Text: Sabine Neff , Bundesgeschäftsführerin DNB

Fotos: ©DNB Bundesgeschäftsstelle

Als immens wichtige Investition in die Zukunft der Naturheilkunde sieht der Deutsche Naturheilbund sein Projekt des historischen Archivs rund um verborgene Schätze der Naturheilkunde, denn:

Nur wer seine Wurzeln kennt,
kann wachsen

Ob Fachartikel berühmter Pioniere der Naturheilkunde zu Krankheiten und Behandlungsmethoden, Zahlen und Fakten im Wandel der Zeiten oder beeindruckende Fotografien, Bilder: Zahlreiche Aufsätze aus dem 19. / 20. Jahrhundert und davor schlummern noch in alten Büchern und drohen in Vergessenheit zu geraten.
Das möchte der Deutsche Naturheilbund eV verhindern und hat deshalb in Zusammenarbeit mit der KRAMSKI-Stiftung in diesem Frühjahr ein Projekt gestartet. Ziel ist kein Geringeres, als die Bewahrung der Geschichte und Tradition der Naturheilkunde und diese mit Hilfe der modernen Technik nach Digitalisierung allen Interessierten zugänglich zu machen.
Dies erfordert natürlich einen immensen Einsatz, sowohl an Personalkapazität, technischen Voraussetzungen und fachlicher Begleitung.

Doch der Anfang ist getan:

Fachwissen und Fleiß in Form von
„Manpower“

Im April 2020 hat die eigens dafür eingestellte Medienfachangestellte Tatjana Ford mit der Sichtung der Bestände begonnen. Außer ihren Erfahrungen an einer Hochschulbibliothek und sehr guten Englisch-Kenntnissen bringt die junge Frau Fleiß und Begeisterung für die neue Aufgabe mit, ist also eine Idealbesetzung für uns. Für Fragen rund um Medizinhistorie – und insbesondere Vinzenz Prießnitz konnte der Medizinhistoriker/Journalist Dr. Jürgen Helfricht gewonnen werden. Helfricht schrieb 2006 als Dissertationsarbeit eine Abhandlung zu Vinzenz Prießnitz und der Rezeption seiner Hydrotherapie – diese Abhandlung stellt mit 380 Seiten in heutiger Zeit die umfangreichste publizierte Wissenssammlung zum Wirken des schlesischen Wasserheilers dar.

Für diese Arbeit verlieh der Deutsche Naturheilbund dem Journalisten 2014 die Prießnitz-Medaille. Seitdem erscheinen im „Naturarzt“ in loser Folge immer wieder Fachartikel zu ausgewählten Naturheilkunde- Pionieren, z.B. zu Bilz und Kneipp.
Helfricht ist also zweifelsfrei ein absoluter Kenner der Historie und auch für neue gemeinsame Projekte offen.

Im ehemaligen Wohnzimmer der Familie Robert Bosch erhielt Tatjana Ford Insider-Tipps zur Umsetzung des Archiv-Projekts

Austausch mit der Robert-Bosch-Stiftung:
Strukturen von den Besten lernen

Wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Strukturierung des Archivs brachte ein Besuch beim „Institut für Geschichte der Medizin (IGM)“ der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart. Als bislang einziges außeruniversitäres medizinhistorisches Institut liegt hier seit 40 Jahren der Forschungsschwerpunkt insbesondere auf der Sozialgeschichte der Medizin und der Geschichte der Homöopathie.

Institutsleiterin Dr. Marion Baschin und ihre Mitarbeiterinnen nahmen sich beim Besuch von DNB-Bundesgeschäftsführerin Sabine Neff und Archiv-Sachbearbeiterin Tatjana Ford viel Zeit und beantworteten ausführlich spezifische Fragen z.B. zur Bereitstellung der Medien mittels Online- Recherchekatalogen (WebOpac), zum Datenschutz, Urheberrecht und gaben Tipps für die fachgerechte Aufbewahrung und Lagerung der Objekte. Da die Schwerpunkte des IGM insbesondere auf der Sozialgeschichte der Medizin und der Geschichte der Homöopathie liegen und sich der Deutsche Naturheilbund wiederum überwiegend mit der traditionellen Naturheilkunde und Hydrotherapie beschäftigt, ist ein weiterer Austausch für beide Seiten interessant und man möchte in Kontakt bleiben.

Ohne Technik geht es nicht: Anschaffung
eines Universitäts-Buchscanners

Um den Archivbestand elektronisch/digital professionell zu erfassen, wurde ein hochauflösender Funktionsscanner erworben, wie ihn Universitäten für ihre Bibliotheken verwenden. Die moderne Technologie mit Flächensensor ermöglicht den schonenden und werterhaltenden Umgang mit den Archivarien und bietet gleichzeitig eine Fülle an technischen Möglichkeiten, z. B. eine 3-D-Analyse mit Wort- und Seitenerkennung.

Fachliche Einweisung durch Profi s in die Technik des Buchscanners gehört dazu.

Ausrichtung des Archivs

Im Bestand des Naturheilbundes befinden sich überwiegend Schriften und Dokumente ab dem 19. Jahrhundert, die nun digital
erfasst werden. Damit wird zunächst sichergestellt, dass die wertvollen Inhalte erhalten bleiben, auch wenn sich die Dokumente altersbedingt auflösen. Im nächsten Schritt soll das alte naturheilkundliche Wissen in einer Art online-Bibliothekskatalog allen Interessierten zur individuellen
Recherche zur Verfügung gestellt werden.

Im Laufe der Zeit sollen ein umfangreiches Archiv und eine Bibliothek zur Geschichte der Naturheilkunde entstehen. Deshalb
ist der Naturheilbund sehr interessiert an weiteren Schriften, Dokumenten und Objekten, sei es als Leihgabe oder als Dauergabe für das Archiv (s. Kasten).


Antiquariat gesucht für den Aufbau eines Naturheilkunde-Archivs

Sie besitzen historische Schriften, Dokumente oder Objekte aus dem Bereich der Naturheilkunde und
traditionellen mitteleuropäischen Medizin? Und Sie möchten diese für künftige Generationen erhalten?
Wir sorgen für eine fachgerechte Aufbewahrung und sichern die Inhalte als digitale Formate. Das Wissen bleibt so erhalten und wird für Interessierte zugänglich. Auch Leihgaben sind willkommen.
Bitte wenden Sie sich für weitere Informationen an die DNB-Bundesgeschäftsstelle, Frau Tatjana Ford,
Tel. 07237/4848799 oder per mail an ford@naturheilbund.de

Wie lässt sich mit Pressearbeit das Image der Naturheilkunde verbessern? Dazu veranstaltete der DNB im September einen Round Table. Die Ergebnisse: Ausbaufähig

Von NORA LAUBSTEIN, Illustration: creativ collection

Als deutsches Mitglied der Association for Natural Medicine in Europe – ANME e.V. hat sich der Deutsche Naturheilbund zum Ziel gesetzt, deren zweistufiges Arbeitspapier „Arbeit mit den Medien“ auf nationaler Ebene in Deutschland umzusetzen. Die Einberufung eines Runden Tisches im September im Schloss Bauschlott sollte ein erster Schritt dazu sein.

Von den fünfundvierzig eingeladenen, bundesweit agierenden Verbänden aus den Bereichen „Patienten“, „Heilberufe“ und „Fachgesellschaften“ nahmen vierzehn Verbände an dem Treffen teil, ebenso eine Vertreterin der biologisch-pharmazeutischen Hersteller.

Ein einführender Impulsvortrag beinhaltete neben der Entwicklung der letzten Jahrzehnte und die Beschreibung der aktuellen Lage auch die möglichen Perspektiven einer zukünftig besseren positiven Medienpräsenz. Der DNB-Ehrenpräsident und Chefredakteur der Zeitschrift Naturarzt, Dr. Rainer Matejka, sprach über die beachtliche Studienlage, aber auch über die Schwierigkeit, diese im schulmedizinischen Bereich zu platzieren. Als Praktiker verwies er auf die Erfolge der Naturheilkunde im Bereich der Herz-Kreislauferkrankungen. Im anschließenden Austausch wurden aus den jeweiligen Bereichen Erfahrungen vorgestellt und auf bereits erzielte Erfolge in einigen Teilbereichen verwiesen. Dabei wurden auch die Herausforderungen für eine zukünftige Zusammenarbeit analysiert.

Keine Mehrheit für einen gemeinsamen Slogan

Die zwei im Vorfeld angedachten Ziele dieser bundesweiten DNB-Initiative wurden leider nicht erreicht: Kein gemeinsamer Slogan oder ein verbindendes Thema, und gleichzeitig eine klare Absage an die Einrichtung eines Bündnisses in jeglicher Form. Die Begründung: Es gäbe schon so viele, bitte nicht noch ein Bündnis.

Immerhin wurde die Erstellung einer gemeinsamen E-Mailliste vereinbart, um für weitere Schritte in Kontakt zu bleiben. Zur Mitarbeit erklären sich zur Zeit acht Verbände bereit, darunter vier Verbände, die bereits bei der Initiative „weil’s hilft“ organisiert sind, einer Bürgerbewegung, die sich für eine bessere Zusammenarbeit von Naturmedizin und Schulmedizin einsetzt. Die verbleibenden sechs Verbände zeigen sich interessiert, wollen aber erst nach Rücksprache entscheiden, ob sie mitarbeiten.

Weitere Treffen geplant

Als Anregung für ein mögliches Folgetreffen wurden zwei Möglichkeiten angesprochen:

  1. a) die ausschließliche Einladung der jeweiligen Pressebeauftragten zu einer Runde
  2. b) die Einladung von Experten der Verbände, um die im Impulsvortrag angesprochenen Herausforderungen vertiefend zu besprechen.

Als leitende Moderatorin habe ich mich über die Offenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefreut. Der Erhalt und die Weiterentwicklung durch Erfahrung und Erforschung dieses gewachsenen kulturellen Erbes der gesamten komplementären Medizin (Complementary and Alternative Medicine CAM) sowie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist für künftige Generationen von großer Bedeutung. Eine positive Medienpräsenz sollte diesen politisch relevanten Überbau stets im Blick behalten.

Nora Laubstein ist Präsidentin des Deutschen -Naturheilbundes und Vorsitzende der „Association for Natural Medicine in Europe – ANME e.V.“

 

Wie man in herausfordernden Zeiten die Psyche gesund hält. Tipps und Übungen

von Tina Wahren; Foto: creativ collection

Die Corona-Pandemie mit ihren wachsenden Ansteckungszahlen, aber auch die Maßnahmen zur Eindämmung und die damit verbundenen Einschränkungen lösen bei vielen Menschen Sorgen, Verunsicherung und Ängste aus. In diesen Zeiten ist es nicht leicht, immer bei sich zu bleiben und bewusst aus dem Herzen heraus zu handeln. Es gibt sogar Menschen, die so sehr aus dem Gleichgewicht gekommen sind, dass sich erste psychische oder körperliche Krankheitssymptome zeigen.

Lassen Sie sich in diesem Artikel daran erinnern, was dabei hilft, in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen zu bleiben und trotz herausfordernder Zeiten die Psyche gesund zu halten.

Egal, welche Gefühle Sie momentan spüren und belasten – Angst, Wut, Traurigkeit, Hilflosigkeit oder anderes – setzen Sie sich damit auseinander. Schenken Sie dem Gefühl in Ihnen Aufmerksamkeit, anstatt es wegschieben zu wollen. Sehen Sie es für einen Augenblick als Geschenk an und beginnen es achtsam auszupacken. Wie machen Sie das?

Reflektieren Sie die folgenden Fragen an einem ruhigen Ort und schreiben die Antworten auf.

  1. Was ist das vorherrschende Gefühl in mir, das mich nicht mehr loslässt? Angenommen, es ist Angst.
  2. Wovor habe ich Angst? Was lässt mich vor Angst erstarren?
  3. Was steckt hinter der Angst? Welche Fesseln will ich sprengen?
  4. Was hat dieses Thema mit mir zu tun? Was sagt es über mich aus?
  5. Was brauche ich am meisten, um jetzt gut für mich zu sorgen?
  6. Was unternehme ich innerhalb der nächsten drei Tage, um den Aspekt aus 5. in mein Leben zu integrieren?

Hinter jedem Gefühl steckt eine wichtige Botschaft, ein Geschenk, das ausgepackt werden möchte. Seien Sie offen für die Botschaft, nehmen Sie sie ernst und handeln dementsprechend.

Positive Glaubenssätze verankern

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der beleuchtet werden darf, sind unsere Gedanken. Besonders in herausfordernden Zeiten beginnen die Gedanken eine Art Eigenleben zu entwickeln. Es laufen Dialoge im Kopf ab, die uns eher schaden als unterstützen. Oft hören wir die Stimmen der Eltern, die typische Leitsätze aus unserer Kindheit wiedergeben. Das können Sätze sein wie „Streng Dich mehr an“, „Das Leben ist kein Ponyhof“ oder „Du bist einfach nicht gut genug“ Empfinden Sie diese Sätze als förderlich oder schwächend? Unabhängig davon, ob Ihnen dieser innere Prozess bewusst ist – er wirkt sehr verlässlich. Und er sorgt dafür, dass Sie sich immer weiter von Ihrem Herzen entfernen. Vielleicht bestrafen Sie sich sogar dadurch zusätzlich in Zeiten, in denen Sie besonders liebevoll mit sich umgehen sollten.

Was hilft Ihnen, diese Leitsätze zu entlarven und umzukehren? Beantworten Sie die folgenden Fragen schriftlich.

  1. Was denke ich über mich und das Leben? Was sind typische Dialoge in meinem Kopf, wenn ich Stress erlebe, Misserfolg spüre oder Ablehnung erfahre?
  2. Wie geht es mir mit diesen Sätzen? Was bewirken sie?
  3. Was will ich stattdessen über mich und das Leben denken? Welche Gedanken, welche Sätze stärken mich? Wichtig dabei ist, dass Sie positiv formulieren, in der Gegenwart bleiben und keine Negationen verwenden. Ein Beispiel: „Ich bin es wert, ein glückliches Leben zu führen.“
  4. Sprechen Sie diesen Satz bzw. diese Sätze ab sofort bewusst jeden Tag zehn Mal morgens und abends aus. Das wiederholen Sie täglich für mindestens 21 Tage.

Unser Gehirn beginnt nach 21 Tagen „Training“ Gedanken und neue Routinen aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis zu übermitteln. Erst dann haben Sie die Chance, eine neue wohltuende Verhaltensweise in Ihr Leben nachhaltig zu integrieren. Im Idealfall handeln Sie nun schon anders als vor den 21 Tagen. Um sich selbst weiterhin Gutes zu tun, beobachten Sie sich: Wie gehen Sie jetzt mit stressigen Situationen um? Wie sprechen Sie mit und über sich? Was brauchen Sie zusätzlich, um achtsam und liebevoll mit sich umzugehen?

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Werte und Wünsche

Insgesamt ist es für unser seelisches Wohlbefinden bedeutend, womit wir unsere Gedanken permanent speisen und worüber wir nachdenken und sprechen. Es passiert schnell, dass wir unbewusst über alles sprechen, was uns stört, aufregt oder Angst macht. Damit ziehen wir genau das in unser Leben, was wir nicht haben wollen. Womit unterbrechen wir diesen Algorithmus? Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Sie in Ihrem Leben erleben wollen. Fragen Sie sich: „Was stärkt mich? Welche Werte will ich leben? Welches Miteinander empfinde ich als wohltuend? Was braucht unsere Welt? Was tut mir gut?“ Sprechen Sie ab sofort fokussiert über die Dinge, die verbinden und stärken.

Offline-Zeiten in den Tag einbauen

Hand in Hand geht damit auch der Medien-Konsum. Wie oft am Tag konsumieren Sie Informationen? Wie informieren Sie sich? Und wie verarbeiten Sie all das, was Sie aufnehmen?

Pausenlos online, informiert und erreichbar zu sein, führt zu einer Reizüberflutung. Die Informationen, die die Kapazitäten unseres Gehirns übersteigen, fließen ungefiltert in unser Unterbewusstsein. Das bedeutet, dass unser Unterbewusstsein permanent damit beschäftigt ist, ein Gleichgewicht zwischen unserer Seele und angsterzeugenden und negativen Informationen und Bildern herzustellen. Wir merken, dass ein Ungleichgewicht herrscht, wenn sich innere Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit, Angst oder Erschöpfung zeigen.

Eine Lösung ist, bewusst Ruhepausen in den Tag einzubauen und wahrhaftig abzuschalten. Das heißt: Smartphone, Tablet, TV, Social Media, Spielekonsole – schalten Sie jede Ablenkung aus. Wie lange ist das mit einem guten Gefühl möglich? 15 Minuten, länger oder kürzer? Beobachten Sie, wie es Ihnen damit geht. Was passiert, wenn Sie nicht erreichbar sind? Wie können Sie diese Zeit achtsam mit sich verbringen? Steigern Sie die Häufigkeit der Pausen und kommunizieren Sie bewusst in Ihrem Umfeld, dass Sie sich diese Ich-Zeiten nehmen.

Dieser Artikel möchte Sie inspirieren, sich wieder an all die ausgleichenden Elemente in Ihrem Leben zu erinnern. Machen Sie sich bewusst, welche Kraft Sie in sich tragen. Gehen Sie achtsam mit sich und Ihren Bedürfnissen um – zu Ihrem Wohle und zum Wohle aller.

Tina Wahren ist Heilpraktikerin (Psychotherapie), Coach für Stressmanagement und Burnout-Prävention und Werte- und Ressourcenmanagerin, www.tina-wahren.de

Kaum Nebenwirkungen, keine Suchtgefahr: Wie sich Angst naturheilkundlich behandeln lässt

von Prof. Dr. med. Karin Kraft, Foto: creativ collection

Angst und Spannungszustände werden sehr oft mit chemisch definierten Anxiolytika und Sedativa (etwa Benzodiazepine) behandelt. Diese Medikamente haben jedoch starke Nebenwirkungen und können abhängig oder süchtig machen. Daher werden sie von den Betroffenen oft abgelehnt. Die Naturheilkunde kennt gerade bei leichteren Fällen eine Reihe von Alternativen, die selbst angewendet und bei Bedarf auch kombiniert werden können. Bei schweren Angstzuständen sollten sich Betroffene allerdings unbedingt therapeutische Hilfe holen.

Entspannungsverfahren 

Das Autogene Training eignet sich zur symptomatischen Mitbehandlung von nervösen Erregungs- und Angstzuständen. Auch die sehr leicht zu erlernende Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson ist dafür geeignet.

Hydrotherapie und Bewegung

Tägliche kalte Ganzwaschungen sowie Arm- und Beingüsse wirken vegetativ stabilisierend. Studien haben gezeigt, dass ein leichteres körperliches Training bei Angst und Ängstlichkeit fast so wirksam ist wie Medikamente. Die beste Form der Bewegungstherapie sind Spaziergänge in Begleitung. Klimawechsel wirken unterstützend.

Phytotherapie

Arzneimittel mit Baldrianwurzel-, Hopfenzapfen-, Melissenblätter- oder Passionsblumenkrautextrakt kennt man schon lange als milde und sehr gut verträgliche Schlafmittel. Neuerdings weiß man, dass diese Extrakte auch eine angstlösende und spannungsmildernde Wirkung haben. Jeder dieser Extrakte hat sein eigenes Wirkprofil, in Kombination sind sie nachgewiesenermaßen besser wirksam. Zur Behandlung von Angst sollten deshalb bevorzugt Kombinationspräparate verwendet werden.

Die Tagesdosis beträgt in Kombinationspräparaten für Baldrianwurzel bis 1500 mg, für Hopfen bis 130 mg, für Passionsblume bis 1000 mg und für Melissenblätter bis 270 mg Trockenextrakt. Passionsblumenkraut kann, da es deutlich angstlösend wirkt, bei Angststörungen auch allein verwendet werden (täglich 1200 mg Trockenextrakt).

Zudem ist ein Präparat mit patentiertem aufkonzentriertem Lavendelöl (80 mg/Tag) erhältlich. In zwei randomisierten Doppelblindstudien bei Patienten mit subsyndromaler Angst bzw. Unruhe und Schlafstörungen war es bereits nach zwei Wochen dem Placebo statistisch signifikant überlegen. In einer anderen Studie entsprachen seine angstlösende Wirkung und die Verbesserung der Lebensqualität nach sechs Wochen derjenigen von 0,5 mg/d Lorazepam, also einem Benzodiazepin. Als subsyndromal bezeichnet man in der Fachsprache eine Störung, die nicht ausgeprägt genug für die klinische Diagnose Angststörung ist.

Bei Angstzuständen während der Wechseljahre eignet sich ein Extrakt aus dem Wurzelstock der Trauben-Silberkerze (Cimicifuga). Hier ist auch eine Kombination mit Johanniskrautextrakt sinnvoll.

Phytotherapie eignet sich zu Therapie von leichten bis mittelschweren Angstzuständen vor allem, wenn eine mittel- bis langfristige Behandlung erforderlich ist. Bei Nahrungsergänzungsmitteln mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, die für die Behandlung von Angst- und Unruhezuständen vermarktet werden, ist die Wirksamkeit übrigens in der Regel nicht belegt.

Pflanzliche Arzneimittel verbessern auch Folgezustände der Angst

Auch die Folgezustände der Angst können mit Phytotherapie gebessert werden. Dazu gehören etwa Niedergeschlagenheit und Resignation, Merk- und Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit oder aggressive Tendenzen. Bis zum vollständigen Wirkungseintritt vergeht mindestens eine Woche.

Kaum Nebenwirkungen       

Spezifische Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Interaktionen sind für Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Melissenblätter und Passionsblumen nicht beschrieben. Baldrianwurzel und Passionsblumenextrakt sollten wegen einer möglichen unkontrollierten Verstärkung der Wirkung nicht miteinander kombiniert werden. In Studien verursachte Lavendelöl bei 7,5 Prozent der Patienten Aufstoßen sowie in 5 Prozent der Fälle Oberbauchbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl oder Sodbrennen.

Die genannten Phytotherapeutika sind für die Selbstmedikation freigegeben, sie sind deshalb nicht erstattungsfähig. Von manchen gesetzlichen Krankenversicherungen werden sie aber erstattet, wenn sie auf einem „Grünen Rezept“ verordnet werden.

Prof. Dr. med. Karin Kraft ist Inhaberin des Lehrstuhls für Naturheilkunde an der Universitätsmedizin Rostock und 2. Vizepräsidentin des DNB.

 

 

Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung missbrauchen ihre Partner emotional. Woran Sie Narzissten erkennen und wie man sich vor ihnen schützt

von Tina Wahren, Foto: creativ collection

Dieser Artikel darf zur Aufklärung über Narzissmus beitragen. Er möchte Menschen in toxischen Beziehungen Mut machen, gesunde Entscheidungen zu treffen und Grenzen zu setzen. Mir ist wichtig zu betonen, dass ich Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nicht verurteile. Sie leiden (un-)bewusst unter ihrer Störung. Menschen, die mit ihnen in Kontakt sind, leiden allerdings auch stark – besonders, weil Narzissten kein Bewusstsein für ihre Krankheit haben und damit keine Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.

Typische Verhaltensweisen eines Narzissten

Narzissmus zeigt sich in vielen unterschiedlichen Varianten, die entweder verdeckt oder offen gelebt werden. Die folgenden Verhaltensweisen beschränken sich auf einzelne Eigenschaften, die für Betroffene – Partner, Kinder, Eltern, Freunde, Kollegen – relevant sind, um eine vergiftete Beziehung zu erkennen. Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, wird die männliche Form gewählt, wohlwissend dass die Krankheit beide Geschlechter betreffen kann.

Ein markanter Wesenszug ist die übertriebene Selbstbezogenheit. Die Welt dreht sich ausschließlich und 24 Stunden am Tag um den Narzissten. Er braucht permanente Aufmerksamkeit und Anerkennung wie die Luft zum Atmen. Der Partner dient als eine Art „Liebes-Tankstelle“, um permanent Energie und Liebe zu bekommen. Das funktioniert so lange bis der Partner ausgesaugt, erschöpft und krank ist. Danach oder auch parallel dazu wird eine neue Energiequelle angezapft und der bisherige Partner ohne Skrupel ausgetauscht.

Der einst lebensbejahende, kontaktfreudige Mensch wird im Laufe der Zeit neben einem Narzissten zum Schatten seiner selbst. Er wird zum unsichtbaren Handlanger für die Wünsche und Bedürfnisse des Narzissten. Die auffälligen Monologe über die Großartigkeit des Narzissten gestatten keinen Platz zum Entfalten für den Partner. Bei Missachtung dieser Regel werden wirksame Strategien eingesetzt, um die Machtverhältnisse klarzustellen: zerstörerische Wutausbrüche, Ignoranz, Androhen der Trennung, Abwertungen der Persönlichkeit (Kleidung, Freunde, Meinung) oder auch Liebesentzug.

Doch zu Beginn einer Liebesbeziehung scheint es anders – hier stellt er den Partner so lange in den Mittelpunkt bis er „angebissen“ hat und sich auf eine Beziehung ernsthaft einlässt. Bis zu diesem Moment erstrahlt der Narzisst in heller Rüstung und überhäuft sein Gegenüber mit Charme, Geschenken und sehr schnellen sowie übertriebenen Liebesbekundungen. Das Wort „zu“ ist kennzeichnend: zu perfekt, zu große Worte und Liebesschwüre, zu viele Gemeinsamkeiten, zu viel Nähe zu Beginn und Kontrolle im späteren Verlauf, zu hohes Tempo beim Kennenlernen. Es wird nach 2 Dates von Heirat, Kindern und einer gemeinsamen Zukunft gesprochen. „Du bist der Mensch, nach dem ich immer gesucht habe.“, „Ich liebe Dich wie niemand zuvor.“ sind nur wenige typische Äußerungen, die vorschnell fallen. Extreme zeigen sich in seinem ganzen Verhalten.

Die helle Rüstung bleibt nach außen über Jahre bestehen, so dass das Umfeld den Narzissten auch dann noch großartig findet, wenn Abwertungen und Missbrauch hinter verschlossener Tür an der Tagesordnung stehen. Dadurch geschieht es, dass den Betroffenen nicht geglaubt wird, wenn sie Hilfe bei Freunden suchen. Ein Schachzug, um die Betroffenen von ihrem Umfeld zu isolieren und die Abhängigkeit immer weiter auszubauen.

Neben den genannten Monologen verläuft die Kommunikation insgesamt ganz anders als in gesunden Beziehungen. Alltägliche Themen, die angesprochen werden, um sie gemeinsam zu lösen, enden in einem Desaster. Nur der kleinste Anflug von Kritik oder dem Ansprechen eines eigenen Bedürfnisses führt zu einem Krieg. Der Partner wird innerhalb von Sekunden zum Feind erklärt und es laufen Mechanismen ab, die zerstören sollen. Plötzlich ist der Partner an allem schuld. Der Narzisst verhält sich eiskalt, seine Augen sind hasserfüllt und sein Ton aggressiv. Außerdem erklärt er sich zum Opfer. Es folgt ein bösartiges Drama. Die Wahrnehmung vom Partner wird nicht akzeptiert und es wird so lange diskutiert bis der Narzisst Recht und eine Entschuldigung bekommt. Dieses Prozedere erschöpft und führt dazu, dass der Partner konditioniert wird, keine eigene Meinung mehr zu äußern.

Nach dem eben genannten Szenario bleibt der Partner verstört zurück und versucht zu begreifen, was gerade passiert ist und wie es zu diesem heftigen Ausbruch kommen konnte. Die verletzenden Worte müssen verdaut werden. Parallel dazu geht der Narzisst wenige Augenblicke nach diesem Vorfall zur Tagesordnung über und hat kein Verständnis dafür, dass der Partner „sich so anstellt“. Für ihn ist nichts Dramatisches passiert und nachdem er seinen aggressiven Wutausbruch beim Partner abladen konnte, ist die Welt wieder in bester Ordnung.

Wie kommt es, dass Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sich so verhalten?

Ein Blick auf die Kindheit zeigt, dass Narzissten in ihrer frühen Entwicklung keine Liebe und Wertschätzung für ihr wahres Wesen erfahren haben. Sie haben erlebt, dass sie nicht gut genug, nicht liebenswert sind. So haben sie die Strategie entwickelt eine andere Identität anzunehmen, um die überlebensnotwendige Liebe der Eltern zu empfangen. Dadurch verleugnen sie ihre wahre Persönlichkeit bis ins Erwachsenenalter und nehmen eine Scheinpersönlichkeit an. Unbewusst spüren sie die große Leere und ihren gestörten Selbstwert. Deshalb sind sie unersättlich, Aufmerksamkeit, Bestätigung und Liebe anderer Menschen zu bekommen. Der Partner wird sprichwörtlich ausgesaugt, um die Leere zu füllen. Ein Fass ohne Boden, das oft durch den Konsum von Drogen gestützt wird.

Diese frühkindlich gestörte Entwicklung erklärt auch, weshalb Empathie für andere Menschen unmöglich ist. Das oberste Ziel besteht darin, das eigene Überleben abzusichern.

Die persönliche Botschaft erkennen und handeln

Befinden Sie sich in einer Beziehung mit einem Narzissten und fragen sich „Weshalb bin ich hier hineingeraten? Was soll ich jetzt tun?“

Grundsätzlich ist der Kontakt mit einem Narzissten immer eine Einladung zur persönlichen Weiterentwicklung. Er tritt in Ihr Leben, um beispielhaft folgende Aspekte zu beleuchten:

  1. Selbstliebe: Ein anderer Mensch ist mir wichtiger als ich es selbst für mich bin. Ich stelle mich und meine Bedürfnisse hinten an.
  2. Selbstwert: Ich definiere meinen Selbstwert darüber, außergewöhnlich viel zu geben. Ich erwarte dafür nichts oder nicht viel. Ich bin (nur dann) wertvoll, wenn ich gebe.
  3. Leistung: Liebe bekomme ich nur, wenn ich genügend dafür leiste.
  4. Grenzen: Ich kenne meine Grenzen nicht und habe sie nicht definiert. Ich kenne meine Grenzen, schütze sie allerdings nicht. Andere Menschen sind deshalb in der Lage, sie zu überschreiten.
  5. Missbrauch: Ich wurde in meiner Kindheit missbraucht und habe mich von den Empfindungen abgespalten. Ich unterdrücke meine Gefühle und ignoriere meine Intuition.

Erkennen Sie sich in einem der Aspekte wieder? Vielleicht gibt es bei Ihnen einen anderen Hintergrund. Der Narzisst erspürt perfekt Ihre Wunde und nutzt sie zu seinen Gunsten aus.

Eine Folge solch einer toxischen Beziehung ist, dass viele Menschen ihrer Intuition und Wahrnehmung nicht mehr vertrauen. Ebenso auffällig ist, dass die eigene Meinung nicht mehr geäußert wird, da sie kein Gehör bekommt und nie anerkannt wird. Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, an diesen Punkten anzusetzen. Um sich der eigenen Gefühle und Bedürfnisse wieder bewusst zu werden, empfehle ich die Übung für das Bewusstsein der eigenen Wahrnehmung. Gehen Sie dabei liebevoll mit sich um. Je nachdem wie lange Sie bereits im Kontakt mit einem Narzissten sind, darf der Zugang zu Ihrer Gefühlswelt sanft reaktiviert werden. Die Gefühle, die Sie spüren, sind nicht immer angenehm, doch sie gehören auf dem Weg zu einem gesunden Leben dazu.

Wie schütze ich mich?

Meine Empfehlung ist, sich nicht voreilig zu trennen – vorausgesetzt, es besteht keine akute Gefahr für Ihr Leben. Die emotionalen und mentalen Mechanismen, die Menschen an einen Narzissten binden, sind sehr kraftvoll. Auch die Strategien eines Narzissten, wenn Sie sich trennen (wollen), zielen auf Ihre Sehnsüchte und Verletzungen ab. Sehr oft schaffen es Betroffene genau deshalb nicht, sich endgültig zu trennen. Der Narzisst berührt all Ihre sensiblen Punkte und lässt bewusst alle Wunden aufbrechen, um Ihnen die Kraft für einen Neuanfang zu nehmen.

Es ist ebenso wichtig zu verstehen, was Sie nach einer Trennung erleben werden. Da eine toxische Beziehung zu einer psychischen Abhängigkeit führt, können sich Entzugserscheinungen zeigen. Darauf sollten Sie vorbereitet sein.

Informieren Sie sich über die Strategien und Wirkungsweisen bei Narzissmus – „Gestatten, ich bin ein Arschloch.“ von Dr. med. Pablo Hagemeyer und „Wie schleichendes Gift“ von Christine Merzeder geben hilfreiche Einblicke. Finden Sie Ihre Verletzung, die Sie anfällig für eine toxische Beziehung macht und arbeiten an der Heilung dieses Themas. Sprechen Sie mit vertrauten Menschen offen über das, was Ihnen passiert. Es ist an der Zeit, das Schweigen zu brechen. Die Kombination aus all dem wird Sie stärken und den Weg heraus aus toxischen Beziehungen zeigen. Fangen Sie noch heute an, den ersten Schritt zu gehen.

Übung für das Bewusstsein der eigenen Wahrnehmung

Diese Übung unterstützt Sie dabei, in Kontakt mit den eigenen Gefühlen zu sein:

Schließen Sie Ihre Augen und lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Füße, die fest auf dem Boden stehen. Stellen Sie sich vor, wie goldene Wurzeln aus Ihren Fußsohlen in die Erde wachsen. Es werden immer mehr Wurzeln, sie wachsen immer tiefer in die Erde, verästeln sich untereinander. Ganz automatisch verankern sie sich am Erdmittelpunkt und geben Ihnen stabilen Halt. Nun legen Sie beide Hände auf das Herzzentrum. Es befindet sich im vorderen Brustkorb. Lenken Sie den Atem bewusst in das Herzzentrum. Mit jedem Einatmen erlauben Sie goldenem Licht, Ihr Herz zu erfüllen. Mit jedem Ausatmen fließt das goldene Licht nach vorne aus dem Herzen heraus. Nach circa zehn Atemzügen fragen Sie Ihr Herz: „Wie geht es Dir? Was fühlst Du? Welches Bedürfnis hast Du? Wie kann ich besser mit Dir in Kontakt sein?“ Seien Sie achtsam. Hören Sie auf Ihre innere Stimme und folgen dem Rat Ihres Herzens.

Tina Wahren ist Heilpraktikerin (Psychotherapie), Coach für Stressmanagement und Burnout-Prävention und Werte- und Ressourcenmanagerin, tina-wahren.de

 

Ein ungewöhnliches Training hilft Menschen mit Sehbehinderung, die Welt um sie besser wahrzunehmen. Aber auch Menschen mit gesunden Augen profitieren

Von Evelyn Ohly, Foto: privat

Sehen ohne Augen ist ein ganzheitliches Training für Gehirn und Geist. Es ermöglicht visuelle Wahrnehmungen, die dem tatsächlichen Sehen ähnlich sind, ohne dass dabei die Augen benutzt werden. Das Training erweitert das Bewusstsein und lässt Menschen die Welt um sie herum besser wahrnehmen – auch wenn sie aufgrund einer Sehbehinderung nur eingeschränkt oder kaum sehen können. Aber auch Sehende trainieren diese mentale Technik, um damit ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihre Intuition zu schulen.

Beim Sehen ohne Augen werden linke und rechte Gehirnhälfte trainiert. Kinder und Erwachsene erleben nach dem Training sehr oft, dass sich ihre Konzentration und ihre Gedächtnisleistung verbessert. Sie können Informationen besser aufnehmen, haben mehr Selbstvertrauen im Alltag und entwickeln eine gelassenere Haltung in herausfordernden Situationen. Für Kinder mit der Diagnose ADHS kann Sehen ohne Augen eine Unterstützung auf ihrem Weg zur inneren Ausgeglichenheit bedeuten.

Fördert die Konzentration und das Lernen

Sehr oft habe ich in meiner Praxis erlebt, dass Kinder, die als Außenseiter in ihren Klassenverbänden galten, nach einem Sehen ohne Augen-Training aus dieser unangenehmen „Rolle“ herauskamen. Auch bei der Therapie von autistisch veranlagten Kindern konnte Sehen ohne Augen helfen. Bei vielen Kindern wurde bei gleichbleibendem Lernaufwand eine Verbesserung der schulischen Leistungen beobachtet.

Aber wie erklärt sich, dass ein „Sehen ohne die Augen“ möglich ist? Sehen ist ein hochkomplexer Prozess, an dem nicht nur die Augen, sondern auch zu einem großen Teil das Gehirn beteiligt ist. Optische Signale werden in Nervenimpulse umgewandelt und über den Thalamus weiter zum Sehzentrum gesendet. Dieses ist im hintersten Bereich des Gehirns angesiedelt, im sogenannten Occipitallappen. Hier werden die Informationen analysiert, Stück für Stück geordnet und begriffen. Das Bild, das wir sehen, ist eine Interpretation unseres Sehzentrums.

Beim Sehen ohne Augen brauchen wir die Augen nicht mehr, um die uns umgebenden und gelernten Informationen aufzunehmen. Das Gehirn, beziehungsweise das menschliche Bewusstsein lernt, alle uns umgebenden Informationen ohne den Einsatz der Augen aufzunehmen.

Das Training beim Sehen ohne Augen-Team ist mit einfachen Mitteln wie Farbblättern, Bechern und Bälle aufgebaut. Trainiert wird entweder mit geschlossenen Augen oder mit einer blickdichten Mindfold Maske auf den Augen. Obwohl dieser Trainingsweg recht einfach erscheint, führt er bei entsprechender Anleitung und Ausdauer zum Erfolg. Auch ist für uns die Freude und der Spaß am Lernen in dieser Trainingszeit enorm wichtig.

In dem Intensiv-Seminar bei uns geht es die meiste Zeit bunt, lustig und doch sehr effizient zu. Das Seminar besteht aus einem Intuitionstraining am Vormittag und einem zweiten Teil, der sich dem Sehen ohne Augen widmet. Zehn spielerische, aufeinander aufbauende Übungen unterstützen die Teilnehmer dabei, ihr inneres Potenzial zu erwecken und zu stärken. Ziel ist es unter anderem, mit geschlossenen Augen Informationen über einen auf dem Tisch befindlichen Gegenstand richtig abrufen zu können – also etwa die Farbe oder die Form. Das Seminarziel des zweiten Teils ist, mit verbundenen Augen das Umfeld visuell erkennen zu können.

Zusätzlich erhalten die Teilnehmer von uns viele in der Praxis erprobte Tipps und Anleitungen, mit denen sie ihr Leben schöner und erfolgreicher gestalten können. Bei Kindern und Erwachsenen mit einer Sehfähigkeit von mehr als 20 Prozent sind bereits nach einem eintägigen (Kinder) und einem fünftägigen (Erwachsene) Seminar Erfolge möglich. Bei Kindern und Erwachsenen mit einer Sehfähigkeit unter 20 Prozent ist meist mit einem mehr an Trainingsaufwand zu rechnen. Wir freuen uns auf Sie!

Evelyn Ohly ist Seminarleiterin, Autorin und Vortragsrednerin und Teil des Teams Sehen ohne Augen. www.sehen-ohne-augen.de

Foto: privat

Seit 96 Jahren verkauft die Firma GEFRO Suppen, Würzen und Soßen. Wie aus einem kleinen Kolonialwarenhandel ein deutschlandweit bekanntes Familienunternehmen wurde, dessen Existenz nun durch eine Stiftung abgesichert ist, erzählt Hauptgesellschafter und Geschäftsführer Thilo Frommlet im Interview.

Lieber Herr Frommlet, die Firma GEFRO zählt zu den langjährigsten Sponsoren des Naturheilbundes. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Als ich 1989 mit 20 Jahren bei meinem Vater in die Firma eingestiegen bin, war eine meiner ersten Veranstaltungen die Naturheiltage in Memmingen. Die damalige Vorsitzende des Naturheilvereins, Christiane Wilhelm, war und ist heute noch eine Freundin der Familie. So kam dann auch der Kontakt zum Dachverband zustande. Seitdem sind wir Sponsor des Naturheilbunds.

Warum passen GEFRO-Suppen, Soßen und der Naturheilbund gut zusammen?

Wir sind seit drei Generationen Hersteller von vernünftiger, schmackhafter Ernährung. Ich verkaufe nichts, was ich nicht mit Genuss esse und auch mit gutem Gewissen meiner Familie vorsetze. Als Gesundheitsapostel würde ich mich dennoch nicht bezeichnen. Unser Klassiker, die Gemüsebrühe, die es seit 1924 gibt, ist einfach zufällig von Anfang an vegetarisch. Seit dem Ende der 70er Jahre, als die zivilisationsbedingten Ernährungskrankheiten verstärkt aufgetreten sind, bieten wir immer wieder aufs Neue Lösungen für verschiedene Ernährungsphilosophien und -probleme an.

So gibt es seit 2008 unsere Bio-Linie mit Zutaten aus ökologischer Landwirtschaft, seit 2014 die stoffwechseloptimierten Balance-Suppen. Ganz neu haben wir die „GEFRO pur“ Gemüsebrühe im Programm. Sie enthält weder Lactose noch Gluten, ist völlig frei von Allergenen und natürlich vegan.

Als Sie vor rund 30 Jahren im Unternehmen Ihres Vaters eingestiegen sind, hatte GEFRO keine 20 Mitarbeiter. Heute sind es rund 220 Angestellte an drei Betriebsstätten, der Jahresumsatz beträgt 50 Millionen Euro. Was waren die größten Herausforderungen? Haben Sie ein Erfolgsrezept?

Wie bei vielen anderen Familienbetrieben war der Generationswechsel auch bei uns eine besondere Herausforderung. Die Zeiten, der Markt und dessen Anforderungen, das alles ändert sich im Laufe der Jahre.

Als mein Vater 1961 den Kolonialwarenhandel seines Vaters übernahm, bestand das Sortiment hauptsächlich aus landwirtschaftlichen Bedarfsprodukten. Doch dann kamen Baumärkte und Raiffeisenmärkte und der Bedarf war gedeckt. Die Landwirtin und Hausfrau brauchte nichts mehr von den Gebrüdern Frommlet – bis auf die GEFRO-Suppe. Also sattelte mein Vater auf den alleinigen Vertrieb von Suppen, Soßen und Würzen um.

Bei meiner Stabübernahme wiederum legte ich einen Schwerpunkt auf den Ausbau des Direktmarketings und ging dafür auch mal neue, riskante Wege. So haben wir Anfang der 90er Jahre auf eine Vertriebsidee gesetzt, die aus den USA rüber schwappte: Die Coupon-Kataloge. Als Jungunternehmer wollte ich eine Auflage von 10 Millionen Heften buchen, für 500.000 Mark. Eine unerschwingliche Summe für unseren kleinen Betrieb. ‚Junge, für Werbung leiht man sich kein Geld‘, meinte mein Vater. Aber ich setzte mich durch und der Bankdirektor machte auch mit. Mit Erfolg: Nach der Aktion hatten wir eine Flut von 150.000 Testpaket-Auslieferungen zu bewältigen. Fast 40 Prozent davon sind als Stammkunden geblieben. Das war ein wichtiger Meilenstein für unser Firmenwachstum.

GEFRO steht in dritter Generation glänzend da und Sie sind dem Ruhestand noch fern. Trotzdem haben Sie vor zwei Jahren eine Stiftung gegründet, die die Firma steuert. Was hat Sie dazu bewegt?

Ein Stück weit kommt das aus einem Gefühl der Dankbarkeit, die ich empfinde. Unsere Familie hat weit mehr, als wir zum Leben brauchen. Mehr Geld ist nicht mehr Lebensfreude. Mein Hauptziel ist es, den Fortbestand der Firma zu sichern: Ich finde, dass alle 220 Mitarbeiter, unsere Kunden und Partner es verdient haben, dass GEFRO auch ohne unsere Familie funktionieren kann.

Durch die GEFRO-Stiftung ist der Fortbestand des Unternehmens gesichert. Ein Firmenverkauf durch künftige Generationen ist ausgeschlossen. Das operative Geschäft wird von zwei Geschäftsführern, mir und Herrn Hans Schönberger, geleitet. Im Stiftungsrat haben wir ein unabhängiges Gremium mit hochkarätigen, ausgewiesenen Fachleuten. Das Lebenswerk von drei Generationen ist also gesichert. Das war mir wichtig.

Haben Sie einen Leitsatz, den Sie mir für unsere Mitglieder und Ihre Kunden mitgeben können?

Besonders in diesen turbulenten Zeiten zitiere ich oft ein Sprichwort, dass auch mein Vater oft verwendet hat: In der Ruhe liegt die Kraft!

Herzlichen Dank für das nette Gespräch!

Die Fragen stellte DNB-Bundesgeschäftsführerin Sabine Neff bei einem Besuch des Unternehmens im Spätsommer. www.gefro.de

 

 

 

 

Vereinsförderung in schwierigen Zeiten

 

Einen symbolischen Spendenscheck in Höhe von 1.000€ als Vereinsförderung in schwierigen Zeiten überreichte der Filialleiter der VR-Bank Enz plus in Neulingen, Thorsten Uhrig an die Vorsitzende des Freundeskreis Naturheilkunde im Schloss e.V., Sabine Neff. „Für uns eine wertvolle Unterstützung, um Gesundheitsabende und Vorträge unter den derzeit geltenden Hygienevorschriften durchführen zu können“, freute sich die Vereinsvorsitzende. Der Naturheilverein hatte sich im Rahmen einer Fördermittel-Ausschreibung der VR-Bank Enz plus eG beworben. Die Bank würdigt und unterstützt damit Vereine, soziale und kirchliche Einrichtungen in der Region für ihren während der Pandemie erschwerten ehrenamtlichem Einsatz.

Mit der Unterstützung konnte der Freundeskreis im Oktober für den „Tag der Naturheilkunde“ den großen Schloss-Saal anmieten, der ausreichend Platz für Abstand bietet. Weitere Vorträge zur seelischen Gesundheit und Bewegungstraining auf dem Minitrampolin sind geplant und werden, wenn es die gesetzlichen Vorgaben zulassen, stattfinden.

Text: Sabine Neff,
Bild: Tatjana Ford