Mittlerweile fest verankert im jährlichen Veranstaltungsprogramm des Deutschen Naturheilbunde ist die jährliche Kur und Wanderreise an den Ursprung des Naturheilbundes (ehemals Prießnitz-Bund) nach Jesenik, einem beeindruckenden tschechischer Kurort am Rande des Altvater-Gebirges. Dort lebte und wirkte der schlesische Wasserheiler Vinzenz Prießnitz, der als Begründer der modernen Hydrotherapie gilt und hier 1822 die erste Wasserheilanstalt der Welt eröffnete.
In diesem Jahr waren es 27 Reiseteilnehmer aus den vier Naturheilvereinen Stuttgart, Mühlacker, Mutlangen, Neulingen b. Pforzheim und Wonnegau und weitere Mitglieder und Interessierte, die frühmorgens in den Reisebus der Fa Schüle aus dem Allgäu zustiegen. Im Laufe der Reise wurde allen Teilnehmern klar, warum der DNB diesen auswärtigen Reiseunternehmer gewählt hatte – Fahrer Daniel S. ist nicht nur ein Künstler im Rangieren bei den vielen Zustiegsstellen, sondern kennt Tschechien und das Reiseziel „aus der Westentasche“, denn es ist seine Heimat. Über Nürnberg und Prag brachte der Fahrer die Gruppe sicher an den Gräfenberg, wie das Kurgebiet oberhalb von Jesenik bereits zu Prießnitz‘ Zeiten genannt wurde, in das 4 Sterne Sanatorium Priessnitz.
Umfangreiche Kuranwendungen wie Rücken- und Fussreflexzonen-Massagen, Kräuterbäder, Moorpackungen, Schwimmen und Sauna – im Schnitt zwölf Anwendungen, verteilt auf die Vormittage waren im Vorfeld für jeden DNB-Teilnehmer im Rahmen der Gesundheitswoche gebucht worden. Vor Ort konnten nun Anwendungen dazu gebucht oder individuell verändert werden.
Nachmittags lockte das schöne Wetter in die umliegende Natur: Für kleine Spaziergänge ideal ist die Jan-Ripper-Kurpromenade, ein Rundweg mit 1300 m Länge, eine herrliche Allee gesäumt von L;indenbäumen, an deren Verlauf es mehrere Denkmäler zu bestaunen gibt, die für Prießnitz in Dankbarkeit von einigen Ländern errichtet wurden. Besondere Bedeutung hat der Löwe aus Ungarn, der heute das Wahrzeichen der Priessnitz AG und des Kurortes ist. Doch die wichtigste Sehenswürdigkeit ist natürlich die kleine Grabkapelle, in der die Särge von Vinzenz Prießnitz, seiner Frau Sophie und der kleinen Tochter, aufgebahrt sind. Bei wichtigen Anlässen wird die Kapelle und die Gruft geöffnet – so auch beim Besuch der deutschen DNB-Reisegruppe, was die Teilnehmer sehr berührt hat.
Vom Geschichtlichen in die Gegenwart – lebhafter und spritziger -im wahrsten Sinne des Wortes- geht es im Balneo-Park zu, dessen Wiesen, Quellen und Einrichtungen sich auf der Rückseite des Prießnitz-Sanatoriums in die Wälder einfügen. Wasserbecken in vielen Variationen, Waldduschen, Liege- und Bewegungsmöglichkeiten, Badeteiche und nicht zuletzt viele Quellen verhalfen dem Park dazu, sich als der größte Balneopark Europas bezeichnen zu dürfen.
Ein besonderer Anziehungsplatz im Park für alle Besucher, aber besonders für die Teilnehmer des Deutschen Reisegruppe, ist die vom Naturheilbund im Jahre 2015 neu gefasste Quelle. Am Rande des Parks gelegen mit einem idyllischen Pavillion und hervorragender Wasserqualität, finden viele Besucher den Weg hierher und füllen sich das frische Quellwasser ab.
Ein Höhepunkt der Reise war ein Tagesausflug zum Altvater, dem höchsten Berg im Altvatergebirge. Wie bei allen Wanderausflügen des Naturheilbundes, teilte sich die Gruppe vor Ort in „Wanderer“ und „Spaziergänger“ und so konnte, je nach Konstitution und Laune, entweder nach einem kurzen Spaziergang eingekehrt werden oder eine große Runde zum Altvater mit anspruchsvollem Wandersteig zum Abstieg gewählt werden. Weitere kleinere Ausflüge wie ein Besuch im Priessnitz-Museum und ein Stadtbummel durch Jesenik rundeten das Ausflugsprogramm ab, so dass nach einer Woche Wandern und Kuren alle Teilnehmer eine Fülle an Eindrücken und Erlebnissen mit nach Hause nahmen.
Sabine Neff

Frau Dr. med. Petra Barron gab eine brillante Einführung in die Geschichte und die Heilweisen des Ayurveda vor einem interessierten Publikum im NHV HD.
Dass Ayurveda weit mehr ist als Wellness, ist inzwischen hinlänglich bekannt.
Es handelt sich vielmehr um eine tiefgreifende, den Menschen in seiner Ganzheit wertschätzende Weisheitslehre. Das ‘Wissen vom Leben’ ist mit einer über 3000 Jahre alten schriftlichen und vermutlich noch weiter zurückreichenden mündlichen Tradition das vermutlich älteste erhaltene Medizinsystem. Trotz seines Alters ist der Ayurveda heute so relevant wie je zuvor. Der ganzheitliche Ansatz kann die allopathische Medizin problemlos ergänzen. Er gibt den Menschen auch im Westen neue Denkansätze und Werkzeuge an die Hand, einen typgerechten und selbst-gesteuerten Umgang mit ihrer Gesundheit in ihr Leben zu integrieren.
„Körper, Geist und Seele sind drei Teile des Einen. Die Welt existiert durch ihre Interaktion, sie bilden die Basis für alles, was existiert. Gesundheit im Ayurveda heißt ‚Svastha‘ und bedeutet: Im Selbst zuhause sein.
Frau Dr. Barron führte uns direkt (brillant) ein in die Prinzipien, die Elemente, die Doshas, Gunas und vieles mehr, so dass wir tief eintauchen konnten in dieses komplexe, ganzheitliche Heilungssystem. Selbst Rezepte für jeden Typ durften wir mitnehmen. Mit einem Zitat von David Frawley, einem zeitgenössischen amerikanischen Ayurveda-Experten, rundete sie den Vortrag ab: „Die Grundregel lautet: Was immer wir selbst tun können, um unsere eigene Gesundheit zu stärken, wirkt besser als das, was andere für uns tun.“ Und Frau Dr. Barron ergänzte das lächelnd mit der wichtigen Bemerkung: „… jedes bisschen hilft!!!“ Man muss nicht gleich sein komplettes Leben umstellen, doch achtsam sein, welche Dinge vielleicht meine Balance stören und bewusst daran in kleinen Schritten arbeiten.

Ursula Gieringer
1. Vors. NHV Heidelberg

Ein weiteres Highlight im diesjährigen Jubiläumsprogramm des Naturheilvereins Weserbergland e.V. stellte der Vortrag „Unglück auf Rezept“ von Dr. Peter Ansari, Autor des gleichnamigen Buches, dar. Dr. Ansari führt gemeinsam mit seiner Frau eine Praxis in Coppenbrügge, Ortsteil Marienau.
Trotz des sommerlich heißen Wetters trafen sich zahlreiche Interessierte im Lalu des Hefehofes am Montagabend, den 28. Mai um von versierter und vor allem kritischer Seite Wissenswertes über das Thema „Depression und die Verschreibung von Antidepressiva“ zu erfahren.
Dr. Peter Ansari berichtete aus der, gemeinsam mit seiner Ehefrau Sabine durchgeführten, 10 jährigen Forschungsarbeit über das Thema Depression und stellte allgemeinverständlich dar, was unter diesem Begriff zu verstehen ist und welcher Wandel im Umgang mit dieser Erkrankung in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat.
So erfuhren die Zuhörer unter anderem, dass die Verordnung von Antidepressiva in den letzten Jahrzehnten um 700! Prozent gestiegen ist und das täglich 1,5 Milliarden Tagesdosen dieser Medikamente verordnet werden. Die Ursachen der Verschreibungen sind vielfältig: sie reichen von Erschöpfung, Rückenschmerzen, familiären Problemen und dem Angst vor Alleinsein über Migräne, Mobbing oder Trauer bis hin zu suizidalen Gedanken.
Dr. Ansari beleuchtete dabei den Sinn und Unsinn der Verordnung von Antidepressiva auf anschaulichste Weise und erläuterte auch, warum die Bedeutung des Serotonins (Glückshormon) für die Entstehung einer Depression bisher immer völlig überbewertet wurde.
Ob man nun selber von einer Depression betroffen war oder ist, jemanden kennt, der mit Antidepressiva behandelt wird oder einfach nur Interessehalber erschienen ist, Dr. Peter Ansari verstand es wieder einmal, alle Zuhörer mit seinem Vortrag zu fesseln.
Besonders sympathisch machte ihn am Ende noch seine außergewöhnliche Bescheidenheit. So war es ihm völlig entfallen, sein Buch zum Verkauf anzubieten. Sicher hätte er einige Exemplare signiert und verkauft. Der Erlös des Buches wandert im Übrigen auch nicht in seine eigene Tasche, sondern geht an den Verein „Depression heute“, der auch über einen sehr informativen Internetauftritt verfügt.
Es wird sicher ein Wiedersehen mit Dr. Peter Ansari geben, denn von Menschen wie ihm kann man gar nicht oft genug hören.
Geschrieben von: Cordula Alsdorf

Im Mai trafen sich in Aerzen, in der Praxis „Klang und Körper“, zum dritten Male Interessierte zu unserem Veggie-Treff. Alle Plätze waren restlos ausgebucht. Wir konnten neue TeilnehmerInnen begrüßen und auch die uns bereits von Anfang an die Treue halten. Darauf sind wir ein bisschen stolz.
Nach einer geselligen Begrüßung mit leckerem Tee und Wasser, begann der Abend mit einem sehr interessanten Vortrag unserer Gesundheitsberaterin Cordula Alsdorf zum
Thema: Gesunde Öle und Fette
In komprimierter, leicht verständlicher Form berichtete Sie u.a. über:
• FETT MACHT NICHT (f)FETT! Was bedeutet das?
• Worin besteht der Unterschied zwischen Fabrikfett und hochwertigen Ölen oder Butter?
• Den Unterschied zwischen den gesättigten, den einfach ungesättigten und den mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
• Welche Fette sind zu empfehlen?
Alle TeilnehmerInnen erhielten diesen Vortrag als Text zum Mitnehmen und Nachlesen ausgehändigt. Daran schloss sich eine Filmvorführung an: „Marktcheck deckt auf – Das Geschäft mit dem Olivenöl“
In diesem Film wird sehr anschaulich ein Qualitätstest über Olivenöle durchgeführt. In Deutschland werden fast ausschließlich Olivenöle der Güteklasse „Extra Vergine“ – also der höchsten Güteklasse angeboten, mal für 3,99 €, daneben auch für 27,00 €. Der Test deckt u.a. auf, dass die Lebensmittelindustrie bereits in großem Ausmaß daran arbeitet, aus minderwertigen Olivenölen – nach ausgeklügelten technischen Bearbeitungsverfahren- solche der vermeintlich höchsten Güteklasse herzustellen. Natürlich ohne dass der Verbraucher dieses Mogelverfahren auf dem Etikett der Ölflasche nachvollziehen kann!
Daneben gab es wertvolle Tipps, worauf man beim Kauf von Olivenöl achten sollte. Anschließend fand eine Verkostung von wertvollen kaltgepressten Olivenöle statt. Daran schloss sich ein geselliger Abschluss an, bei dem auch wieder einmal für das leibliche Wohl gesorgt war. So gab es Nudeln mit verschiedenen Pestos zum Probieren (natürlich alle in Bioqualität, mit hervorragenden Ölen hergestellt), selbst gebackene Brote, sowie von den TeilnehmerInnen mitgebrachte Salate und Aufstriche, die allesamt eine gute Auswahl an Köstlichkeiten boten. Wie gewohnt war der Austausch untereinander sehr lebendig und herzlich. Der Naturheilverein Weserbergland e.V., mit den Verantwortlichen Cordula Alsdorf und Marion Menke, freuen sich beim nächsten Treffen am 7. Juli, mit dem Thema „Gesundes Frühstück“ wieder auf so viel interessierte TeilnehmerInnen.
Team NHV Weserbergland
Film Quelle: www.ardmediatek.de

 

„Wie duftet rot?“ Ein Brückenschlag zwischen Kunst und Kunsttherapie

Etwa zwanzig Personen hatten sich im DNB-Seminarraum im Schloss Bauschlott eingefunden, um mit der Düsseldorfer Künstlerin Monika Schoeme der Frage „Wie duftet rot?“ nachzugehen. Nach einem kurzweiligen Einführungsvortrag zur anthroposophischen Kunsttherapie gab Monika Schoeme jedem Besucher Fragen zum Betrachten der Bilder an die Hand, so z.B. „Was fühle ich, welche Emotionen, Stimmungen oder auch Klänge ruft das Bild in mir hervor?“

Ganz bewusst verzichtet die Künstlerin auf eine Namensgebung der Werke, die mit Pigmenten und einem Acrylbinder gemalt wurden. In Ihrer Arbeit gehe es hauptsächlich um das Wesen der Farben, ihr Klang zueinander und um die Form-Entstehung aus der Farbe heraus, eben immer mit der Frage, welche Resonanz beim Betrachter hervorgerufen wird. Entsprechend breit waren auch die Empfindungen der Anwesenden zu den einzelnen Werken, von heiter und leicht bis Rückzug und Traurigkeit. Ein lockerer Austausch bei Sekt und Häppchen rundete den gelungenen Abend ab. Die Werke der Künstlerin sind noch einige Zeit im Seminarraum des Deutschen Naturheilbundes, Torhaus West zu sehen und können während den üblichen Bürozeiten oder nach Terminabsprache betrachtet werden.

Sabine Neff, Mitglied im Team-Vorstand Freundeskreis Naturheilkunde im Schloss e.V.

Bild: Sabine Neff vom Freundeskreis überreicht der Künstlerin Monika Schoeme (rechts) ein kleines Danke schön in Form von Blumen.

 

Im Einklang mit der Natur

Hans-Martin Beck, seit 12 Jahren als selbständiger Coach und Trainer in Leimen, hat dem NHV Heidelberg an einem sonnigen Mai-Abend einen spannenden Einblick in die Kultur und  Lebensweise der Inkas gegeben. Das Thema hatte doch viele Interessierte angezogen.

Viele Menschen in Europa verbinden mit dem Volk der Inkas legendäre Orte wie Machu Picchu oder gewaltige Reichtümer aus Gold und Silber. Weit weniger ist bekannt, dass die Inkas ein Reich mit etwa 15 Millionen Einwohnern geschaffen hatten, das weder Hunger noch Armut kannte und das größer war als das Römische Reich.

Der Schlüssel zu dieser Leistung liegt vermutlich in der einmaligen Mischung aus pragmatischer Einstellung und lebendiger Spiritualität. Wichtige Grundlagen davon finden sich beispielsweise in einem Gesetz, das Boliviens Regierung 2010 erließ und das als  „Gesetz der Mutter Erde“ bekannt ist: „vivir bien“, in Würde und Einklang mit der Natur leben. Die Inkas gehen davon aus, dass wir getragen sind von lebendiger Energie. Alles im Universum lebt! Und alles hat auch immer männliche und weibliche Aspekte. Die große Mutter „Patchamama oder Mama Patcha“ ist die Erdmutter und die Verbindung zur Materie. Der große Vater ist die Verbindung zur Metaphysik. Wir können uns mit allem verbinden, es kommt zum Austausch von Energie, einem Kreislauf von Geben (Erhalten) und Annehmen. Es gibt nichts Gutes oder Schlechtes, nur Leichtes oder Schweres. Die Lösung sehen die Inkas in dem, dass sie sich mit den Kräften der Natur verbinden und somit eine innere und äußere Harmonie erzeugen.

Hans-Martin Beck gab einen Überblick über die spirituelle Tradition der Inkas und ihrer Nachfahren, der Q’ero-Indianer aus den Hochanden Perus. Er zeigte auf, wie dieses Wissen Menschen auf der ganzen Welt helfen kann, ihre Beziehung zu sich selbst, zu anderen und zum großen Ganzen zu harmonisieren und zu verändern. Einfache mentale Übungen ermöglichten den Teilnehmern, Leichtigkeit zu spüren sowie einen neuen Blickwinkel auf das Miteinander und das Leben zu erhalten. Besonders berührt hat mich der Gedanke vom Inka-Samen, den man auch als „Erbtugend“ bezeichnen kann, der von Geburt an in jedem Menschen vorhanden ist und der alle positiven Ausprägungen des Menschen enthält. Das Leben wird uns ohne Vorbehalte geschenkt und ist an keinerlei Bedingungen geknüpft man muss weder rein sein noch sich reinigen oder gut oder gar besser werden. Jeder Mensch genügt so, wie er ist! Die großen Dinge sind einfach!

So auch der Leitspruch des DNB: Der Natur und dem Leben vertrauen!

 

Ursula Gieringer, 1. Vors. NHV Heidelberg

 

Bestsellerautor Dipl. Psych. Robert Betz referierte in Mosbach

 

Mosbach.  Der Bestsellerautor und Lebensberater Dipl.-Psychologe Robert Betz kam auf Einladung des Naturheilvereins Mosbach und Umgebung e. V. bereits nach 309 Tagen wieder nach Mosbach und füllte nicht nur den Großen Saal der Alten Mälzerei. Schon die Tatsache, dass auch die Empore geöffnet wurde, zeigt, wie groß das Interesse am Referenten, aber auch am gewählten Thema war, das die Zuhörer ermutigte, ihren Weg der Selbstliebe zu gehen.

Mit einem spielerischen Dialog zwischen dem Vorsitzenden Rolf Ehrle und der Beirätin Cornelia Schulz, die wiederum diesen Abend organisierte, wurde der Naturheilverein mit seinem Motto „des bewussten Lebens, der gesunden Ernährung und dem natürlichen Heilen“ vorgestellt und die Gedanken zum Thema Selbstliebe erwähnt. Betz griff diesen Einstieg auf mit einem Rückblick auf die Geschichte und seinen eigenen Lebensweg. Früher sei die Selbstliebe noch als Sünde verpönt worden und oft werde sie mit Narzissmus verwechselt. Der sich „selbstliebende Mensch“ gelte heute noch als nicht „normal“ und schere damit aus den Reihen der anderen aus, die ihm aus der eigenen Angst heraus den Rücken zudrehen.

Schon als Kind werde man zum „Normalmenschen“ erzogen, welcher zuerst fragt, was die Anderen, der Nachbar, die Eltern, der Partner usw. denken. Man lerne, den Erwartungen der Anderen zu entsprechen, sich anzupassen, weil man auf Anerkennung und Lob ausgerichtet sei, statt auf die Wünsche des Herzens zu hören.

Liebe man sich selbst oder wird man zu einem, der andere „braucht“ und laut Betz dann eine „Verbrauchergemeinschaft“ eingehe, die sich „gegenseitig verbrauche“. Dies führe dann irgendwann zu Verdruss, Frust, Krankheit oder Trennung. Aber auch wer sich selbst nicht liebe, könne die Liebe der/des Anderen nicht annehmen.

Betz wendet sich direkt an sein Publikum und stellt Fragen, wie „Was denke ich in der Tiefe über mich selbst? Konkret: Bin ich eine strahlende, mich selbst liebende Frau bzw. bin ich ein begeisterter Mann?“, „Was an dir hältst du für zutiefst liebenswert?“ und er ermutigt, sich diesen Fragen in der Stille zu stellen.

Wir alle hätten gelernt, uns zu verurteilen, uns schlecht zu machen, nicht gut mit uns umzugehen, um uns im Gesamtgefüge anzupassen. Selbstliebe sei fast etwas „Peinliches“, doch jetzt sei es an der Zeit, aus dem „Normalsein“ in ein „Glücklichsein“ zu gehen. Aus der kindlichen Abhängigkeit (körperlich, emotional, mental und finanziell) gelte es nun, sich selbst Liebe und Anerkennung zu schenken. Betz sagt deutlich, dass jeder seine „Macht“ nutzen könne, um mit dieser Energie das Beste aus seinem Leben zu machen.

So werde klar, dass die unzähligen Gedanken jedes Einzelnen Einfluss auf seine körperliche und seelische Verfassung nehmen. Das, was man über sich selbst denke, strahle man aus und ziehe Entsprechendes an. Lobe ich mich selbst, schenke ich mir selbst Liebe oder erwarte ich es von anderen, wie gehe ich mit meiner Vergangenheit um und nehme ich mein inneres Kind an die Hand? Alles Fragen, die sich der Mensch im mittleren Alter stellen solle, um zu einem glücklichen Leben mit größter Freude zu kommen. Und dies beginne schon beim morgendlichen Erwachen. Betz ermutigt, sich Zeit zu nehmen, um langsam wach zu werden. Früher sprach man ein Morgengebet, heute könne der erste Gedanke Dankbarkeit für alles um sich und für so vieles in der Welt zu sein.

Immer wieder sind es die Fragen an die 430 Zuhörer, die zum Nachdenken über das Leben anregen, wachrütteln und in die Tiefe gehen lassen. Aber auch mit einer kurzen und langen Meditation führt er in die Tiefe und jeden zu seinem inneren Kind. Betz zeigt, dass das eigene Herz der richtige Impulsgeber sei, ob sich etwas stimmig anfühle und ob man seine eigene Wahrheit lebe.

Besonders auf dem Sterbebett falle vielen Menschen auf, was sie in ihrem Leben gerne anders gemacht hätten. Die meisten bedauern, dass sie nicht den Mut hatten, ihre eigenen Wünsche zu verwirklichen oder ihre Gefühle zu äußern, dass sie zu wenig Zeit für Freunde und Familie hatten oder dass sie sich gerne mehr Freude gegönnt hätten. Robert Betz, selbst Publizist des gleichnamigen Buches „Dein Weg zur Selbstliebe“ und vieler weiterer Medien, verweist auf das Buch von Bronnie Ware „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“. Er ermutigt, in sich zu gehen, um herauszufinden, was man in seinem Leben wolle, statt nur zu wissen, was man nicht wolle.

 

Text und Bild: Cornelia Schulz, NHV Mosbach

 

Dr. Matthias Jung, Gestalttherapeut am „Dr. Max-Otto-Bruker-Haus“ in Lahnstein, bekannter Referent und Autor von über 60 Büchern nahm die Zuhörer im Hamelner Hefehof mit auf eine temperamentvolle Reise durch unsere Moderne, in der der Schlachtruf „Keine Zeit!“ zum guten Ton gehört.

Dr. Jung machte auf anschauliche Weise deutlich, wie sich die Lebenseinstellung „Keine Zeit!“ auf die Menschen heute auswirkt. Nicht nur ist der „Burnout“ als ein Ausdruck der Zeitnot eine der häufigsten Erkrankungen der letzten Jahre, auch unser Lebensglück geht im Zeitmangel verloren. Ist man heute noch von Herzen glücklich? Oder sagt man eher „Eigentlich geht es mir ganz gut“? Werden wir uns am Lebensende darüber ärgern, dass wir nicht genug Zeit im Büro verbracht haben?

Matthias Jung erläuterte an Beispielen aus seiner therapeutischen Praxis, wie wichtig es für die Menschen ist Zeit zu haben: Zeit für Beziehungen, Gespräche, für Spiele, für Lesen und Lernen, und auch genug Zeit für die Liebe.

Doch warum lassen sich immer mehr Menschen ohne Atempausen durch´s Leben jagen? Dr. Jung sieht als Ursachen typische psychische Strukturen die durch unsere Erziehung noch gefördert wurden: Das Helfersyndrom (Wer soll es denn machen, wenn nicht ich?) und den Minderwertigkeitskomplex (Ich werde nur geliebt, wenn ich genug leiste.)

Als Hauptgrund  für die ungeheure Hetze der heutigen Zeit sieht Dr. Jung aber die digitalen Medien, die er als „gewaltigen Zerstreuungsapparat“ bezeichnet. Niemand muss sich mehr mit Dingen intensiv auseinandersetzen, sich anstrengen und bemühen. Immer ist die Möglichkeit der Unterhaltung und Zerstreuung da, und so verbringen viele Menschen heute einen Großteil ihrer wachen Zeit im Internet. Dabei kommen sie sich, so Matthias Jung, „selbst abhanden“, das Gehirn kann sich nicht mehr erholen und die Folgen sind Schlafstörungen und Erkrankungen bis hin zum Burnout.

Doch warum gehen die Menschen heute in eine solche Maßlosigkeit? Dr. Matthias Jung erläuterte dafür zwei Ursachen. Durch die Messbarkeit der Zeit – im 16. Jahrhundert gab es die ersten Kirchturmuhren – und der sich zu einer Arbeitsteiligkeit hin verändernden Welt konnten die Menschen nicht mehr dem Rhythmus der Natur folgen, sondern mussten ihre Arbeitszeit und damit ihre Lebenszeit wie eine Ware verkaufen. In einer christlich geprägten Welt lebten die Menschen auf das Jenseits hin, das eigentliche „ewige“ Leben kam nach dem Tod. In einer säkularisierten Gesellschaft wie der unseren fehlt dieser Glaube, damit wird die Lebenszeit knapp, ein Danach gibt es nicht. Die Menschen geraten dadurch in einen ungeheuren Druck, alles erleben zu müssen und nichts verpassen zu dürfen, nicht zuletzt, weil sie den Gedanken an die eigene Endlichkeit nicht ertragen können.

Dr. Matthias Jung beendete seinen Vortrag  mit einem Zitat aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse: Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Bericht: Astrid Sebastian, 2. Vors. NHV Weserbergland
Foto:  Rudolph Wedekind