der Eiweißgehalt des Ödems erwiesen.

Eiweiße haben die Eigenschaft, Flüssigkeit zu ziehen und zu binden: Dort wo viel Eiweiß ist, wird auch viel Flüssigkeit hingezogen. Das richtige Verhältnis der Eiweißmenge im Blut zu der im Gewebe ist demnach entscheidend für eine ausgeglichene Flüssigkeitsverteilung

Eiweiße spielen eine wichtige Rolle bei Entzündungen: Entzündungsbotenstoffe in Form von Eiweißen werden vom Körper an den Ort des Geschehens gesendet. Wenn aufgrund einer Entzündung viele Eiweiße im Gewebe sind, diffundiert viel mehr Wasser aus den Blutgefäßen ins Gewebe. So entsteht ein entzündliches Ödem. Ist durch eine Verletzung oder Entzündung der Lymphabfluss beeinträchtigt, handelt es sich um ein Lymphödem.

Wenn man jetzt durch Anregung der Harnbildung einfach nur das Wasser aus dem Gewebe ziehen würde, könnte das kontraproduktiv sein, weil die Eiweiße immer wieder Wasser nachziehen. Möglicherweise würde man so das Problem sogar verschärfen. Bei solchen eiweißreichen Ödemen muss die Therapie darauf ausgerichtet sein, den Lymphabfluss zu unterstützen, damit nicht nur das Wasser, sondern auch die Eiweiße abtransportiert werden. Dafür gibt es beispielsweise die Manuelle Lymphdrainage und die Kompressionstherapie. Auch naturheilkundliche Lymphmittel können hier unterstützend wirksam sein.

Ganz anders sieht die Therapie aus, wenn es sich um eiweißarme Ödeme handelt. Bei eiweißarmen Ödemen sind Diuretika – volkstümlich häufig als Wassertabletten bezeichnet -das Mittel der Wahl.

Was sind Diuretika?

Diuretika sind Arzneimittel, die die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren anregen. Sie sorgen dafür, dass die Gewebeflüssigkeit besser ausgeschwemmt und mit dem Urin ausgeschieden wird. Solche Diuretika werden insbesondere bei so genannten Herzödemen verschrieben. Diese entstehen, wenn die Herzkraft nicht reicht, die Flüssigkeit gegen die Erdanziehungskraft zurück zum Herzen zu transportieren. Auch bei anderen eiweißarmen Ödemen sind harntreibende Mittel sinnvoll. Dazu gehören Ödeme, die entstanden sind durch Erkrankungen von Leber, Nieren oder Venen, durch hormonelle Schwankungen (zyklusabhängig) oder Nebenwirkungen von Medikamenten.

Was bietet die Naturmedizin?

Neben den verschreibungspflichtigen Diuretika gibt es auch Pflanzen, die die Wasserausscheidung anregen. Dazu gehört die Dornige Hauhechel (Ononis spinosa). Sie ist beispielsweise ein wesentlicher Wirkstoff des homöopathischen Komplexmittels Pascodem. Dieses Mittel kann man verwenden, um bei Wasseransammlungen im Gewebe sanft zu unterstützen.

 Wassereinlagerungen – was können Sie selbst tun?

Egal, ob es sich um eiweißreiche oder eiweißarme Ödeme handelt: Das können Sie selbst tun:

  • Bewegen Sie sich so viel wie möglich. Vermeiden Sie dabei aber Überlastung. Am besten ist Schwimmen.
  • Nutzen Sie jede Gelegenheit für Bein-Gymnastik, um die Blutzirkulation anzuregen. Tipp: ständiger Wechsel vom Fersen- zum Zehenstand – auch im Sitzen.
  • Lagern Sie die betroffenen Gliedmaßen oft hoch, um den Rückstrom zum Herzen zu unterstützen.
  • Vermeiden Sie einschnürende Kleidung und minimieren Sie die Verletzungsgefahr an den betroffenen Gliedmaßen.
  • Nutzen Sie die Möglichkeiten der Kompression richtig. Lassen Sie sich dazu von Fachleuten in Apotheke oder Sanitätshaus beraten: Kompressionsstrümpfe müssen exakt sitzen, um nicht mehr zu schaden als zu nutzen.

Bärbel Tschech ist Diplom-Biologin bei Pascoe Naturmedizin

am 18./19. März in Pforzheim-Hohenwart

Das Hohenwart Forum ist bestimmt noch in guter Erinnerung bei allen, die bei unserem großartigen 125jährigen Jubiläum 2014 dabei waren: Damals lockten die Vorträge, Workshops und rund 80 Aussteller mehrere tausend BesucherInnen in das idyllisch am Waldrand gelegene Tagungszentrum in einem kleinen Höhenort bei Pforzheim. Es war abzusehen, dass es uns wieder einmal ins Hohenwart Forum zieht. Und nach zeitlicher Verzögerung ist es nun soweit!

EINLADUNG ZUR BUNDESVERSAMMLUNG AM SAMSTAG
Wir beginnen nach dem Mittagessen mit unserer Bundesversammlung. Hier stehen für die Gremien und Delegierten der Vereine, sowie für interessierte Direktmitglieder, wichtige Entscheidungen und Informationen auf der Tagesordnung: Spannend wird die Wahl von Vorstand und Präsidium, die aktuellen Entwicklungen beim Verband und den Naturheilvereinen. Nach dem Abendessen
kann der Tag mit einem musikalischen Abendprogramm in geselliger, lockerer Runde ausklingen.

SONNTAG – DER TAG DER VORTRÄGE UND DES WISSENSAUSTAUSCHES
Wir starten mit dem neuen Herzstück des Verbandes in den Tag: Am Sonntagmorgen wird Justus Kindermann von der gleichnamigen Werbeagentur, den neuen Internetauftritt des Verbandes vorstellen, der weit mehr als eine Webseite im
herkömmlichen Sinne sein wird: Eine Plattform, gefüllt mit Leben, Wissen und Austausch! Im weiteren Verlauf des
Tages erwarten unsere TeilnehmerInnen spannende Vorträge und der Austausch mit dem Wissenschaftlichen Beirat, sowie
ausreichend Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns auf viele TeilnehmerInnen! Seien Sie dabei! Das Tagungszentrum Hohenwart bietet den idealen Tagungsrahmen, Übernachtungsmöglichkeiten und gutes Essen. Nähere Informationen und Anmeldeunterlagen bitte in der DNB-Bundesgeschäftsstelle anfordern bei Alexandra Göhricke, Tel. 07237/4848799 oder per Mail goehricke@naturheilbund.de

Sabine Neff, Bundesgeschäftsführerin DNB

Naturheilkunde zu vertreten ist nicht immer einfach, das wissen die Meisten unserer Aktiven und Mitglieder der Naturheilvereine aus eigener Erfahrung. Deshalb möchten wir die Emeritierung unserer 2. Vize-Präsidentin Prof. Karin Kraft nach 20 Jahren Stiftungsprofessur für Naturheilkunde an der Universitätsmedizin Rostock zum Anlass nehmen, einen kurzen Rückblick auf ihr Wirken, insbesondere im Bereich der Naturheilkunde, zu geben und unseren tiefen Dank auszusprechen. Prof. Karin Kraft hat es geschafft, im Laufe ihrer Tätigkeit „die Naturheilkunde auf ein neues Niveau zu bringen“, wie es Prof. Dr. Emil Reisinger, Dekan der Medizinischen Fakultät Rostock, zu Beginn des Symposiums anlässlich der Emeritierung Anfang Dezember 2022 auf den Punkt brachte. Doch zurück zum Anfang: Nach dem Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn promovierte Karin Kraft im Alter von 28 Jahren. Es folgten Stipendien der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn und Heidelberg und nach der Weiterbildung an der Bonner Universitätspoliklinik schließlich 1989 die Anerkennung als Fachärztin für Innere Medizin. Die Naturheilkunde findet man in Prof. Krafts Lebenslauf erstmalig als Zusatzweiterbildung im Jahre 1991. An dieser Stelle eine nette Anekdote, die Prof. Kraft den Anwesenden der Emeritierungsfeier preisgab: In einer Pharmakologievorlesung von 1976 sagte ein Professor zur Wirkung von Arzneimitteln: „Jedes Arzneimittel enthält einen bestimmten chemischen Stoff X, der eine bestimmte Wirkung Y bei einer Krankheit hat.“ Auf Karin Krafts Frage, wie es sich dann wohl bei den Arzneipflanzen verhalte: „Mehrere Stoffe – mehrere Wirkungen?“ war die lapidare Antwort des Professors „Ach, vergessen Sie das einfach, pflanzliche Medikamente sind unwirksam.“ Dieses Dogma hat bei der jungen Medizinstudierenden genau das Gegenteil bewirkt, sie hat sich das bis heute gemerkt. Prof. Kraft leitete dann von 1992 bis 2002 (u.a. Tätigkeiten) als Oberärztin eine Ambulanz für Naturheilverfahren an der Universitätspoliklinik in Bonn; führte Kurse zur Erlangung der Zusatzausbildung Naturheilverfahren an der Landesärztekammer
Rheinland-Pfalz durch (1996-2002); erwarb die Zusatzbezeichnungen Physikalische Therapie und Balneotherapie und baute eine Abteilung für Naturheilverfahren an der Rehabilitationsklinik »Moorbad « in Bad Doberan auf. Schließlich erfolgte 2002 ihre Berufung auf den Lehrstuhl Naturheilkunde an der Universität Rostock, den die rührige Medizinerin bis Dezember 2022 innehatte.
Dazu kommen zahlreiche Tätigkeiten in verschiedenen Gremien und Institutionen, hier nur eine kleine Auswahl: Seit 1995 Mitarbeit in der wichtigen Kommission E (Sachverständigenkommission, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bei der Zulassung von pflanzlichen Arzneimitteln berät), seit 2010 Vorsitzende der Gesellschaft für Phytotherapie (GPT)und Vizepräsidentin in der Deutschen Gesellschaft für Naturheilkunde (wissenschaftliche Fachgesellschaft für Naturheilkunde). Bereits seit 2011 ist Karin Kraft bei uns, dem Naturheilbund, als 2. Vizepräsidentin tätig und noch länger im Wissenschaftlichen Beirat des DNB. 2011 verlieh ihr der Deutsche Naturheilbund die Prießnitz-Ehrenmedaille. Heilwälder – auch ein Herzensanliegen von Prof. Kraft Auch beim Thema „Wald und Gesundheit“ ist Prof. Kraft eine der ersten und führenden Expertinnen, die diese – in Fernost schon lang vor uns wissenschaftlich erforschte und angewandte Heilmethode – bei uns wieder etablierte, nachdem sie schon vor dem ersten Weltkrieg in der Schweiz und im Deutschen Kaiserreich von in der Naturheilkunde Tätigen angewendet wurde. Ab 2012 entwickelte Prof. Kraft in Zusammenarbeit mit dem Bäderverband Mecklenburg-Vorpommern auf der Basis der „Kur- und Heilwald-Verordnung“ von MV in drei Projekten die Zertifizierungskriterien für Kur- und Heilwälder. In diesen besonderen Wäldern werden die Schonfaktoren des Waldes, die ja ständig einwirken, mit aktivierenden Therapieverfahren verbunden. In 2017 wurde in Heringsdorf auf Usedom offiziell der erste europäische Kur- und Heilwald eröffnet (mit dabei unsere Vize-Präsidentinnen Prof. Karin Kraft u. Ursula Gieringer). Aktuell sind mittlerweile 10 solcher Kur- und Heilwälder in Deutschland ausgewiesen. Unermütlicher Einsatz für den Laienverband Deutscher Naturheilbund. Der Naturheilbund schätzt sich sehr glücklich, eine so erfahrene, kämpferische und gleichzeitig einfühlsame, Großes bewirkende und doch am Kleinen interessierte Persönlichkeit in seinen Gremien zu haben – Prof. Karin Kraft war und ist für unsere Laienorganisation ein Fels in der Brandung in den Turbulenzen der letzten Jahre. Trotz immenser anderer Aufgaben, Herausforderungen und Angeboten findet sie zuverlässig Zeit, uns mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Trotz Anfragen renommierter medizinischer Fachzeitschriften und internationaler Presse wie dem „National Geographic“ ist sie sich nicht zu schade, für unseren Verbandseinhefter zu schreiben, die DNB-Ratgeber zu überarbeiten oder unser Jubiläumsbuch „Heilung durch Wasser“ durchzuarbeiten und das Vorwort zu verfassen. Im vergangenen Herbst machte Prof. Kraft sich mit einer DNB-Delegation auf die lange Reise nach Tschechien an den Ursprung des Naturheilbundes, um das Jubiläum „200 Jahre Kaltwassertherapie nach Vincenz Prießnitz“ zu begehen. Eigens dafür arbeitete unsere wichtige Vertreterin der Naturheilkunde den äußerst spannenden Vortrag „Von Vincenz Priessnitz zum Nobelpreis für die Charakterisierung des Kälterezeptors“ aus – den wir übrigens auf unserer DNB-Jahrestagung im März 2023 hören werden.

Unserer Vize-Präsidentin war und ist es schon immer wichtig, den Kontakt zur Basis, zu uns, den naturheilkundlich interessierten Laien, zu halten, zu hören und uns zu fragen, was wir brauchen und wo wir stehen. Es gibt nicht viele Menschen, die die Karriereleiter so hoch gestiegen sind und trotzdem mit beiden Füßen auf der Erde stehen! Dafür benötigt es Größe. Und Liebe zu den Menschen und der (Natur)heilkunde. Dafür möchten wir unseren tiefen Dank aussprechen! Wir wünschen Prof. Karin Kraft Gesundheit und weiterhin viel Erfolg an ihren vielen Fronten und uns – dass sie uns noch lange erhalten bleibt!
Sabine Neff, Bundesgeschäftsführerin DNB